Bürgergenossenschaft trifft auf großes Interesse - sogar in Irland
Bürgergenossenschaft
Auf großes Interesse stößt die Bürgergenossenschaft. Nicht nur in Erle, sondern auch in Dorsten, Schermbeck und sogar Irland sind Menschen bereit, für die Pläne Geld in die Hand zu nehmen.

Auch der Rhader Frauenstammtisch „Ziemlich beste Freunde" beteiligt sich an der Erler Bürgergenossenschaft. © privat
Nach den ersten drei Infotouren mit der Ape von André Wachtmeister ist schon jetzt klar: die Begeisterung in und um Erle für das Projekt Bürgergenossenschaft ist groß. Arno Brömmel: „Ich wundere mich wirklich, wer mich alles auf diese tolle Idee anspricht.“

So soll die neue Gastronomie für Erle aussehen. © Thieken+Partner
Die „Idee“ ist ein neuer Dorfplatz auf dem Böckenhoff-Gelände, auf dem die zu gründende Bürgergenossenschaft eine Gastronomie mit Saal errichten will. Das Gebäude soll von André Wachtmeister gepachtet werden. Dorfwirt Arno Brömmel, der seine Dorfkneipe Brömmel-Wilms aufgeben will, hilft in den Anfangsjahren mit, die Gastronomie zu betreiben - so der Plan. Es gebe „keinen Plan B“, hatte Bürgermeister Andreas Grotendorst Mitte Juni betont: Kneipe und Treffpunkt im Ortskern wären ansonsten verloren.
637 Gründer bislang
Mitte Juni wurden die Pläne bekannt gegeben. Nach den ersten Wochen haben schon 637 Personen insgesamt 1447 Genossenschaftsanteile gezeichnet (Stand: 20.7.20, 18.30 Uhr). Nicht schlecht für einen 3600-Einwohner-Ort. Weitere Anteile seien angekündigt, so die Organisatoren. Damit steht bislang ein Gründungskapital von 434.100 Euro in Aussicht.
Das sei schon eine stattliche Summe, aber Bürgermeister Andreas Grotendorst rührt weiter die Werbetrommel: „Die Baukosten liegen bei rund 2 Millionen Euro und bis zum 30. August müssen wir möglichst nah an diese Summe herankommen.“ „Großgründer“ sollen namentlich an exponierter Stelle der Gründungsmauer verewigt werden.
Je mehr Gründungskapital, desto schneller gibt’s eine Dividende
Je näher das Gründungskapital an die Zwei-Millionen-Euro-Marke kommt, desto weniger Kredite müssen aufgenommen werden. Desto eher könne die Genossenschaft Dividenden auszahlen, so Volksbank-Vorstand Michael Weddeling bei Vorstellung der Pläne Mitte Juni. Das eingezahlte Geld sei nicht verloren, sondern könne von jedem Mitglied nach drei Jahren Mindestlaufzeit zurückgefordert werden.
Erstaunt sind die Mitglieder der Initiativgruppe darüber, von wo sich Gründer überall auf den Weg machen, um beim Projekt Bürgergenossenschaft dabei zu sein. Der Löwenanteil kommt natürlich aus Erle. Aber auch eine Vielzahl von Raesfeldern habe schon Anteile gezeichnet. Menschen aus Homer, Rhade, Schermbeck und Üfte stehen ebenso auf der Gründungsliste wie aus Münster, Hamburg oder Ismaing. Aus den Niederlanden, in der Partnergemeinde Wehl, stammen Gründer und einer sogar aus Irland. Volksbank-Vorstand und Mitglied der Initiativ-Gruppe Ralf Steiger: „Ich bin gespannt, wann der oder die erste Gründer/in außerhalb von Europa bei uns Mitglied wird.“
Vorweggenommenes Erbe oder nachhaltiges Geschenk
Gründungsanteile werden auch als „nachhaltiges Geschenk“ oder als „vorweggenommenes Erbe“ gezeichnet. Es gibt Eltern, die für ihre Kinder und Großeltern, die für ihre Enkel zeichnen. Ein älterer Bürger aus Erle: „Ich gebe lieber mit warmen Händen.“
Erste Firmen, Vereine und Stammtische sind ebenfalls als Gründer dabei, etwa der Rhader Frauenstammtisch „Ziemlich beste Freunde“ oder der Hegering Raesfeld. Gut für die Befürworter der Bürgergenossenschaft ist auch, dass es Gründer gibt, die deutlich mehr Anteile zeichnen – nach oben gibt es nämlich keine Grenze.
André Wachtmeister und Arno Brömmel fordern Interessenten auf, mit dem Zeichnen von Anteilen nicht bis zum letzten Tag zu warten. „Je eher wir Klarheit haben, desto eher wissen wir, ob wir dauerhaft einen Dorfplatz mit Dorfgastronomie in Erle als Treffpunkt sichern können.“