Die  Weihnachtsdeko in der Füchtelner Mühle in Olfen darf auch 2021 nicht fehlen. Viele Gäste sagen wegen der aktuellen Corona-Lage ab, dass muss auch Wirtin Annemarie Berding-Möritz feststellen.

© Marie Rademacher

Weihnachtsfeiern in Olfen: Wirte bekommen reihenweise Absagen

rnGastronomie

Zur Weihnachtszeit ist für Restaurants Hochsaison. Eigentlich. Denn trotz Luftfiltern: Tische in Olfen bleiben oft leer. In einem Fall sorgt das für die ersten Betriebsferien seit 30 Jahren.

Olfen

, 05.12.2021, 17:35 Uhr / Lesedauer: 3 min

Alljährlich ärgern sich Anfang Dezember eigentlich all jene, die noch keinen Tisch oder Räume für das Weihnachtsfest des Betriebs, Vereins oder der Familie reserviert haben. Zur Adventszeit ist in Restaurants Hochsaison. Coronabedingt sieht das 2021 anders aus.

„Einige Reservierungen hatte ich schon seit Wochen. Aber die Leute sagen jetzt nach und nach alle ab“, sagt Mensud Pilica, der zusammen mit seiner Frau Izeta das Hotel und den Gasthof Steverstrand betreibt.

Mensud und Izeta Pilica führen das Hotel und Restaurant "Zum Steverstrand" in Olfen. In der aktuellen Corona-Lage müssen sie, wie viele andere Gastronomen, mit vielen Absagen von Reservierungen in der Vorweihnachtszeit klarkommen.

Mensud und Izeta Pilica führen das Hotel und Restaurant "Zum Steverstrand" in Olfen. In der aktuellen Corona-Lage müssen sie, wie viele andere Gastronomen, mit vielen Absagen von Reservierungen in der Vorweihnachtszeit klarkommen. © Karim Laouari

Auch so laufe das Geschäft mit den 2G-Regeln nicht besonders gut. Als das Ordnungsamt vor einigen Tagen zur Kontrolle kam, habe er gerade mal vier Gäste gehabt. „Die Kontrollen sind ja auch richtig“, meint Pilica. „Aber um ehrlich zu sein: Ich gehe davon aus, dass wir höchstens 20 bis 30 Prozent des Umsatzes im Vergleich zu 2019 machen werden.“ Die Vorweihnachtszeit 2020 war für die Gastronomen wegen des damaligen Lockdowns ein Totalausfall.

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Brandneue Luftfilter, aber keine Gäste

Dabei hat der Gasthof gerade erst vor zwei Wochen eine brandneue Ausstattung mit Luftfiltern bekommen. Fünf Geräte sorgen für zusätzlichen Schutz von Gästen und Mitarbeitern vor dem Virus. „Dafür gab es auch Zuschüsse vom Staat. Aber das bringt mir auch nichts, wenn die Gäste nicht kommen“, sagt Pilica.

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„Die Leute haben Angst, drinnen zu sitzen“, sagt Saskia Basha Inhaberin des Landgasthofs Zum Forsthaus. Verständlich findet sie, wenn man auf die aktuellen Zahlen zum Infektionsgeschehen schaut. Rund 50 Prozent der Vorreservierungen haben wieder abgesagt. Stand Anfang Dezember soll das Weihnachtsbüffet im Forsthaus aber noch stattfinden. „Das ist eigentlich immer ausgebucht, dieses Jahr müssen wir schauen, wie viele noch absagen werden.“

Abholservice statt Laufkundschaft

Zu der Angst der Gäste, kommen auch Existenzängste der Wirte. „Bei uns hängen da zwei Familien dran. Meine eigene und die meiner Eltern.“ Lange durchhalten könne man so nicht, sagt Basha. Auch wenn der Abholservice im Forsthaus ohne Unterbrechung weiterlaufe.

„Man merkt, dass die Gäste verstärkt darauf zurückkommen und wir sind über jede Unterstützung dankbar.“ Auffangen könne das die Verluste aber nicht. „In der Woche kommen vielleicht zehn Gäste.“ Mit Ausnahme kleinerer Feiern. Laufkundschaft: Fehlanzeige.

Gut getarnt mit weihnachtlicher Deko reinigen UV-Luftfilter an den Wänden der Füchtelner Mühle die Luft von Keimen und auch Coronaviren. Das grüne Licht zeigt zusätzlich an, das wenig CO2 in der Raumluft ist. Springt die Lichtfarbe auf blau oder sogar rot, muss gelüftet werden.

