Eberhard Berg zeigt am Schloss Raesfeld ein Foto des Vorburgtors aus den 1920er-Jahren.

Eberhard Berg zeigt am Schloss Raesfeld ein Foto des Vorburgtors aus den 1920er-Jahren. Bei der Restauration erlebten die Handwerker eine Überraschung. © Berthold Fehmer

Eberhard Berg: Vorburgtor überraschte die Handwerker bei Restaurierung

rnSchloss Raesfeld

Das Vorburgtor am Schloss Raesfeld sowie zwei große Schmuckvasen wurden restauriert. Laut Eberhard Berg erlebten die Handwerker dabei eine Überraschung.

Raesfeld

, 15.06.2022, 10:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit 27.000 Euro unterstützte die NRW-Stiftung das Vorhaben, zwei Schmuckvasen im Innenhof sowie das Vorburgtor von Schloss Raesfeld zu restaurieren. Unter anderem auch aus Mitteln, die von Lotto-Erträgen stammen (9 Millionen Euro pro Jahr). Stiftungspräsident Eckhard Uhlenberg überreichte am Montag die Förderurkunde an Ursula Baumeister, Leiterin der Akademie des Handwerks. Deren Träger, der Verein „Schloss Raesfeld – Bildungsstätte des Handwerks“ hatte die Restaurierung in Angriff genommen.

Menschen stehen vor dem Schloss-Tor mit einer Urkunde

Für die Sanierung des Vorburgtores im Hintergrund sowie zweier Schmuckvasen am Schloss Raesfeld gab es von der NRW-Stiftung 27.000 Euro (v.l.): Bürgermeister Martin Tesing, NRW-Stiftungspräsident Eckhard Uhlenberg, Ursula Baumeister (Akademie-Leiterin), Matthias Heidmeier Hauptgeschäftsführer Westdeutscher Handwerkskammertag) und Eberhard Berg (Schloss Raesfeld GmbH). © Berthold Fehmer

„Es ist ein bedeutender Ort, an dem wir hier stehen“, sagt Uhlenberg über das Schloss Raesfeld. Er freute sich auch darüber, dass die Gemeinde Raesfeld, seit Januar Eigentümerin des Schlosses, sowie der Westdeutsche Handwerkskammertag (vertreten durch Geschäftsführer Matthias Heidmeier) dem Förderverein der Stiftung beigetreten sind.

Chemie und Mörtel

Fast 400 Jahre sind die Vasen und das Tor alt. Spurlos sind die Jahre nicht an ihnen vorbeigegangen. Mit Chemie und Mörtel hätten Restauratoren noch vor wenigen Generationen versucht, dem Verfall am Schloss Raesfeld zu begegnen, sagte Eberhard Berg (Schloss Raesfeld GmbH): Gut gemeint, aber aus heutiger Sicht schlecht gemacht.

Die beiden Schmuckvasen aus Naturstein an der Brücke zum Hauptschloss wurden ebenfalls restauriert.

Die beiden Schmuckvasen aus Naturstein an der Brücke zum Hauptschloss wurden ebenfalls restauriert. © Berthold Fehmer

Dem Naturstein, aus dem beiden Vasen bestehen, haben die Restaurationsversuche im vergangenen Jahrhundert zugesetzt. „Das hat eher zum Schaden beigetragen“, sagt Berg. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe eine „Chemie-Offensive“ eingesetzt. Naturstein sei „eingepinselt“ worden, um die Poren zu schließen. „Wie eine Regenjacke.“

Abplatzungen und Risse

Das Problem: Die chemischen Mittel drangen nur 2 bis 3 Millimeter in den Stein ein - die Feuchtigkeit im Stein habe sich aber bei Wärme und Kälte ausgedehnt und zusammengezogen und so seien Abplatzungen entstanden, sagt Berg. Auch Ersatzmörtel, der früher verwendet wurde, um fehlenden Stein zu ersetzen, habe sich anders ausgedehnt, wodurch Risse entstanden seien. Anders als früher versuchen Restauratoren nicht mehr, einen Zustand wie am Anfang herzustellen, „weil auch niemand weiß, wie es früher war“.

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Ebenso alt wie die Vasen ist das Außentor der Vorburg. Das sei verzogen gewesen und die Aufhängung nicht mehr sicher, so Berg. Das kleine Türchen sei durch Besucher zu sehr beansprucht worden. „Bei besonderen Ereignissen kann man es aufmachen“, so Berg.

Das Vorburgtor von der Innenseite des Schlosses Raesfeld

Auch an der Innenseite des Vorburgtores fanden die Handwerker bei der Restaurierung die Rauten. Der vorgefundene Zustand wird im kleinen Tor gezeigt, die großen Flügel wurden in kräftigeren Farben gestrichen. © Berthold Fehmer

Mit dem neuen Außenanstrich mit rotbraunen und weißen Rauten gleicht sich die Tür an die Fenster an. Innen erlebten die Restauratoren eine Überraschung, als sie die Farbe abnahmen. Denn die Rauten fanden sich auch auf der Innenseite auf beiden Flügeln der Tür, allerdings in Braun und Weiß. Der gefundene Zustand ist nun auf dem kleinen Türchen dokumentiert, die großen Türen sind etwas kräftiger gestrichen. Das Tor wurde übrigens laut Berg bereits „aufgedoppelt“. Innen befinden sich die originalen Eichenbretter. Die äußeren seien bereits maschinell bearbeitet.

„Absolute Fehlkonstruktion“

Als „absolute Fehlkonstruktion“ bezeichnet Berg das Innentor an der Vorburg, das wesentlich jünger ist als sein Pendant an der Außenseite. Dieses Tor sei erst in den 1970er-Jahren gebaut worden, und auch nur, weil man damals Autos in dem Durchgang unterstellen wollte.

Für das Schloss, das seit dem 1. Januar 2022 im Gemeindebesitz ist, soll in naher Zukunft eine denkmalpflegerische Gesamtaufnahme erfolgen. Auch, damit die Gemeinde bei eventuellen Vorhaben weiß, welche Bereiche besonders schützenswert sind. Der hohe Investitionsbedarf und die Wartungskosten schrecken Bürgermeister Martin Tesing dabei nicht in dem Wissen: „Wir stehen nicht alleine damit da.“ Heidmeier spricht von einem „Zukunftspakt“ am Standort, bei dem sogar Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die Unterstützung des Landes für die Exzellenz-Initiative der Akademie zugesagt habe.

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