
Lisa-Marie Schwering macht eine Ausbildung zur Friseurin. Bei einem Wettbewerb holte sie den zweiten Platz. © Luca Bramhoff
Obwohl ihr viele abgeraten haben: Lisa-Marie Schwering (17) wird Friseurin
Ausbildung
Lisa-Marie Schwering ist beim Hochsteckwettbewerb für Azubis in NRW Zweite geworden. Die Erlerin erzählt, warum sie die Entscheidung, eine Ausbildung zur Friseurin zu machen, nicht bereut.
Fast vier Stunden hat Lisa-Marie Schwering (17) Zeit, um Frisuren zu schneiden und zu stecken. An einem Sonntag im September tritt die 17-Jährige in Kalkar beim Wettbewerb der Nachwuchs-Friseure aus NRW an. Zwölf Friseur-Azubis sind dabei und wollen zeigen, was sie können.
„Es geht hier allerdings nicht nur um den Wettbewerb, sondern vielmehr darum, dass sich die Auszubildenden mal etwas ausprobieren können“, erklärt Lisa-Maries Ausbilderin Yvonne Honerbom. Die Obermeisterin der Friseurinnung Borken war auch in diesem Jahr wieder die Ausrichterin. Am Ende sei es eine knappe Entscheidung um Platz eins gewesen.
Kunstvolle Hochsteckfrisuren macht Schwering besonders gern. Schwierig sei es, keine abstehende Haare übrig zu lassen und der Frisur einen festen Halt zu geben. Für den Bundeswettbewerb hat sie monatelang an Übungs-Frisierköpfen trainiert und jeden einzelnen Schritt eingeübt. „Ich konnte wirklich alles komplett auswendig“, betont sie stolz.

An den Puppen übt die 17-jährige Auszubildende viel. © Luca Bramhoff
Mindestens genauso stolz war auch Honerbom über den Erfolg ihrer Auszubildenden. „Sie ist meine erste eigene Auszubildende“, sagt die Obermeisterin, „völlig klar, dass es mich freut zu sehen, dass sie solche Fortschritte macht.“ Lisa-Marie sei schon um einiges weiter als die meisten Auszubildenden. Das liege vor allem daran, dass Hochsteckfrisuren zu Honerboms Spezialitäten zählen.
Außerdem habe Lisa-Marie schon mehr praktische Erfahrung sammeln können als ihre Mitstreiter. „Ich durfte sogar in meinem ersten Praktikum selbst Foliensträhnen legen“, erklärt die Auszubildende.
Warum machen so wenige Menschen eine Friseurausbildung?
Viele ihrer Berufsschulkolleginnen dürften selbst während der Ausbildung nur Haare waschen und Föhnen. Das sei laut Yvonne Honerbom einer der Gründe, warum so wenige junge Menschen eine Friseurausbildung machen möchten. „Sie gelten häufig nur als billige Arbeitskraft“, so die Ausbilderin. „Meine Auszubildende kann im Gegensatz zu den anderen immer noch keinen Kaffee kochen“, scherzt Honerbom.
Dazu komme, dass nur 15 von 100 Betrieben im Innungsbezirk Borken überhaupt noch ausbilden. Außerdem sei der Ruf einer Friseur-Ausbildung immer noch sehr schlecht. „In meinem Bekanntenkreis haben mir ganz viele Leute von der Ausbildung abgeraten“, erzählt Lisa-Marie Schwering.
In erster Linie habe man sie vor schlechtem Verdienst gewarnt. „Heute bin ich froh, dass ich hier trotzdem angefangen habe.“ Denn Honerbom bezahlt sogar mehr als der Azubi-Tarif vorgibt.
Zusätzlich nimmt sie die 17-Jährige mit auf Fortbildungen. „Ich liebe es einfach, neue Dinge zu lernen“, betont Schwering. Genau diese Weiterbildungsmöglichkeiten, die Kreativität und der direkte Kundenkontakt sind der Grund dafür, dass die Auszubildende ihren Beruf so mag und warum sie sich jetzt schon sicher ist, nach der Ausbildung in Honerboms Salon zu bleiben.