Gut getarnt mit weihnachtlicher Deko reinigen UV-Luftfilter an den Wänden der Füchtelner Mühle die Luft von Keimen und auch Coronaviren. Das grüne Licht zeigt zusätzlich an, das wenig CO2 in der Raumluft ist. Springt die Lichtfarbe auf blau oder sogar rot, muss gelüftet werden. © Wolfgang Möritz

„Wir haben von Anfang an für die Weihnachtszeit ein schlechtes Gefühl gehabt“, sagt Annemarie Berding-Möritz, Inhaberin der Füchtelner Mühle. Buchungen größerer Gesellschaften hätte das Lokal gar nicht erst angenommen. Das sorgte auch für Unverständnis bei den Gästen, aber Lücken durch die Absagen kleinerer Gesellschaften ließen sich eben besser füllen. „Es hat sich gezeigt, dass das wirtschaftlich der richtige Weg war“, sagt Berding-Möritz, auch wenn es ihr und ihrem Mann Wolfgang Möritz nicht gefällt.

Füchtelner Mühle weihnachtet Corona zum Trotz

Auch das Café-Geschäft sei schwierig. „Früher waren wir eigentlich immer überlaufen. Jetzt haben wir das gar nicht.“ Mit Ausnahme des ersten Adventssonntages. Das Café war zwischenzeitlich rappelvoll, neue Gäste mussten warten. „Wir vermuten, dass viele nochmal gekommen sind, weil sie einen neuen Lockdown erwartet haben.“

Mancher wollte in diesem Jahr wohl wenigstens einmal einen Blick auf märchenhafte und bekannte Weihnachtsdeko werfen, die in der Füchtelner Mühle auch 2021 nicht fehlen darf. „Letztes Jahr war alles für die Katz, weil wir nicht öffnen durften. In diesem Jahr haben es wenigstens ein paar Gäste schon gesehen“, sagt Berding-Möritz.

Im größten Raum der Füchtelner Mühle ist ein 1,20 Meter hoher UV-Standfilter aufgebaut. Der sorgt für keim- und virenfreie Luft. Und sieht mit Weihnachtsmann-Deko auch noch ganz schick aus.

Im größten Raum der Füchtelner Mühle ist ein 1,20 Meter hoher UV-Standfilter aufgebaut. Der sorgt für keim- und virenfreie Luft. Und sieht mit Weihnachtsmann-Deko auch noch ganz schick aus. © Wolfgang Möritz

Auch die Füchtelner Mühle hat technisch aufgerüstet. Fünf UV-Luftfilter stehen in den Gasträumen, durch Weihnachts-Deko gut versteckt. Auch hier gab es Zuschüsse von der Bezirksregierung. „Die Luft wird angesaugt und mit UV-Lampen in den Geräten zu 99,9 Prozent von allen Keimen und Viren befreit, natürlich auch Corona“, erklärt Wolfgang Möritz. Lichtsignale an vier Wandgeräten zeigen zusätzlich den CO2-Pegel in der Luft an. Springt die Farbe von Grün auf blau, wird gelüftet.

Erste Betriebsferien seit 30 Jahren

Allein der Standfilter im größten Raum der Füchtelner Mühle setzt die komplette Luft des Raums fünfmal in der Stunde durch. Vollautomatisch mit einem Bewegungssensor.

Und noch ein Novum wird es in der Füchtelner Mühle geben: Vom 27. Dezember bis 5. Januar wird das Lokal schließen. Die ersten gezwungenen Betriebsferien in 30 Jahren sind es gewissermaßen. „Es macht in der aktuellen Lage keinen Sinn“, sagt Wolfgang Möritz.

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Bei 2G+ ist Schluss

Das Leo‘s by Gino im Leohaus lebt überwiegend vom Abhol- und Liefergeschäft. „Das hält uns momentan über Wasser“, sagt Inhaber Maurizio Martellini. Am Freitag (3.12.) hätte er eigentlich 43 Gäste erwartet, bis Nachmittag hatten 21 davon aber schon abgesagt. Martellini fürchtet, dass auch die 2Gplus-Regel in Restaurants kommen könnte. „Dann machen wir das Restaurant zu und liefern nur noch“, kündigt der Gastronom an. „Wer geht denn schon noch Pizza essen und lässt sich dafür testen, wenn er schon geimpft ist? Ich würde es ja auch nicht machen.“

Im Mai 2021 konnten Monica und Maurizio Martellini erstmals Gäste im Leo's empfangen, nachdem sie das Lokal seit Januar übernommen hatten.

Im Mai 2021 konnten Monica und Maurizio Martellini erstmals Gäste im Leo's empfangen, nachdem sie das Lokal seit Januar übernommen hatten. © Maria Niermann

Vom boomenden Lieferservice berichtet auch Adham Mouslemani, Inhaber der Pizzaria Bella Rom. „Wir wollen nicht stöhnen und machen das Beste daraus.“ Über die ausbleibenden Reservierungen sei er auch nicht nur unglücklich. Schließlich sei auch das Personal bei jedem Kontakt von einer Infektion gefährdet, trotz Impfung. Dem Lieferdienstangebot zum Dank habe das Bella Rom bislang noch keinen Tag in der Pandemie geschlossen bleiben müssen.