
© Berthold Fehmer
Preis für Naturfoto: Langes Warten unterm Tarnnetz hat sich gelohnt
Auszeichnung
Unterm Tarnnetz wartete Alois Grünewald geduldig auf seine Chance. Als er am 13. Juni 2020 um 21.48 Uhr den Auslöser drückte, gelang dem Naturfotografen ein seltenes und preisgekröntes Bild.
Der Aufnahme, die im fünfzigsten Teil einer Sekunde entstand, geht eine längere Geschichte voraus. Der 68-jährige Alois Grünewald fotografiert etwa seit seinem 20. Lebensjahr. „Einmal habe ich einen Wanderpokal bekommen“, sagt der Rentner über seine bisherigen fotografischen Erfolge - er habe sich allerdings auch nie an Wettbewerben beteiligt.
„Ich bin jetzt Rentner und habe Zeit“, sagt Grünewald über sein Hobby Naturfotografie. „Rumsitzen kann ich überhaupt nicht“, so der umtriebige Rentner über sich, der jeden Tag im Freien mit der Fotokamera im Anschlag die Natur studiert. „Im Sommer mache ich viel Makrofotografie von Insekten.“ Im Winter mache er Fütterungen im Wald, wo die Meisen meistens schon auf das grüne Auto warten, wie Grünewald berichtet. Sein Plan, mit Haselnüssen Eichhörnchen anzulocken, habe allerdings nicht funktioniert. „Weil der Buntspecht die Haselnüsse geklaut hat.“
Nisthilfen für Steinkäuze
Grünewald gehört zur Gruppe im Heimatverein Erle, die seit Anfang der 1990er-Jahre Röhren basteln, kontrollieren und warten, in denen Steinkäuze nisten sollen. Ab und zu verirre sich auch mal ein Star in die Niströhren, die aus alten Rollläden aus Holz bestehen, die mit einem Teermantel vor Feuchtigkeit geschützt werden. 14 dieser Röhren, so Norbert Sabellek, Vorsitzender des Heimatvereins Erle, hat die Gruppe auf Äste von Bäumen von der Östrich bis zur Westrich aufgeschnallt und kontrolliert sie mehrmals jährlich.
Bei einem dieser Kontrollgänge hatte Grünewald in der Östrich, bei Heinrich Bente, eine Röhre gefunden, in der Steinkäuze brüteten. Grünewald schnappte sich seinen Ansitzstuhl, ein Tarnnetz und seine Kamera mit 600-Millimeter-Objektiv und setzte sich in acht Metern Entfernung von der Niströhre ab 19 Uhr hin. „Vorher tat sich überhaupt nichts“, hatte Grünewald beobachtet, denn erst wenn es dunkel wird, werden die Steinkäuze aktiv.
Meistens sah Grünewald immer nur einen der kleinen Steinkäuze außerhalb der Röhre. „Irgendwann kam ein zweiter.“ Fliegen konnten sie damals noch nicht und waren auf die Fütterung durch den Altvogel angewiesen. Gegen 21.48 Uhr kam dann ein Altvogel angeflogen, als gerade drei kleine Steinkäuze draußen saßen und einen der mitgebrachten Käfer erhaschen wollten. „Dass drei rauskamen, habe ich nur ein- oder zweimal gesehen.“
Heimatverein schickte Foto zum Wettbewerb ein
Das Foto „Steinkauzfamilie neben Röhre“ schickte der Heimatverein mit zwei weiteren Aufnahmen zum Fotowettbewerb „Engagiert für Natur - Heimatakteure im Fokus“ des Westfälischen Heimatbundes. Nachhaltiges bürgerschaftliches Engagement für Natur im ländlichen Raum soll mit dem Wettbewerb unterstützt werden.
Grünewalds Foto wurde unter 129 eingesandten Bildern als eines von zwölf ausgewählt, die in einem Wandkalender präsentiert werden. Dieser befinde sich gerade im Druck, teilte der Heimatbund mit. Grünewalds Motiv sei für den Monat Juni vorgesehen.
500 Euro für gemeinnützige Vorhaben
Außerdem bekommt der Heimatverein Erle, auch weil die NRW.BANK den Wettbewerb finanziell unterstützte, 500 Euro für weitere gemeinnützige Vorhaben. Norbert Sabellek sagt: „Der Heimatverein hat das Glück, Alois im Verein zu haben.“
Mit dem Geld wolle man weitere Naturschutzmaßnahmen angehen - es gebe Ideen, vielleicht für Kinder- und Jugendgruppen Lupen anzuschaffen, um die Entdeckung der Natur zu fördern, sagt Sabellek.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
