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Parkplatz an der Holzwarth Apotheke führt zu Grundsatzdiskussionen
Apotheke
Die geplante Neuordnung des Parkplatzes an der Holzwarth Apotheke in Raesfeld löste im Raesfelder Rat gleich mehrere Grundsatzdiskussionen aus.
Warum sich der Rat überhaupt mit dem Parkplatz beschäftigen muss, erläuterte Bauamts-Leiter Bernd Roters. Als Dr. Nikola Sühling sich in den Räumen an der Weseler Straße 18 im April 2020 ansiedelte, habe der Kreis darauf hingewiesen, dass dies in einem Allgemeinen Wohngebiet nicht gehe. Daraufhin wies die Gemeinde Raesfeld das Gebiet als Mischgebiet aus.
Nun müsse die Stellplatzsituation an die Nutzung des Gebäudes angepasst werden. Seitens des Besitzers der Apotheke wurde ein Plan vorgelegt, der insgesamt 23 Stellplätze nördlich, östlich und südlich des Gebäudes aufwies.
Nur in eine Richtung befahrbar
Dafür müsse der Gehweg verlegt werden, so Roters, was durch einen Grundstückstausch zwischen Besitzer und Gemeinde erfolgen könne. Der Parkplatz selbst müsse mit Rasenfugenpflaster realisiert werden und werde mit einer Ein- und einer Ausfahrt nur in eine Richtung befahrbar sein.
Dass die vorgelegte Planung praktikabel sein könnte, daran hatte nicht nur Bernhard Bölker (CDU) seine Zweifel. Für Karl-Heinz Tünte (CDU) stand fest, „dass das so gar nicht funktionieren kann“. Bölker forderte, dass die Gemeinde im städtebaulichen Vertrag mit dem Besitzer eine Parkplatzbreite von 2,70 Meter festsetzen solle. So wie die Gemeinde Raesfeld ihre Stellplätze seit Jahren baut.
Zwei eingezeichnete Parkplätze solle man zudem nicht anerkennen, so Bölker, weil die Planung „zu beengt“ sei. Und: Es müsse sichergestellt werden, „dass ein Auto nicht über das Hochboard auf die B 70 fährt“.
„Immer größere, dickere, breitere Panzer“
Henry Tünte (Grüne) störte sich an der von der CDU gewünschte Breite: „Es ist eine Unart unserer Zeit, dass sich Menschen immer größere, dickere, breitere Panzer kaufen.“ Er kritisierte zudem, dass in der Gemeinde „immer weiter für den motorisierten Verkehr ausgebaut wird“. Hinter dem Rathaus gebe es doch eine „Riesenmenge an Parkplätzen, die selten komplett genutzt werden“. Die Zahl der geplanten Parkplätze folge der gesetzlich vorgeschriebenen Zahl, so Bürgermeister Martin Tesing auf Nachfrage Tüntes.
Elke Rybarczyk (SPD) warf ein, dass die Parkplätze vor der Apotheke und an der Praxis wichtig seien. „Wer sucht denn eine Arztpraxis auf?“ Das seien doch vor allem kranke Menschen, die vielleicht nicht so mobil seien und ortsnah parken können müssten. Das sah auch Karl-Heinz Strothmann (CDU) so, der darauf hinwies, dass ein Ärztehaus und eine Apotheke für eine kleine Gemeinde „ein hohes Gut“ seien.
„Das ist nicht ganz fair“
Christoph Stephan (FDP) hingegen sah in dem Wunsch, den Besitzer zu zwingen, mehr als die gesetzliche Breite für Stellplätze zu bauen, „eine rechtliche Überlagerung“. „Das ist nicht ganz fair.“ Denn die dadurch wegfallenden Stellplätze (vermutlich zwei) müsste der Besitzer „ablösen“. Heißt: Geld an die Gemeinde zahlen, das diese dann an anderer Stelle zum Bau von Parkplätzen einsetzen könnte.
Letztlich entschied der Rat aber einstimmig die Breite von 2,70 Metern sowie die Streichung der beiden Stellplätze, was zu einer Ablöse von mindestens vier Parkplätzen führen dürfte. Zudem muss der Besitzer sicherstellen, dass Auf- und Abfahrt zur B70 nicht direkt vom Stellplatz möglich ist.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
