Wochenmarkt

Wochenmarkt in Olfen: Siegbert Panteleit sammelt Ideen zur Verbesserung

Einmal pro Woche ist Markt in Olfen: freitags, 14 bis 18 Uhr. Die Stadtverwaltung nennt ihn „übersichtlich“. Dr. Siegbert Panteleit spricht von „ausbaufähig“. Wohin erarbeitet er gerade.

Olfen

, 13.07.2022 / Lesedauer: 4 min

Mancher Stammkunde des Olfener Wochenmarktes kennt ihn schon: diesen freundlichen grauhaarigen Mann mit Brille und Drei-Tage-Bart. Seit einigen Wochen ist der Mann aus Gelsenkirchen immer wieder da, wenn die Verkaufswagen auf dem Marktplatz stehen. Er streift dann zwischen den Auslagen mit Käse und Geflügel, Lakritz und Blumen hin und her. Dabei interessieren ihn allerdings weniger die Sonderangebote als vielmehr die Meinungen. Was ist gut auf dem kleinen Markt? Was fehlt? Was sollte sich ändern?

68-jähriger ist unterwegs als Profi-Flaneur

Der 68-Jährige vertreibt sich nicht die Zeit. Er studiert die Gegebenheiten, analysiert das Angebot und entwickelt neue Perspektiven - im Auftrag der Stadt Olfen. Eigentlich gebe es dafür gar keinen Bedarf. Das könnte jeder meinen, der die Verwaltungsvorlage gelesen hat für die letzte Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vor der Sommerpause.

„Die Stadt Olfen verfügt über einen funktionierenden, gewachsenen Ortskern“, ist da zu lesen: „Der zentrale Versorgungsbereich weist eine ausgewogene Mischung von Einzelhandelsgeschäften, gastronomischen Betrieben und öffentlichen Einrichtungen auf.“ „Integraler Bestandteil“ des so intakten Zentrums sei der Wochenmarkt freitagnachmittags. Panteleits Aufgabe: Diesen Markt noch attraktiver zu gestalten und damit zukunftsfähig. Denn das ist er ohne Veränderungen nicht.

Im Ruhrgebiet und im Münsterland aktiv

Der professionelle Markt-Flaneur kennt sich aus: Ob in Willich, Mettmann, Gladbeck, Gelsenkirchen oder den Städten des Kreises Steinfurts: Panteleit kennt die Wochenmärkte. Als gelernter Gärtner und Diplomingenieur für Landschaftsplanung hatte er lange im Ruhrgebiet Projekte zur Beseitigung von Strukturschwächen erarbeitet. Inzwischen stehen Stadtumbau, Wirtschaftsförderung der Quartiersentwicklung im Vordergrund - und die Wochenmärkte. Mit seiner seit 2000 existierenden Standort- und Projektentwicklung Gelsenkirchen (SPE) hat er zahlreiche Konzepte erstellt, um Märkte neu auszurichten - jetzt auch den in Olfen.

Der Marktplatz in Olfen hat Aufenthaltsqualität. Sie soll sich aber steigern lassen - insbesondere an Markttagen. © Marie Rademacher

Was ihm gleich beim ersten Besuch in Olfen ins Auge fiel: „Die Lage ist hier einfach toll. Besser geht es gar nicht.“ Der mit Gastronomie und Einzelhandel umsäumte Marktplatz sei „einfach ideal“. Obwohl der Platz zentral sei, gebe es trotzdem stets viele freie Parkplätze. Verbesserungsbedarf sieht er aber trotzdem.

Marktbesuch dient nicht dem Taschenfüllen

„Einen Wochenmarkt auf seine Rolle als Versorgungseinrichtung mit frischen Waren zu reduzieren, ist zu wenig.“ Was es dort gebe, sei auch woanders zu haben - und werde dort auch nachgefragt. „Nur zwei Prozent der Lebensmittelumsätze in Deutschland werden auf einem Wochenmarkt gemacht. „Bei einem Marktbesuch geht es nicht darum, sich die Einkauftasche schnell voll zu machen“, so Panteleit. Ein Wochenmarkt bleibe vor allem das, was er immer war: ein sozialer Treffpunkt. Das gelte es zu fördern - etwa durch neue Angebote.

Denkbar sei es, den Nachmittagsmarkt in den Abend zu verlängern. Wer seine Besorgungen gemacht habe, könne etwas verweilen im Plausch mit Bekannten - und bei einem Getränk oder Imbiss. Der Erfolg der sogenannten Feierabendmärkte belege das. Der erste war 2013 in Bochum entstanden und ist seitdem ein Vorzeigeprojekt, wie Panteleit sagt. Donnerstags zwischen 16 und 20 Uhr findet er statt und nimmt nicht etwa der örtlichen Gastronomie Kunden weg, sondern führt ihr welche zu. 2016 freuten sich die örtlichen Kneipen und Restaurants in Bochum an Markttagen über den zehnfachen Umsatz. Auch für den Einzelhandel sei ein funktionierender Wochenmarkt ein wichtiger Faktor, so der Markt-Experte aus Gelsenkirchen.

Längere Öffnungszeiten und größeres Angebot

Nicht nur längere Öffnungszeiten sind eine Idee für den Olfener Markt, sondern auch ein größeres Angebot. Das ist einfacher gesagt als getan in Zeiten, in denen alteingesessene Markthändler oft Schwierigkeiten haben, Nachfolger zu finden. „Das ist ein Trend in den vergangenen 30 Jahren“, sagte Panteleit den Ausschussmitgliedern: „Viele haben keine Lust mehr, Markthändler zu werden.“ Die, die nach wie vor dabei sind, seien aber innovativ. Er erzählte von einem Händler, der „für fünf nachhaltig produzierende Betriebe die Waren verkauft“: hochwertige Ware aus der Region - dafür gebe es Nachfrage, genauso wie für Spezialitäten wie Oliven oder besondere Süßigkeiten. Die Chance sei gerade gut - auch wegen der Probleme in anderen Städten. „Wir können Händler ansprechen, die gerade Standorte verlassen, weil dort Märkte aufgegeben haben.“

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Dass es für sie attraktiv sei nach Olfen zu kommen, steht fest für Panteleit. Schließlich habe Olfen eine gute Kaufkraft: ein Wert, der in Form von einzelhandelsrelevanten Kaufkraftkennziffern ermittelt wird.

Kaufkraft ist überdurchschnittlich in Olfen

Liegt er über 100, zeichnet sich die Stadt durch ein vergleichsweise höheres einzelhandelsrelevantes Kaufkraftniveau aus. Liegt er darunter, ist das Niveau unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. 2018 hatte das Marktforschungsinstitut IFH Köln für Olfen den Wert 101,8 ermittelt. Nur Nordkirchen und Werne lagen beim Vergleich mit den Nachbarkommunen noch etwas darüber. Selm, Unna, Datteln, Castrop-Rauxel, Dortmund, Lünen - alle darunter.

Siegbert Panteleit wird in den nächsten Wochen wieder zwischen Käse- und Geflügelstand hin und her schlendern. Was die Menschen in Olfen nicht sehen: Wie er im Hintergrund Kontakte knüpft, Adressen austauscht und Statistiken erstellt. Im Herbst, so viel steht fest, wird er wieder zu Gast sein im Ausschuss - dann mit konkreten Konzeptideen.

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