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Ärger um iPads für Gesamtschüler: „Psychische Erpressung“
iPads
Bis zu 574 Euro sollen Raesfelder Eltern für iPads zahlen, die an der Julia-Koppers-Gesamtschule eingesetzt werden sollen. Das stößt auf Unmut. Von „psychischer Erpressung“ ist gar die Rede.
In den Sozialen Medien wird das Thema unter Eltern heiß diskutiert. „Wir haben Zwillinge und das war für uns kein Pappenstiel“, schreibt eine Mutter nach der Bestellung der iPads. Auch wenn sie die Digitalisierung der Schule begrüße. 355 Euro fürs iPad, 60 Euro für eine Tastatur. Weiteres Zubehör, wie ein Stift oder eine Versicherung, schlagen zu Buche, sodass eine Summe von 415 bis 574 Euro anfällt.
„Für Familien mit zwei oder mehreren Kindern an Borkener Schulen ist dies unserer Meinung nach ein Desaster“, so Volker van Wasen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der UWG Raesfeld, die einen Antrag an die Gemeinde gestellt hat.
Schermbeck stattet Schüler mit iPads aus
Eltern, die Sozialleistungen beziehen, könnten einen Antrag auf Übernahme der Kosten stellen. Familien mit einem Einkommen knapp über dem Existenzminimum müssten die Belastung selbst stemmen, so van Wasen. „Psychische Erpressung“ nennt ein Vater in den Sozialen Medien das Verfahren, da es keine gesetzliche Anordnung gebe, dass Eltern die iPads bezahlen müssten. Er empfiehlt, einen Antrag auf Leihgeräte zu stellen, und verweist auch auf Schermbeck, das alle Schüler auf Kosten der Gemeinde mit iPads ausstattet.
Schermbeck verschaffe sich so, wie auch Bocholt, wo ein 25-Prozent-Zuschuss gezahlt wird, einen Vorteil bei der Akquise neuer Schüler, stellt die UWG fest. Man habe in Raesfeld bereits umfangreiche Investitionen in die Schule getätigt, kämpfe aber trotzdem mit „geringen Anmeldezahlen“. Deshalb wirbt van Wasen in seinem Antrag dafür, dass Raesfeld ebenfalls beim ersten Kind 25 Prozent der Mindestkosten übernehmen solle, beim zweiten Kind 50 Prozent und ab dem dritten Kind die vollen Kosten.
In seiner Haushaltsrede sagte Bürgermeister Martin Tesing, dass die Gemeinde nicht ein „Rundum-sorglos-IT-Paket“ den Schülern, Lehrern und Eltern zur Verfügung stellen könne. „In dieser Frage wird es in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich Diskussionsbedarf geben.“
Bürgermeister warnt vor „Überbietungswettbewerb“
Es müsse eine mit der Stadt Borken abgestimmt Lösung geben, so Tesing. Man dürfe „nicht in einen Überbietungswettbewerb treten“. „Denn egal wie am Ende die Lösung aussehen wird, müssen wir wissen, dass wir damit dauerhalt eine Kostenposition in unseren Haushalt einstellen, die es bisher nicht gegeben hat und für die es künftig auch keine Gegenfinanzierung durch das Land geben wird.“
Mit Interesse verfolgt Tesing die Gedankenspiele im Borkener Rathaus, wo überlegt werde, die Grundsteuer B zu erhöhen, um die Forderungen der Elternschaft bei den iPads gegenzufinanzieren. Klar ist: Mit einer einmaligen Anschaffung der iPads wird es nicht getan sein, da die Geräte nach etwa vier, fünf Jahren ausgetauscht werden müssen.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
