
© Berthold Fehmer
Coronavirus: Heico Nickelmann macht mit Songs Mut - per WhatsApp
Coronavirus
Keine Konzerte, keine Gitarrenschüler - für den Raesfelder Liedermacher Heico Nickelmann ist Coronavirus-Zeit so schwierig wie für viele andere. Mit Songs per WhatsApp will er Mut machen.
Das jährliche Schülerkonzert? Abgesagt. Der Auftritt beim Aasee-Festival in Bocholt? Abgesagt. Die Gitarrenschule? Geschlossen. „Das ist halt so“, sagt Heico Nickelmann achselzuckend. „Ich bin in der glücklichen Lage, dass sich von den Schülern noch keiner abgemeldet hat. Viele haben gesagt: Wir stehen das zusammen durch und wollen mal den nächsten Monat abwarten.“
Einer seiner Gitarrenschüler, 50 Jahre alt, schickte Nickelmann, als die Corona-Krise das alltägliche Leben lahm legte, ein Video von sich und einem Stück, das er geübt hatte. „Ich würde mich freuen, wenn du mir auch mal was schickst“, hatte der Schüler gesagt. Nickelmann: „Da habe ich mir gedacht: Schickst du allen mal was.“
„Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“
Am 21. März, am späten Samstagabend, schickte Nickelmann an seine Kontakte das erste Video - „für Spaß, weil wir alle allein zu Hause sitzen“. „Bridge over Troubled Water“ von Simon & Garfunkel, nur mit Gitarre und Stimme interpretiert. Das kam so gut an, dass Nickelmann über 100 Nachrichten erhielt - „da habe ich überhaupt nicht mit gerechnet“.
Wer Nickelmann kennt, weiß, dass er zu den bodenständigen Vertretern seiner Zunft gehört. Für einiges Schmunzeln dürfte sein zweites Video zwei Tage später bei vielen gesorgt haben: „Ihr müsst keine Angst haben. Ich werde nicht zum Blogger, Instagrammer oder Influencer.“ Viele hätten sich mehr Songs per WhatsApp gewünscht. Aber: „Wer nicht in der WhatsApp-Liste sein möchte und wer nicht möchte, dass er von dem dusseligen Nickelmann Songs geschickt kriegt, der sollte mir kurz eine Nachricht schreiben. Ich bin auch nicht beleidigt.“
Niemand hat die Videos abbestellt, dafür erhielt Nickelmann im Laufe der weiteren Tage viele andere Nachrichten. „Ich bin kein großer WhatsApp-Schreiber“, sagt Nickelmann über sich selbst. Aber: „Im Moment verbringe ich meine Zeit damit, den Leuten zu antworten. Die haben sich ja auch die Mühe gemacht, mir zu schreiben.“
Lebenshilfe in der Coronavirus-Krise per WhatsApp
Ein Stück Lebenshilfe sei das, bestätigt Nickelmann, der mitbekommt, wie unterschiedlich die Coronavirus-Krise die Menschen trifft. Einer seiner Freunde, der in einer Firma arbeite, die Schutzmasken herstellt, „wird gerade wahnsinnig bei täglichen Zehn-Stunden-Schichten“ und habe auch Angst, sich anzustecken. Eine Freundin habe einen kleinen Frisörladen. „Feierabend, Laden zu - und die müssen die Löhne weiter bezahlen.“
Nickelmann bemerkt in den Nachrichten aber auch „eine Freundlichkeit, die du sonst so nicht hattest“. Viele würden sich an schöne Konzerte erinnern, manche ihm erzählen, dass sie die Videos mit der ganzen Familie schauen würden. Und es gebe auch witzige Videos, wie das eines Pärchens, das im Bett liegend einen Song gesungen habe, den Nickelmann als nächstes aufnehmen will.
Von einem alten Schulfreund, „den ich 30 Jahre nicht mehr gesehen hatte“, bekam Nickelmann sogar eine Flasche Whisky geschickt - „als Dank für die kleine Nachtmusik“. Darüber hat sich Nickelmann „wahnsinnig gefreut“, aber direkt im nächsten Video direkt klar gestellt: „Ihr müsst mir jetzt nicht alle was schicken!“
Aufgrund der Längenbeschränkung von Videos kümmert sich Nickelmann derzeit mit dem Techniker, der seine Live-Konzerte betreut, um einen eigenen YouTube-Kanal: „Dann könnte ich mal am Wochenende ein halbstündiges Konzert aus der Gitarrenschule zeigen.“
Wer in die Whatsapp-Gruppe aufgenommen werden möchte, kann Heico Nickelmann eine E-Mail schreiben: management@nickelmann.de
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
