Als ebenso doppelbödiges wie romantisches musikalisches „Rendezvous mit Richard Wagner“ gedacht, musiziert die „festival:philharmonie westfalen“ unter der Leitung von Michael Zlabinger am Samstag, 17. August, um 20 Uhr vor der Kulisse von Schloss Raesfeld und präsentiert Werke von Richard Wagner sowie von Komponisten, die ihn beeinflusst haben oder von ihm beeinflusst wurden.

Den Auftakt bildet das Vorspiel zu Wagners Oper „Rienzi“, das einst von Giacomo Meyerbeers Grand opéra inspiriert wurde. Das Stück gehört aber noch nicht zu Wagners typischem Stil, sondern ist eher beschwingt, dramatisch und opulent.
Als Solisten für Max Bruchs Violinkonzert in g-Moll op. 26 konnte der Gewinner des diesjährigen „Concours Reine Elisabeth“, Dmytro Udovychenko, gewonnen werden. Der Wettbewerb ist nach der belgischen Königin Elisabeth benannt, die bis zu ihrem Tod im Jahr 1965 die Schirmherrin war. Es ist einer der bedeutendsten Musikwettbewerbe dieser Zeit und wird pro Instrument nur alle vier Jahre ausgeschrieben.
Udovychenko, der bereits als Geiger in der „festival: philharmonie westfalen“ spielte, setzte sich gegen Joshua Brown und Eli Choi durch.
Melancholie und Weltschmerz
Mit Bruchs Violinkonzert präsentiert er eines der beliebtesten Konzerte der Geigenliteratur - ein melancholisches Konzert voller Sehnsucht und Weltschmerz. Aus einem wie improvisierten, eigenwillig dunklen „Vorspiel“ (so nennt Bruch seinen ersten Satz, und sichert sich damit jede formale Freiheit) in g-Moll entspinnt sich nahtlos ein Adagio von unglaublicher Wehmut und Schönheit, gefolgt von einem virtuosen Finalsatz, der von einem kurzen, rhythmisch prägnanten Modell dominiert wird und in wildem G-Dur plötzlich abreißt – wie geschaffen für einen romantischen Abend wie diesen am Raesfelder Schloss.
Die dämonische Ouvertüre zum „Fliegenden Holländer“ ist wohl zu bekannt, als dass sie eigens vorgestellt werden müsste: als Potpourri-Ouvertüre vereint sie alle wichtigen Motive der Oper, neben dem Toben und Tosen des Meeres etwa das Lied der Matrosen und Sentas sehnsuchtsvolle Ballade, und erzählt so bereits die Geschichte: quasi eine Oper ohne Gesang en miniature.
„Rheinnixen“
Die zauberhafte Ouvertüre zu den „Rheinnixen“ (im französischen Original die „Fées du Rhin“, für die Wiener Uraufführung auf Betreiben einiger Anti-Wagnerianer in bewusster Anspielung auf die „Rheintöchter“ in Wagners „Rheingold“ so benannt), bringt einen charmanten Kontrast zu diesen Seestürmen – es ist eines der (wenigen) Stücke, die man kennt, ohne es zu kennen, denn Jacques Offenbach hatte die Musik der Ouvertüre nach der wenig erfolgreichen Wiener Premiere weiterverwendet, für seine Oper „Hoffmanns Erzählungen“: dort illustriert sie die Wogen einer venezianischen Gondel in einem Liebesduett.
Liebestod im Klangrausch
Ganz andere Wogen schlagen im „Liebestod“ aus Wagners „Tristan und Isolde“ über dem Zuhörer zusammen – in einer einzigen, endlosen chromatischen Steigerung entwickelt Wagner hier einen Klangrausch, dem man sich nicht entziehen kann, ehe sich alles in einem H-Dur von Klangschönheit auflöst: wahrscheinlich der am schönsten instrumentierte Schlussakkord, den es gibt, so die Veranstalter.
Noch eine „Miniatur“ bieten die „Morgendämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt“ aus Wagners opus magnum, dem „Ring des Nibelungen“ – statt in vier Abenden erleben die Zuhörer die wichtigsten Motive in knappen 13 Minuten, von Siegfrieds Hornruf zum weit ausschwingenden Erlösungsmotiv, vom Gesang der Rheintöchter (hier nun im Original) bis zum Motiv des Rheingold. Das Wasser ist das bestimmende und treibende Element an diesem Abend am Wasserschloss Raesfeld.
Beethovens dritte Ouvertüre
Beethoven führt das Publikum in der dritten Ouvertüre (von vier) zu seiner einzigen Oper zunächst in die Finsternis des Kerkers, nimmt ihm mit einer einzigen Tonleiter jede Sicherheit, in welcher Tonart sich das Orchester befindet, zitiert in den Klarinetten und Fagotten die Arie von Florestan. Ungestüm bäumt sich das Orchester gegen das Schicksal auf, ehe sich ein Allegro entwickelt, aus dessen Verstrickungen nur eine „Fanfare vom Turm“ Rettung bringen kann – und was für eine Rettung. In einem fast übermenschlichen Presto rast das Werk auf seinen Schluss zu, in strahlendem C-Dur: von der Dunkelheit ins Licht.
Das Rendezvous mit Richard Wagner am Samstag, 17. August, im Innenhof des Wasserschlosses Raesfeld (Open Air) beginnt um 20 Uhr, Einlass ist zwei Stunden vor Konzertbeginn. Karten sind erhältlich über die Internetseite www.musiklandschaft-westfalen.de.