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Neuer Unfallatlas zeigt einzigen Raesfelder Unfallschwerpunkt nicht an
Unfallatlas
Ausgerechnet der einzige Unfallschwerpunkt in Raesfeld wird im neuen Unfallatlas nicht aufgeführt. Obwohl es dort auch 2019 zu einem schweren Unfall kam.
Auf einen Blick sehen, wo es in den Kommunen am häufigsten zu Unfällen mit Personenschaden gekommen ist: Diesen Service soll der neue interaktive Unfallatlas des statistischen Landesbetriebs unter https://unfallatlas.statistikportal.de/ allen Bürgern ermöglichen. Punktgenau sind Unfälle für jeden Ort in NRW für das Jahr 2019 dort ablesbar.
Oder doch nicht? Ginge man nach dem Unfallatlas müsste die Polizei in Raesfeld insbesondere auf die Kreuzung der Borkener Straße schauen, wo die Ortsumgehung auf die alte Borkener Straße trifft. Gelb markiert ist diese Stelle, da dort drei Unfälle für 2019 aufgeführt werden. Gleiches gilt für die Kreuzung der Dorstener Straße zur Schermbecker Straße/Rhader Straße.
Nur eine Unfallhäufungsstelle
Auf Nachfrage bei Polizeisprecher Frank Rentmeister sieht die Polizei in Raesfeld derzeit nur eine Unfallhäufungsstelle: die Kreuzung der Weseler Straße (B70) zur Homerstraße. Dort ist im Unfallatlas für 2019 aber kein einziger Unfall aufgeführt, obwohl es am 16. Juni 2019 dort einen Zusammenstoß zweier Motorradfahrer gab, die beide verletzt wurden.

Dass der Unfallatlas nicht das komplette Unfallgeschehen des Jahres 2019 wiederspiegelt, sieht man am Beispiel Raesfeld. Am einzigen von der Polizei deklarierten Unfallhäufungspunkt in Raesfeld, die Kreuzung der Weseler Straße zur Homerstraße (großer roter Punkt, nachträglich von der Redaktion markiert), ist kein Unfall für 2019 gemeldet. Obwohl dort am 16. Juni 2019 zwei Motorradfahrer kollidierten und sich dabei verletzten. © unfallatlas.statistikportal.de
Wonach entscheidet die Polizei eigentlich, was als Unfallhäufungsstelle deklariert wird? Eine einfache Formel, etwa fünf Unfälle pro Jahr, gebe es nicht, sagt Rentmeister - diese Einschätzung hänge von vielen Faktoren ab. Vom Grundsatz her: „Je schwerer die Unfallfolge, desto weniger müssen es an einem Punkt oder an einer Strecke sein“, so Rentmeister. Wenn es Tote oder Schwerverletzte gebe, werde das anders beurteilt als Sachschäden.
Unfallkommissionen suchen nach Lösungen
Unfallschwerpunkte werden von Unfallkommissionen untersucht, in denen Straßenbaulastträger, Straßenverkehrsbehörden und Polizei nach einer „möglichst optimalen Gestaltung“ der problematischen Stellen suchen. „Ist etwa genügend Sicht, ist die Fahrbahn in Ordnung und breit genug, braucht es eine zusätzliche Ampel oder eine Verengung?“ Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftige sich die Kommission dann, was in den letzten Jahren schon zur Entschärfung vieler gefährlicher Stellen geführt hat. Rentmeister: „Kreuzungen mit spitzen Winkeln findet man fast gar nicht mehr.“
Bei der Untersuchung von Unfallschwerpunkten verlässt sich die Polizei nicht auf den Unfallatlas des Landes, sondern auf eigenes Kartenmaterial. Weitere Daten wie Fahrtrichtungen der Unfallbeteiligten oder Alter seien dort zu finden, so Rentmeister. Dort könne man über mehrere Jahre sehen, ob bei den Unfällen an einer Stelle auch die Ursache immer dieselbe war. Denn auch diese Frage sei entscheidend bei der Einordnung von Unfallschwerpunkten.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
