Lange Zeit prägten Taktik und viele Unsauberkeiten auf beiden Seiten das 172. Revierderby zwischen Königsblau und Schwarzgelb. Am Ende stand ein verdientes 1:1 (0:0)-Unentschieden, das Schalke weiter auf die Rückkehr in die Europa League hoffen lässt.
Nach dem 1:0 des BVB durch den 24. Saisontreffer von Pierre-Emerick Aubameyang steuerte die Borussia auf den Derbysieg zu und vergab klarste Chancen. Thilo Kehrer rettete die Königsblauen, denen die letzten 15 Minuten gehörten.
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Bundesliga, 26. Spieltag: FC Schalke 04 - BVB 1:1 (0:0)
Bilder des 172. Revierderbys zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund.
Um nicht seine zuletzt bewährte Taktik über den Haufen werfen zu müssen, setzte Thomas Tuchel überraschend mal wieder auf Felix Passlack. Das Dortmunder Eigengewächs, unweit der Arena in Bottrop geboren, besetzte die Durm-Position auf der rechten Außenbahn vor Lukasz Piszczek. Alle anderen Änderungen im Vergleich zum 1:0 gegen Ingolstadt durfte man erwarten: Marc Bartra startete in der Dreierkette, Julian Weigl ersetzte Raphael Guerreiro, der zuletzt gesperrte Ousmane Dembele Christian Pulisic. Bei den Königsblauen feierte Coke sein Startelf-Debüt auch deshalb, weil in Sead Kolasinac einer der auffälligsten Spieler des Hinspiels doch passen musste.
Viel Freiraum für Castro
Dembele gegen Caligiuri, das war eins der Schlüsselduelle dieses Spiels, und der Franzose hatte gleich einen Abschluss, als er Schalkes Stambouli austanzte (4.). Auf der Gegenseite prüfte Burgstaller die Aufmerksamkeit von Bartra. Der bekam beim Schuss des Österreichers noch den Fuß dazwischen (5.).
Was gut begann, entwickelte sich danach zu einer Partie, die fast ausschließlich aus der großen Rivalität ihre Spannung bezog. Im Mittelfeld neutralisierten sich die Revierrivalen, weder gelang es Gonzalo Castro, aus seinem großen Freiraum auf der Acht Gefahr zu inszenieren. Noch war auf der Gegenseite Leon Goretzka in der Lage, dem Schalker Spiel seinen Stempel aufzudrücken.
Viele Ballverluste
Viele aus Ungenauigkeiten resultierende Ballverluste prägten das Spiel auf beiden Seiten - und auch die Tatsache, dass die sich dadurch ergebenden Freiräume selten in konstruktiven Kontergelegenheiten mündeten, einte beide Klubs. Als S04-Schlussmann Ralf Fährmann gegen Dembele den Ball nicht sichern konnte, ließ sich Shinji Kagawa zu weit nach außen drängen und wurde von Coke gestelle (22.), auf der Gegenseite brachte ein gefährlich nach innen gezogener Freistoß von Caligiuri Gefahr (26.). Dembeles Schlenzer knapp neben den Pfosten (30.) und ein zu schwacher Abschluss des sehr unauffälligen Aubameyang (34) zeigten zwar, dass sich der BVB im Verlauf der ersten 45 Minuten allmählich ein leichtes Übergewicht erspielte - insgesamt aber blieben beide vieles schuldig bis zur Pause.
Schalke stellte um zur Pause, Goretzka kam nun mehr aus der Tiefe und bereitete gleich die erste Chance für die Königsblauen vor, als er den Ball über die rechte Seite nach vorne trieb und in die Mitte passte. Dort drehte sich Burgstaller um Bartra, sein Schuss aber kam zu schwach (52.).
Tor verändert die Taktik
Quasi im Gegenzug die Dortmunder Führung. Dembele bediente Kagawa, der allein auf Fährmann zulief, dann aber den mitgelaufenen Aubameyang bediente - der hatte keine Mühe, aus sieben Metern ins leere Tor zu schieben (54.).
Das Tor veränderte die Taktik vor allem für die Gastgeber, die nun kommen mussten. Ein toller Reflex von Roman Bürki im BVB-Tor verhinderte den schnellen Ausgleich - Höwedes hatte nach einer Ecke wuchtig, aber zu zentral geköpft (56.).
Mehr Raum für den BVB
Mit der Führung gab es sofort mehr Räume für den BVB, und nach einem Traumpass von Kagawa hätte Aubameyang dieses Derby schon entscheiden müssen. Allein lief er auf Fährmann zu, sein Querpass zu Dembélé aber geriet zum Rohrkrepierer (58.).
S04-Trainer Markus Weinzierl reagierte mit einem Doppelwechsel, Meier und Schöpf kamen, das war das Zeichen für deutlich mehr Offensive. Die kam aber zunächst nur vom BVB, der beim Konter Dembele im Strafraum in Schussposition brachte - der überlegte Schlenzer klatschte vernehmlich an den Innenpfosten (74.).
Chancenwucher rächt sich
Der Chancenwucher rächte sich - mal wieder. Goretzka legte den Ball per Hacke auf den jungen Thilo Kehrer ab, dessen Rechtsschuss fand am kurzen Pfosten den Weg ins Tor - 1:1 (77.). Aus dem Nichts waren die Königsblauen wieder im Spiel.
Dynamik und Dramatik, die diesem Derby zuvor lange gefehlt hatten, waren plötzlich da. Tuchel setzte mit den Einwechslungen von Emre Mor und Christian Pulisic ein Zeichen, mit diesem Remis nicht zufrieden zu sein, doch Schalke beflügelte der Ausgleich sichtlich. Königsblau fightere und reklamierte vehement Strafstoß, als Marc Bartra in der Nachspielzeit der Ball beim Klärungsversuch an die Hand sprang (90.+2). Schiedsrichter Felix Zwayer gab aber keinen Elfmeter. Am Ende spielte nur noch Königsblau, Dortmund geriet bedenklich ins Schwimmen. So war das Remis unterm Strich ein gerechtes Ergebnis.