Eine Hundefreilauffläche für Erle und Raesfeld: Wenn es nach Mischlingshund Bernie geht, kann das Projekt nicht schnell genug in die Wege geleitet werden. Er kam als rumänischer Straßenhund nach Deutschland. Familie Böhle aus Raesfeld nahm ihn bei sich auf, ihr erster Hund aus dem Tierschutz.
Astrid Böhle merkte schnell: Bernie braucht Geduld, Liebe, Zeit und Zuwendung, damit er lernt, wem er vertrauen kann.
Oft sind Hunde aus dem Tierschutz ängstlich, manche müssen nur ein Geräusch hören, wollen flüchten oder legen sich flach auf den Boden. Bei Hunden aus dem Tierschutz ist nie ganz genau sicher, was sie schon erlebt haben. Freilaufen ist keine Option - allzu gerne rennt Bernie nach draußen und tobt. Ohne Leine, im eingezäunten Garten, kein Problem.
Beim Gassi-Gang bleibt Bernie ohnehin pflichtbewusst an der Leine. Hier wird er momentan noch schnell aggressiv, wenn größere Hunde auf ihn zukommen. Astrid Böhle weicht anderen Hundehaltern aus diesem Grund noch im großen Bogen aus.
Auf dem Hundeplatz am Dülmener Weg in Borken lässt ihn Astrid Böhle von der Leine und Bernie ist wie ausgewechselt, kommt mit anderen Hunden klar. Hier trifft er andere Artgenossen in entspannter Atmosphäre. Freundlich, aufgeschlossen und friedlich.
Doch nicht jeder ist mobil und kommt „mal eben“ nach Borken. Deshalb wünscht sich die Familie eine solche Freilauf-Zone für Raesfeld und Erle.
Expertin: Hunde sind frei
Hundetrainerin Veronika Linde (32) aus Dorsten steht einer Hundefreilauffläche grundsätzlich positiv gegenüber. „Dafür spricht, dass sich die Hunde im Freilauf ohne Leine bewegen können“, erklärt sie. Heißt, die Hunde sind frei - und Halter könnten den Rückruf ohne Leine mit ihrem Hund entspannt üben.
Für freien Auslauf und gezielte Arbeit mit dem Hund sind Hundehalter auf einer Hundewiese bestens aufgehoben. Auch deshalb, weil hier die Reizüberflutung nicht so groß ist. In einem Wald sei das schon anders. Gerade in dieser Region gebe es viele Naturschutzgebiete, wo die Leinenpflicht an der Tagesordnung ist. Da sei ein Hundeplatz eine schöne Alternative, weil Hunde auch mal frei laufen sollten.
Was Veronika Linde kritisch anmerkt: wenn die Freilaufzone als eine Art „Kaffeeklatsch“ genutzt wird, wo sich zehn fremde Menschen treffen, die ihre Hunde einfach laufen lassen. Nach dem Motto: „Das machen die schon unter sich aus“.
Ängstliche Hunde brauchen den Schutz, wenn viele andere Hunde auf ihn losstürmen. Hier brauche es eher den gezielten Kontakt, ratsam seien feste Gruppen, damit der Hund die Sicherheit bekommt. Die Nutzung einer Hundewiese nach Anmeldung mache auch Sinn. Ist eine Hündin läufig - und mehrere Rüden sind auf dem Platz, könne auch hier der Grad zu einer Auseinandersetzung schmal werden.

Daher ist es empfehlenswert, gezielt Kontakte für ein Miteinander zu suchen, die sich förderlich und positiv auf das soziale Verhalten des Hundes auswirken - sonst können die Tiere schnell gestresst sein. Doch Hundeexpertin Veronika Linde ist überzeugt: „Ich glaube, dass es noch mehr Hundeplätze geben sollte“. Dann würde sich nicht alles auf einem Platz „knubbeln“ und sich mehr verteilen.
Für manche Trainer, die mobil arbeiten, sei es unmöglich, einen geeigneten Übungsplatz zu bekommen - und so hätte eine Hundefreilauffläche auch in diesem Sinne einen Mehrwert für alle, meint die 32-jährige Dorstenerin, die selbst Hundetraining und Verhaltenstherapie für Hunde anbietet.
Antrag der SPD
Zurück nach Raesfeld: Im Januar 2022 hatte die SPD-Fraktion Raesfeld einen Antrag für zwei Hundefreilaufflächen in Raesfeld und in Erle auf den Weg gebracht. Laut Elke Rybarczyk von der SPD wurde der Antrag auf Wunsch von Bürgern gestellt.
Hundehalterin Astrid Böhle aus Raesfeld wollte nun wissen, was aus der Idee geworden ist - und fragte auch bei der Gemeinde und in den sozialen Medien nach. Elke Rybarczyk habe diverse Male im nicht öffentlichen Teil im Gemeinderat, zuletzt am 24. Juni, nachgefragt, wie hier der aktuelle Stand aussehe. Jedes Mal erhielt sie die Antwort, dass noch keine passende Fläche gefunden sei.

Die Gemeindeverwaltung hatte seinerzeit mit der Suche nach einem geeigneten Grundstück begonnen, heißt es im Rathaus. „Leider befindet sich derzeit kein passendes Grundstück im kommunalen Eigentum“, bestätigte die Gemeinde auf Nachfrage. „Es wird weiterhin nach einem Grundstück gesucht, um dann den Gemeinderat über diese Frage entscheiden zu lassen.“
Denn bevor der Rat darüber entscheidet, müssten mögliche Hundefreilauf-Zonen zur Auswahl stehen.
Genug Flächen vorhanden
Die Befürworter sind davon überzeugt, dass es genug Flächen geben könnte. In den sozialen Medien stieß die Idee von Astrid Böhle auf positive Resonanz. Sie hofft, dass sich jemand findet, der Land in Raesfeld und in Erle verpachten würde. Der Antrag der SPD wird jedenfalls aufrechterhalten.
Weitere Informationen zum Hundetraining bei Veronika Linde gibt es im Internet unter https://www.hunde-training-linde.de/

