Ein Unglück kommt selten allein. Als ob die 0:3 (0:2)-Niederlage mit dem VfL Wolfsburg in der Veltins-Arena, die Pfiffe bei jedem seiner Ballkontakte und die eigene schwache Leistung nicht schon schlimm genug wären, lief es bei Julian Draxler im wahrsten Sinne des Wortes auch bei der anschließenden Dopingprobe nicht.
GELSENKIRCHEN
von Von Frank Leszinski und Norbert Neubaum
, 08.02.2016, 05:41 Uhr
/ Lesedauer: 2 min
Bilder der Partie Schalke gegen Wolfsburg.
Deshalb musste der 22-Jährige mit dem Wolfsburger Teamarzt hinter dem Mannschaftsbus herfahren, der sich längst auf der Autobahn befand, als Draxler seinen gebrauchten Tag in der Mixed-Zone noch einmal Revue passieren ließ. „Alles ist schief gegangen. Wir sind in der Offensive nicht durchschlagskräftig genug und hinten anfällig“, fasste der Weltmeister treffend zusammen, der nur einmal gefährlich vor dem Schalker Tor auftauchte. Das war in der 24. Minute, doch sein „Schüsschen“ war kein Problem für Torhüter Ralf Fährmann, der mit seinem Abwurf im Gegenzug das 1:0 durch Huntelaar eingeleitete.
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Julian Draxlers Schalke-Karriere in Bildern.
Julian Draxler spielte seit 2001 in den Jugendmannschaften des FC Schalke 04. 2011 schaffte er den Sprung zu den Profis. Jetzt wechselt der 21-Jährige zum VfL Wolfsburg.
Der Führungstreffer war für die Wolfsburger der Anfang vom Ende. Danach hatten die Königsblauen die Partie gegen erschreckend harmlose „Wölfe“ im Griff. Johannes Geis (35.) mit einem sehenswerten Freistoß und der eingewechselte Neuzugang Alessandro Schöpf (87.) besorgten den Rest und sorgten dafür, dass die Schalker Fans zufrieden den Heimweg antraten.
Die Königsblauen haben sich nach diesem wichtigen Erfolg auf den vierten Tabellenplatz vorgekämpft, während Draxler mit seinem VfL Wolfsburg das siebte Bundesligaspiel in Serie nicht gewann. Die Hoffnung des Ex-Schalkers, bei einem neuen Klub der eigenen Karriere frische Impulse zu geben, hat sich bislang noch nicht erfüllt. „Er kann sicherlich besser spielen“, ließ Trainer Dieter Hecking verbal noch Milde walten. Doch intern dürften beim noch amtierenden DFB-Pokalsieger ganz andere Worte gefallen sein.
Mitgefühl für Draxler gab es auf Schalker Seite nicht. „Ich hatte kein Mitleid mit Julian“, sagte Manager Horst Heldt, „da hat einer freiwillig die Familie verlassen, und das kommt eben dann nicht gut an. Dem Beispiel von Draxler wird allerdings wohl bald auch Joel Matip folgen.
Matip vor Wechsel
Heldt hatte vor wenigen Tagen noch einmal ein Gespräch mit dessen Berater Alexander Schütt. Doch obwohl die Königsblauen bis an ihre finanzielle Schmerzgrenze gingen, zieht es Matip wohl zum FC Liverpool und Trainer Jürgen Klopp, der als großer Fan des schlaksigen Innenverteidigers gilt, der Spielübersicht, Zweikampfstärke und Torgefährlichkeit in idealer Weise miteinander verbindet.
Der Optimismus, den Heldt in der Personalie Matip lange zur Schau stellte, ist jedenfalls verflogen. „Fakt ist, dass nächste Woche die Entscheidung kommuniziert wird,“ sagte der Schalker Manager. Wäre die Antwort beim Ur-Schalker (Matip ist seit dem Jahr 2000 im Verein) positiv ausgefallen, hätten die Blau-Weißen die Gelegenheit sicher genutzt, sie im Rahmen des Heimspiels gegen den VfL Wolfsburg publikumswirksam zu verkünden.
Breitenreiter zufrieden
So wird Schalke in der neuen Saison mit großer Wahrscheinlichkeit ohne Matip auskommen müssen, der auch gegen Wolfsburg eine hervorragende Leistung zeigte. Aber das galt diesmal für die gesamte Schalker Mannschaft, sodass Trainer André Breitenreiter nicht mit Lob sparte. „Phantastisch“ und „absolut toll“ schwärmte der 42-Jährige und spendierte am Sonntag einen zusätzlichen freien Tag.
Den hatten sich Huntelaar und Co. redlich verdient. Sie liefen nicht nur fünf Kilometer mehr als der Gegner, sondern bewiesen in Sachen Chancenauswertung endlich wieder mehr Effektivität, die unbedingt notwendig ist, um Spiele zu gewinnen. Breitenreiter scheint zudem so etwas wie eine Stammformation gefunden zu haben. Gegen Wolfsburg vertraute er zum dritten Mal in Serie derselben Mannschaft – die Tugenden wie Teamgeist und Leidenschaft bewies, die Wolfsburgs Trainer Hecking wieder einmal völlig bei seiner Elf vermisste: „Die Mannschaft spielt nicht wie eine Mannschaft. Das ist das Grundübel.“