Leiter des Jugendhauses Raesfeld meldet sich zu Wort Was er zum Umzug in die Turnhalle sagt

Leiter des Jugendhauses Raesfeld meldet sich zu Wort
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Philipp Hatkämper ist Leiter des Raesfelder Jugendhauses. In einer Pressemitteilung äußert er sich mit seinen Mitarbeitern nun zum Umzug des Jugendhauses Erle in die Turnhalle. Außerdem reagiert auch Bürgermeister Martin Tesing darauf.

„Die Schließung des Jugendhauses Erle war und ist eine Katastrophe.“ So nimmt Philipp Hatkämper, der Leiter des Raesfelder Jugendhauses, Stellung zu der Situation in Erle.

Die neuen Räume seien nicht gut für die Arbeit geeignet. „Wir sind allerdings froh, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit trotz Schwierigkeiten nahtlos weitergehen konnte und der Umzug in die Turnhalle eine zeitliche Begrenzung hat.“ Wie berichtet, sollen maximal bis Ende 2025 Flüchtlinge im Erler Jugendhaus untergebracht werden.

Ein „Fels in der Brandung“

Hatkämper betont, dass das Jugendhaus fester Bestandteil im Dorf ist und oft als „Fels in der Brandung“ gedient habe. Nun sei der Umzug in die Turnhalle vollzogen. Dies heiße, aus der aktuellen Situation für die Besucher das Beste zu machen. In den kleineren Räumen könnten sich weniger Besucher aufhalten und sich weniger frei entfalten, wie es in einem Haus mit vielen Räumen und großem Außengelände sowie Anbindung an Skateplatz, Bolzplatz und Spielplatz möglich wäre.

Das Jugendhaus in Erle wird derzeit anderweitig genutzt, so zogen die Jugendlichen in die Sporthalle um.
Das Jugendhaus in Erle wird derzeit anderweitig genutzt, so zogen die Jugendlichen in die Sporthalle um. © Andreas Rentel

Dennoch gebe es die Jugendarbeit schon eine ganze Zeit, den Umständen entsprechend, aber erfolgreich weiter in den Räumen der Turnhalle durch Daniel Bankstahl und ihn, stellt Philipp Hatkämper fest.

Die Jugendhäuser rückten enger zusammen. Es werde versucht, „die Kooperation mehr denn je auszuweiten, um den Kindern und Jugendlichen das Bestmögliche zu bieten“, was unter den Umständen möglich sei und den Verlust der Räume so gut es geht auszugleichen.

Kein rechtes Gedankengut

„Des Weiteren bietet die Gesamtsituation, ihr unglücklicher Verlauf sowie leider die anfängliche Nichttransparenz und Kommunikation viel politischen Zündstoff“, so der Jugendleiter. Es würden bewusst Ängste geschürt, die ein Gefühl von Unsicherheit und Bedrohung auslösen sollen und einer bestimmten politischen Agenda nutzen. Hatkämper: „Unsere Arbeit ist aber von Grund auf vielfältig, interkulturell und bunt. Sie ist nicht vereinbar und kompatibel mit rechtem Gedankengut von Menschen, die sich gerne für das Jugendhaus aussprechen, aber eigentlich vorrangig gegen Asylbewerber hetzen.“

Zudem will sich der Jugendleiter noch einmal vom „Bürgerforum Raesfeld-Erle“ abgrenzen, da es viele Nachfragen gegeben habe. „Wir sind nicht die Organisatoren und arbeiten auch nicht mit diesen zusammen“, so Hatkämper.

Letztlich, so Hatkämper, hätten die Mitarbeiter Verständnis für die schwierige politische Lage in der Gemeinde. Bürgermeister Martin Tesing habe das Jugendhaus als „befristete Option“ bezeichnet. Die Gemeinde werde die Räume wieder frei ziehen. „Das ist keine Lösung auf Dauer“, zitiert er Tesing. Der Satz sei auch passend für die Unterbringung des Jugendhauses in der Turnhalle, so Hatkämper.

Das sagt der Bürgermeister

Martin Tesing reagierte sogleich auf die Stellungnahme: „Es ist uns allen bewusst, dass die Umstände für die Jugendarbeit im Ausweichquartier nicht ideal sind. Das ist unbestritten so.“ Die Flüchtlingssituation im Herbst setzte und setze die Gemeinde weiter unter Zugzwang. „Wir mussten in einer Situation handeln, die sich niemand gewünscht hat“, so Tesing.

Wie den Mitarbeitern der Jugendhäuser sei es der Gemeinde wichtig, „dass die Jugendarbeit in Erle nahtlos weitergeht“. Dass das unter den gegebenen Umständen eine große Herausforderung darstelle und die Mitarbeiter besonders gefordert seien, „ist uns bewusst.“ Das Statement zeige die Bereitschaft, sich bestmöglich mit der Situation für den begrenzten Zeitraum zu arrangieren.

Wie es im Ausweichquartier des Jugendhauses Erle in einem Raum der Sporthalle aussieht, hatten sich Markus Büsken und Jörg Heselhaus angesehen.
Wie es im Ausweichquartier des Jugendhauses Erle in einem Raum der Sporthalle aussieht, hatten sich Markus Büsken und Jörg Heselhaus angesehen. © Berthold Fehmer (A)

Für die Umstände werde die Jugendarbeit trotzdem „vielfältig, flexibel und erfolgreich fortgeführt“. Tesing: „Ich stimme deshalb auch der Zusammenfassung der Mitarbeiter zu, dass die Lösung ‚nicht von Dauer‘ sein kann. Bewusst haben wir deshalb auch das Versprechen abgegeben, die Umnutzung spätestens Ende nächsten Jahres auslaufen zu lassen.“ Die Gemeinde Raesfeld hatte deshalb auch ein Abstimmungsheft veröffentlicht, um eine Übersicht darüber zu geben, was die Ja- und die Neinstimme bedeuten.

Am 9. Juni stehen die Erler und Raesfelder neben der Europawahl nun auch vor der Entscheidung, wie es mit dem Jugendhaus in Erle weitergehen soll.