Abschied von der Kohle, 1:2 gegen Bayer - vom Abend der großen Gefühle bleibt die Angst
Schalke 04
Nach der Niederlage gegen Leverkusen gibt es keinen Zweifel mehr: Der Vize-Meister der Vorsaison steckt mitten im Abstiegskampf. Vorher feierlich gestimmte Fans pfeifen ihre Mannschaft aus.

Frust pur: Daniel Caligiuri nach dem 1:2 gegen Bayer Leverkusen. Schalke steckt jetzt mitten im Abstiegskampf. © dpa
Als der Knappen-Chor der Ruhrkohle AG gemeinsam mit den über 60.000 Zuschauern das Steiger-Lied schmetterte und Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies dem Bergbau die „ewige Treue“ der „Königsblauen“ schwor, standen die S04-Profis schon im zum Bergwerks-Stollen umdekorierten Spielertunnel – die feierliche Zeremonie zum Abschied von der Steinkohle bekamen sie also fast hautnah mit. „Sie sind jetzt in der Bringschuld“, dachte nicht nur Schalkes „Eurofighter“ Martin Max, früher selbst Bergmann.
Wie sich Schalkes Spieler dann aber gegen Leverkusen präsentierten, hatte mit Maloche und „typischen“ Tugenden eines Kumpel- und Malocher-Klubs nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Schalkes Spiel als Stimmungskiller
Die erste Halbzeit gegen einen zunächst ebenfalls uninspiriert wirkenden Gegner war aus Schalker Sicht bestenfalls als Stimmungskiller geeignet – die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco spielte, anders lässt es sich kaum bezeichnen, wie ein Absteiger.
Dabei hatte der Trainer vorher bei der Aufstellung ein deutliches Zeichen gesetzt: Tedesco vertraute weitestgehend der Mannschaft, die beim 1:1 in Augsburg eine passable zweite Hälfte hingelegt hatte – Sebastian Rudy, in Augsburg noch in der Start-Elf, saß nicht mal auf der Ersatzbank.
Dicker Denkzettel für Sebastian Rudy
Tedesco nannte einen „Mix an Gründen“, ließ allerdings keinen Zweifel daran, dass ihm Rudys Vorstellung am Samstag überhaupt nicht geschmeckt hatte. In einem so wichtigen Spiel ausgebootet – ein dicker Denkzettel für den Schalker Star-Einkauf.
Aber auch ohne Rudy spielte Schalke Furcht einflößend schwach – spätestens nach der Leverkusener 2:0-Führung durch Aleksandar Dragovic (27., Tor wurde erst durch den Video-Assistenten bestätigt) und Lucas Alario, der Matija Nastasic düpierte und Ralf Fährmann den Ball „durch die Hosenträger“ schoss (35.), hatten die S04-Fans die Nase gestrichen voll – die vorher so prächtige Stimmung war gekippt, viele Zuschauer pfiffen.
Hoffnung nach Tor durch Haji Wright
Erst das 1:2 durch Haji Wright nach einer Ecke in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit konnte die Gemüter wieder etwas besänftigen – die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt.
Tatsächlich zog Schalke das Publikum durch eine weitaus engagiertere Leistung nun wieder auf seine Seite. Die ebenfalls schwachen Leverkusener verloren die Spielkontrolle, Schalke drängte – und hätte bei zwei Großchancen durch die eingewechselten Steven Skrzybski (68.) und vor allem Yevhen Konoplyanka (73.) den Ausgleich erzielen müssen.
Druck verpufft plan- und konzeptlos
Schalke machte zwar Druck, der aber relativ plan- und konzeptlos verpuffte. Es blieb beim 1:2 – die fast schon peinliche erste Halbzeit war für Schalke nicht mehr zu reparieren, bei Bayer kann zumindest der aktuell gefühlt vor jedem Spiel kurz vor der Ablösung stehende Trainer Heiko Herrlich wieder ein wenig durchatmen.
Schalkes Fans pfiffen, viele waren schon vorher gegangen. Schalke steckt mitten im Abstiegskampf – vom Abend der großen Gefühle bleibt die Angst.
„Stecken in einem riesigen Negativ-Strudel“
Die war auch Ralf Fährmann nach dem Spiel anzusehen: „Wir stecken in einem riesigen Negativ-Strudel. Ich bin froh, wenn die Winterpause kommt. Aber in Stuttgart müssen wir nochmal alles raushauen. Da müssen wir gewinnen.“
Schalke ist – wieder mal – in der Bringschuld.