Andreas Erzkamp, Parteivorsitzender der SPD-Raesfeld/Erle/Homer: „Es ist wie bei einer zerrütteten Ehe, man ist nicht froh, wenn es zu Ende ist und man hat ein bisschen Angst. Aber lieber ein Schrecken mit Ende als ein Schrecken ohne Ende.“ Die Koalition sei von Anfang an keine Glücksehe gewesen. „Jetzt müssen wir nach vorn schauen und auf das, was passiert.“
Bernhard Bölker, Fraktionsvorsitzender der CDU Raesfeld: „Es war nicht erst seit gestern zu erwarten, es war absehbar. Ich denke, man kann nicht alles auf Pump finanzieren.“ Bei langfristigen Investitionen sehe das noch etwas anders aus. Die Probleme seien derart groß, auch hinsichtlich der Ergebnisse in den USA, dass die Regierung mehr auf die Einigkeit Europas schauen sollte. Er befürchtet, dass es keine Mehrheit für eine Partei oder ein Parteienbündnis bei Neuwahlen geben wird. Für die nächsten, die ins Amt kommen, werde es schwierig, eine stabile Regierung zu bauen, meint er.

Christoph Stephan, Vorsitzender der FDP Raesfeld, benutzte einen vulgären Begriff, um zu erklären, „was der Bundeskanzler sich da jetzt erlaubt“ habe. Das sei ein desolater Zustand. „Es war von Anfang an keine Liebes-Heirat“, erklärte er. Einerseits habe sich die SPD wenig bewegt, die Grünen hätten ein „Maximum an Unprofessionalität“ gezeigt.
Er sieht wenig politischen Sachverstand. Das frühe Aus sei absehbar gewesen. Es sei besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren und bar jeder Vernunft, was aktuell geschehe. Je eher das Vertrauensvotum gestellt werde, desto besser. Man sollte aus der Gemütlichkeit, mit den Neuwahlen bis März zu warten, herauskommen und es nicht künstlich in die Länge ziehen. „Das ist doch Humbug“.

Volker van Wasen, Fraktionsvorsitzender der UWG Raesfeld: „Das Aus der Ampelregierung war in den letzten Wochen grundsätzlich absehbar und zu erwarten. Ich glaube, dass es wichtig wäre, die Gründe für das Scheitern zu analysieren, um Lehren daraus ziehen zu können. Die derzeitige Situation kann sowohl Chancen für neue politische Ansätze, als auch Risiken für die Stabilität des Landes mit sich bringen. Wir alle sollten in dieser politisch schwierigen Zeit besonders aufmerksam sein und uns im besten Fall aktiv an den politischen Diskussionen beteiligen. Die politischen Akteure sollten jetzt im Sinne des Gemeinwohles handeln und Lösungen für die drängenden Probleme unserer Gesellschaft finden.“

Henry Tünte von den Grünen erklärt: „Ich bedauerlich, dass es nicht möglich war, das Projekt ‚Ampel‘ durchzuziehen. Dazu waren die Unterschiede zum Ende offensichtlich doch zu groß, ob persönlich und/oder inhaltlich. Die Ampel-Koalition ist in großer Aufbruchstimmung und mit einem gemeinsamen Plan zur sozial-ökologischen Transformation Deutschlands vor drei Jahren gestartet. Doch bereits drei Monate nach Beginn überfiel das von Putin geführte Russland die Ukraine. Die Welt war eine andere und viele nachfolgende Probleme mussten und müssen bewältigt werden. Das gelang zu meiner Bewunderung zunächst erstaunlich gut und trotzdem konnte in vielen Punkten Versprochenes umgesetzt werden. Was mit Sicherheit bleibt, ist der Klimawandel, das Artensterben, aber auch der russische Angriffskrieg. Ich hoffe, wir finden gute Lösungen.“
