Neue Initiative in Raesfeld und Erle „Inklusion ist gelungen, wenn sie kein Thema mehr ist“

„Inklusion ist dann gelungen, wenn sie kein Thema mehr ist“
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Inklusion - was immer mehr in der Gesellschaft einen Platz findet, braucht manchmal doch noch einen kleinen Anstoß, um das schon vorhandene abzurunden. Justin Woeste aus Schermbeck startete einen Aufruf für ein neues Projekt der Lebenshilfe Borken und Umgebung: „Vielfalt, Zusammenhalt, inklusive Community in Raesfeld“.

Er und seine Kollegin Johanna Höing möchten das Thema „Inklusion“ in Raesfeld und Erle noch stärker etablieren. Johanna Höing bringt die Expertise und Erfahrung mit, Justin Woeste hatte schon immer einen Bezug zu Erle und Raesfeld und auch er arbeitet bei der Lebenshilfe Borken.

Hier können Menschen mit Beeinträchtigungen möglichst eigenständig leben.
Hier können Menschen mit Beeinträchtigungen möglichst eigenständig leben. Eine 24-Stunden-Betreuung ist jederzeit vor Ort und hilft je nach Bedarf. © Marie-Therese Gewert

Die zündende Idee für das Projekt hatte Geschäftsführer Marc Lichte von der Lebenshilfe Borken. Er betont: „Inklusion ist dann gelungen, wenn keiner mehr darüber reden muss.“

Schließlich solle jeder Mensch die Möglichkeit erhalten, sich umfassend gleichberechtigt an der Gesellschaft zu beteiligen. Das ist das Ziel - was an der ein oder anderen Stelle auch schon erste Erfolge zeigt.

In den Alltag integrieren

Sie möchten, dass die Hilfe auch wirklich im Alltag der Menschen integriert werden kann und praktische Anwendung findet. So bringen die schönsten Ideen nichts, wenn sie an der Lebenswirklichkeit der betroffenen Menschen vorbeigehen. Oder anders gesagt: Ein schöner barrierefreier Pool nützt nichts, wenn keiner darin baden geht.

Inklusion geht nur so weit und so viel, wie der Mensch das tragen kann. Beim Thema Barrierefreiheit müsse auch die Frage erlaubt sein, wo der Einsatz Sinn macht, alltagstauglich und wirksam ist. Sie möchten den „Sozialraum und die passende Infrastruktur“ stärken.

Prozess ist in Bewegung

Der Prozess ist in Bewegung. Dafür braucht es ein Netzwerk. Seitens der Angehörigen gab es schon viele Ideen: ein Angehörigen-Café, eine Kita, eine Elterninitiative, eine Frühförderung. Deutlich wird, dass den Angehörigen ein Austausch am Herzen liegt - und auch die Betroffenen selbst gehört werden. Denn jeder hat eine Stimme. Oft bekam Johanna Höing in der Vergangenheit zu hören: „Gut, dass Sie das machen, aber ich könnte das nicht“. Doch das Bild habe sich schon gewandelt. Inklusion wird mehr und mehr selbstverständlich.

Mit Betroffenen sprechen

Dieses inklusive Projekt bildet mit einer feinen Nuance den Unterschied: Das Team geht zunächst auf Betroffene zu und fragt, was sie wirklich brauchen. Denn oft werde ein Bau inklusiv und barrierefrei geplant, ohne mit den Betroffenen zu sprechen.

Das soll sich hiermit ändern. Betroffene müssen gefragt werden. Sie können am besten beurteilen, was sie brauchen - und was nicht. So empfiehlt es sich immer, mit ihnen zu planen - und nicht an ihnen vorbei. Wenn Eltern unsicher sind, inwieweit das Kind auch eigenständig leben kann, können Angehörige auf die Lebenshilfe Borken zukommen.

Jeder kann profitieren

Früher oder später sei jeder Mensch mal eingeschränkt. „Spätestens, wenn wir älter werden“, erklärt Marc Lichte. Dann seien Menschen auf Hilfe angewiesen. Er ist überzeugt, dass jeder von dem Projekt profitieren kann. Mit dem Projekt lebt die Wertschätzung füreinander auf. In einem inklusiven Wohnbau leben mittlerweile mehrere Menschen, ihre Wohnungen sind je auf ihre persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten.

Hohe Wertschätzung

Das Team war überwältigt von der hohen Resonanz und der Wertschätzung, die ihnen nach ihrem Aufruf in den Sozialen Medien begegnete. Viele Erler und Raesfelder haben sich gemeldet. Noch hofft das Team auf weitere Kooperationspartnerschaften.

Ganz gleich, ob Schützen-, Sport- oder Heimatverein - jeder dürfe sich angesprochen fühlen. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen und sich einbringen. Noch befindet sich das Projekt am Anfang, eine offizielle Auftaktveranstaltung ist aktuell noch in Planung.

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Kooperationspartner gesucht

Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt. Finanziert wird es durch eine Förderung von der Aktion Mensch. „Das sollen Fußstapfen werden“, erklärt Johanna Höing, denn auch danach hofft sie, dass das Projekt weiterhin ein Stück weit gelebt wird. Kooperationspartner sind aktuell die Gemeinde Raesfeld und Andre Wachtmeister von Lieb und Wert.

Weitere Helfer und Partner sind willkommen und können sich einfach an das Team der Lebenshilfe Borken und Umgebung wenden. Zusätzliche Impulse sind jederzeit gern gesehen. Kontakt: woeste@lebenshilfe-borken.de und j.höing@lebenshilfe-borken.de