Pia Brüggemann hypnotisiert Redakteur Niklas Berkel in ihrer Praxis in Erle.

Pia Brüggemann hat eine Hypnose-Praxis in Raesfeld-Erle eröffnet. © Berkel, Niklas

Pia Brüggemann (46) hypnotisiert Kinder und Jugendliche

rnHypnosetherapie

Pia Brüggemann (46) hat sich selbstständig gemacht. Sie will Kindern und Jugendlichen Ängste und Phobien nehmen. Die haben in der Corona-Zeit zugenommen.

Erle

, 28.08.2022, 07:30 Uhr

Erle ist um eine neue gesundheitliche Behandlungsmethode reicher. Besonders auf Kinder und Jugendliche hat sich die Erlerin Pia Brüggemann (46) spezialisiert. In dem Dorf, wo sie zu Hause ist, hat sie sich selbstständig gemacht - mit einer Behandlung, die nicht alltäglich ist.

Pia Brüggemann ist Hypnosetherapeutin und hat in Erle die Praxis „Lifestyle Hypnose“ eröffnet. In ihrer Arbeit betreut sie Kinder und Jugendliche, die Ängste, Traumata oder schlicht Lernschwierigkeiten haben. Auch Kindern und Jugendlichen, die ins Bett machen oder Nägel kauen, will sie mittels Hypnose helfen. Genauso Eltern, die Schwierigkeiten haben, mit den Problemen ihrer Kinder umzugehen.

Besonders die Corona-Zeit habe zu mehr psychischen Erkrankungen geführt. Dazu kommt: „Die Bereitschaft, psychische Erkrankungen als das zu akzeptieren, was sie sind, hat in der Bevölkerung zugenommen“, sagt die 46-jährige ausgebildete Heilpraktikerin.

Doch wie funktioniert das mit der Hypnose genau? Mit einem in der Luft baumelnden Amulett, das der Patient mit seinen Augen verfolgt, hat Brüggemanns Behandlungsmethodik nämlich nicht viel zu tun. Angst vor einer Hypnose müsse man sowieso nicht haben. Denn eine Hypnose sei etwas ganz Natürliches, was den Menschen Tag für Tag passiere, sagt sie.

Pia Brüggemann

Pia Brüggemann machte sich selbstständig. © Privat

„Hypnose bedeutet nicht mehr, als sich seine eigene Geschichte zu erzählen. Jeden Tag machen wir eine Selbsthypnose, indem wir aufwachen und uns sagen, wer wir sind, wie alt wir sind, was unser Beruf ist“, erklärt die Diplom-Pädagogin. „Wenn ich mir beispielsweise erzähle, ich kann nicht gut vor Menschen sprechen, kann ich das auch nicht. Der Körper verbindet dann mit der Situation, vor Menschen zu sprechen, Angstzustände. Die Hände beginnen zu zittern, das Herz zu klopfen und Schweiß dringt aus dem Körper.“

Jetzt lesen

Im Grunde sei das bereits eine Hypnose. Etwas, das unterbewusst im Körper passiert und äußerlich in den Situationen, die einem unwohl sind, zum Vorschein kommt. „Identifiziere ich mich mit schlechten Eigenschaften, löst das schlechte Gefühle aus.“

Brüggemanns Behandlung setzt darauf, diese Ängste zu lösen. „Umfühlungsprozess“, nennt sie das. Wenn sich eine Person sicher fühlt, spricht nichts dagegen, etwas zu tun. Und für diesen Umfühlungsprozess benutzt Brüggemann die Hypnose.

Pia Brüggemann versetzt Kinder und Jugendliche in Trance

Sie versetzt die Kinder und Jugendlichen in eine Art Trance. „Wer auf einer langen Autofahrt die Ausfahrt vergisst, weiß, wie sich diese Trance anfühlt“, erklärt sie. Trance ist ein ganz natürlicher Zustand des Gehirns, den jeder Mensch kennt. Der Körper ist in der Lage, eine Tätigkeit auszuführen, die Gedanken sind aber woanders.

Die 46-jährige Hypnosetherapeutin nutzt diesen Zustand, um über die Sprache (Suggestion) oder den Angstursprung (Regression) den Kindern und Jugendlichen ihre Angst zu nehmen. „Es ist wie ein Update fürs Unterbewusstsein“, sagt Brüggemann. Ziel sei es, den Kindern die Kontrolle in den Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen, zurückzugeben.

Jetzt lesen

Suggestion bezeichnet dabei die Beeinflussung einer Vorstellung oder Empfindung. Dabei erfahren die Kinder, dass sie der Chef des Gefühls sind und selber darüber bestimmen können. Bei der Regression geht sie mit ihren Patienten zum Ursprung ihrer Angst zurück und versucht, die Angst dort zu lösen.

Eine Dauertherapie ist Hypnose nicht. „Manchmal geht es schnell nach einer Sitzung, manchmal braucht es zwei oder drei Sitzungen.“ Häufig ist die Hypnosetherapie nicht die erste Wahl bei einem Problem. „Sie öffnet dann aber die Tür für Menschen, die den Glauben an die Lösung ihres Problems verloren haben.“