Jahrestag der Bluttat
Vor 15 Jahren: Borker tötet drei Polizisten
Am 14. Juni 2000 wurden drei Polizeibeamte in Dortmund und Waltrop vom Neo-Nazi Michael Berger erschossen - einem 31-Jährigen aus Bork. Die Leiche des Täters fanden die Beamten später in dessen Wagen in einem Waldstück in Olfen. So erinnert sich unser Mitarbeiter Theo Wolters an die Bluttat vor 15 Jahren.
„Es ist etwas Schreckliches geschehen.“ Schnell sprach sich diese Nachricht am 14. Juni in Selm herum: Der 31-jährige Michael Berger war am Morgen in Dortmund-Brackel in eine Polizei-Kontrolle gekommen und hatte den Beamten Thomas Goretzky erschossen. Auf seiner Flucht hielt er an der Ecke Oberlipperstraße / Borker Straße auf Waltroper Stadtgebiet neben einem Streifenwagen und tötete die Polizisten Yvonne Hachtkemper und Matthias Larisch von Woitowitz mit gezielten Schüssen. Und schnell sprach sich herum: Es war ein gebürtiger Borker, der nun in Dortmund-Körne lebte.
Das Amtsgericht hatte Michael Berger am 1. April 2000 den Führerschein entzogen. Trotzdem war 31-Jährige in seinem tiefergelegten BMW unterwegs. Und nicht angeschnallt. Daher fiel er den Beamten in Dortmund auf.
Elternhaus in Bork war abgesperrt
In seinem Wagen floh er in Richtung Datteln/Vinnum. So konzentrierte sich die Suche nach dem 31-Jährigen schnell auf den Raum Selm und Olfen. Polizeihubschrauber kreisten über dem Gebiet, immer wieder sah man im Bereich Vinnum dunkle Fahrzeuge, besetzt mit Männern des Spezialeinsatzkommandos (SEK) durch die Straßen rasen. Beamte durchkämmten die Bauerschaften und versteckt liegenden Gehöfte an der Oberlipperstraße und in Vinnum.
In Bork war die Paulswiese abgesperrt, denn hier steht das Elternhaus des 31-Jährigen. Die Anwohner konnten es kaum fassen. Viele kannten ihn. Das Elternhaus wurde von Polizeibeamten durchsucht. Die ersten Fahrzeuge von Radio- und Fernsehstationen tauchten auf. Dank der Hilfe der Nachbarn konnten die Eltern dem Medienrummel entkommen. Sie wurden in einer Ferienwohnung untergebracht.
Auto im Wald bei Olfen gefunden
Die Männer des Spezialeinsatzkommandos trafen sich an der Josefkirche zur Lagebesprechung. Die Suche nach dem 31-Jährigen war zunächst erfolglos. Gegen Mittag meldeten der WDR und eine Nachrichtenagentur, das Fluchtfahrzeug sei in Selm gefunden worden. Es war eine Falschmeldung, sorgte aber für Unruhe in der Bevölkerung.
Von dem 31-Jährigen fehlte jede Spur. Doch dann am späten Nachmittag die Meldung: Zwischen Vinnum und Olfen habe sich ein großes Polizeiaufgebot zusammengezogen. Die Suche war beendet. An einem kleinen Wald wurde das Fluchtfahrzeug rund 100 Meter vom Vinnumer Landweg entfernt gefunden. Der Gesuchte saß tot in seinem Auto, hatte sich mit einem Schuss aus seiner Waffe getötet.
Kerzen zum Gedenken
An der ehemaligen Gaststätte Niehues an der Oberlipperstraße wurden an den folgenden Tagen Blumen niedergelegt, Kerzen entzündet. Auch an der Fundstelle des PKW wurde am Tag nach der Tat eine Kerze angezündet. Noch Tage danach passierten Autofahrer die Kreuzung im Schritttempo. Der Ort einer schrecklichen Tat, den viele Selmer nicht vergessen haben.
Für die drei getöteten Polizisten Thomas Goretzky, Yvonne Hachtkemper und Larisch von Woitowitz wurde am Landes-Polizei-Institut (LAFP) in Selm-Bork eine Gedenkstätte eingerichtet.