1:0 gegen Mainz: Schalke fallen „Steine vom Herzen“
Schalke 04
Nach dem Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05 herrscht auf Schalke ein Gefühl vor: Erleichterung. Königsblau musste bis zum Ende zittern. Christian Heidel nahm die Partie besonders mit.

Die Erleichterung nach dem Sieg gegen Mainz war bei allen Schalkern zu spüren. © dpa
Als Schalkes Spieler vor den Fans in der Nordkurve standen und mit ihnen gemeinsam den 1:0 (1:0)-Sieg gegen Mainz 05 feierten, stand Domenico Tedesco ein wenig im Hintergrund und sah sich das Spektakel aus der zweiten Reihe an. Der große Videowürfel in der Veltins-Arena hatte das Gesicht des Trainers in diesen Momenten groß im Bild, die enorme Ergriffenheit, die Schalkes Trainer in dieser Szene spürte, war somit bis in die hinteren Ränge des Stadions zu sehen. Es muss dieser Moment gewesen sein, den Tedesco hinterher am Ende seiner Analyse erwähnte: „Natürlich ist der Sieg für uns wichtig und schön. Aber fast noch schöner ist, wie sich manche Menschen über diesen Sieg freuen.“
Anspannung fällt von Tedesco ab
Tedesco selbst natürlich auch. Nach fünf Start-Niederlagen stand er zwar noch nicht zur Diskussion, aber hätte Vizemeister Schalke auch das Spiel gegen Mainz in den Sand gesetzt, wären der Chefetage immer mehr die Argumente pro Tedesco ausgegangen. Also herzte der Fußball-Lehrer nach 94 Nerven aufreibenden Minuten zunächst seinen Assistenten Peter Perchtold, dann Manager Christian Heidel und Sportdirektor Axel Schuster. Die enorme Anspannung fiel in diesen Minuten von ihnen ab. „Natürlich sind uns allen Steine vom Herzen gefallen“, gab Tedesco einen Einblick in sein Innenleben.
Treffen, zittern, feiern - so lässt sich der Nachmittag aus Schalker Sicht zusammenfassen, bei dem wirklich erst mit dem Schlusspfiff feststand, dass Schalke tatsächlich den ersten Saisonsieg einfahren würde. Besonders in den ersten zehn Minuten konnte Schalke weder Nervosität noch Angst vor dem drohenden Niederlagen-„Sechserpack“ abschütteln. Die Schalker Mannschaft, die wieder mit einer Viererkette und wie schon in Freiburg ohne Naldo verteidigte, stolperte von einer Verlegenheit in die andere - ein Ausrutscher von Salif Sané und ein Horror-Fehlpass von Nabil Bentaleb waren exemplarisch. „In dieser Phase hätten wir in Führung gehen können“, haderte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz nicht nur in dieser Phase mit den nicht bis zum Ende ausgespielten Offensiv-Aktionen seiner Mannschaft.
Endlich eine Schalker Führung
Wie aus dem Nichts fiel dann das Schalker 1:0. Diagonalball von Sané auf Yevhen Konoplyanka, der flankt nach kurzem Dribbling in den Strafraum - und ausgerechnet Alessandro Schöpf, nicht gerade als Kopfball-Ungeheuer bekannt, nutzt das schlechte Mainzer Stellungsspiel in dieser Situation zur Führung (11.). „Es war Schalkes erste Aktion überhaupt“, bilanzierte Schwarz - endlich (zum ersten Mal in dieser Bundesliga-Saison) war Schalke mal in Führung gegangen, endlich hatte die Mannschaft die zuletzt vermisste Effektivität in fast schon eiskalter Manier gezeigt.
Diese Führung gab Schalke zunächst mehr Schwung und Sicherheit - die Königsblauen hatten die Partie nun zusehends im Griff, ohne sich die ganz großen Chancen zu erspielen. Insofern war das Lob von Domenico Tedesco („Wir haben gemerkt, dass die Stimmung im Stadion schon wie ein Feuerwerk war, also wollten wir auch ein Feuerwerk abbrennen. Das ist den Jungs in der ersten Halbzeit gelungen“) vielleicht ein wenig zu hoch gegriffen, aber in Relation zur zweiten Hälfte nun auch wieder nicht. Denn da fand Schalke so gut wie gar nicht mehr statt.
Konterspiel nach der Pause
Mainz übernahm nun fast komplett die Spielkontrolle, Schalke beschränkte sich auf gelegentliche Konter - einer davon hätte fast zum 2:0 geführt, als Konoplyanka nach einer Flanke von Guido Burgstaller nur die Latte traf - diese Kombination aus der 59. Minute hätte ein Tor verdient gehabt. Ansonsten bestand die zweite Halbzeit eigentlich nur noch darin, dass Schalke um den Ausgleich bettelte, ihn aber aufgrund einer Kombination aus Geschick, Glück, großem Kampf und Mainzer Unvermögen nicht kassierte. „Die letzten zehn Minuten“, musste Schalkes Manager Christian Heidel nach dem Sieg gegen seinen Ex-Klub ganz tief durchschnaufen, „gönne ich niemandem. Es war ein Zittersieg.“
Auch Tedesco musste zugegeben, „dass am Schluss bei uns natürlich die Angst dazukam“. Also redete er nicht lange um den heißen Taktik-Brei herum: „Am Ende war es egal, ob du 5-4-1 oder 4-4-2 spielst. Da ging es nur noch darum, sich zu wehren.“ Das tat Schalke. Diesmal mit Erfolg. Und deswegen durfte gefeiert werden.