
© Wilco Ruhland
Valentinstag: Der Spagat zwischen Glaube und Geschäft
14. Februar
Romantisch bis kitschig wird es am Valentinstag. Das Fest lässt vielerorts die Kassen klingeln. Eigentlich ist es katholischen Ursprungs – in Olfen macht auch die evangelische Gemeinde mit.
Herzen so weit das Auge reicht. Ballons, Blumen, Pralinen. Der Valentinstag erfreut sich in der Gesellschaft einer immer größeren Beliebtheit. Eigentlich ist der 14. Februar ein Festtag kirchlichen Ursprungs. Mittlerweile findet hier der Spagat zwischen Glauben auf der einen Seite und Geschäft auf der anderen Seite statt.
Das Geschäft Ballon-Team an der Oststraße bekommt derzeit schon wegen Karneval viele Anfragen. Am 14. Februar kommt auch noch der Valentinstag dazu. „Das ist natürlich ein bisschen unglücklich, dass beides immer zusammenfällt“, sagt Inhaberin Elke Spiess. Jetzt, in der Woche vorm 14. Februar, sind besonders Ballons in Herzform gefragt. Und die gibt es in allen Farben und Größen. Mit der Beschriftung werden sie individualisiert.
„Viele kommen auch am 14. spontan, weil sie vergessen haben etwas zu besorgen. Da wird es den Blumenläden nicht anders gehen“, erklärt Spiess. Ob für den Partner oder auch liebe Verwandte oder Freunde: Der Valentinstag wird größer und größer gefeiert.
Rein katholisches Fest?
Auch die Kirche sei da wieder „auf den Zug aufgesprungen“. So formuliert es Maria Sanning vom Vorstand des Pfarreirates St. Vitus. Die Gemeinde St. Vitus Olfen bietet, wie schon 2017, einen besonderen Gottesdienst am 14. Februar an. Der Gottesdienst ein ökumenischer – gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde.
Doch auf den Zug aufgesprungen ist missverständlich, denn eigentlich handelt es sich um ein kirchliches Fest. Weil er trotz des Verbots des römischen Kaisers Ehepaare getraut hat, gilt der vermutlich am 14. Februar 269 hingerichtete Märtyrer Valentin als Schutzpatron der Liebenden.
Klingt das nicht nach einem vor allem katholischen Fest? „Den Impuls kann ich verstehen“, sagt der evangelische Pfarrer Thorsten Melchert, der gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Dieter Hogenkamp den Gottesdienst leiten wird. „Heiligenverehrung passt in der Regel besser in das Katholische, aber das Thema ist so stark im außerkirchlichen Bereich angekommen, ein gesellschaftliches Ereignis geworden, dass wir das auch guten Gewissens als evangelische Gemeinde feiern können“, sagt Melchert. Es sei schließlich ein Fest der Liebe.

Pfarrer Thorsten Melchert © Theo Wolters (Archiv)
Nach 2017 also jetzt wieder ein Gottesdienst in der Kirche St. Vitus. „Das soll eine Tradition werden“, sagt Maria Sanning. „2018 wollten wir das auch machen, aber da fiel der Valentinstag auf den Aschermittwoch“, erklärt sie. Schon beim ersten Anlauf sei der Gottesdienst gut angenommen worden. Er richtet sich an alle Frischverliebten und Altvertrauten, Gläubigen und Suchenden, ob jung oder alt – egal welcher Konfession sie angehören. Auch Einzelpersonen, getrennte, verwitwete sind willkommen.
Alleinsein eher Thema der Adventszeit
Natürlich ist auch die Einsamkeit ein Aspekt, der zum Thema gehört. „Ich merke schon, dass in der Zeit um den Valentinstag mehr Leute mit dem Thema Liebeskummer auf einen zukommen“, sagt Sanning. Darauf, dass zum Valentinstags-Gottesdienst viele Alleinstehende kommen, mache sie sich aber keine große Hoffnung. Auch wenn diese explizit eingeladen seien.

Bereits 2017 wurde am 14. Februar in der St. Vitus Kirche ein ökumenischer Segnungsgottesdienst gehalten. Auch hier kommen Herz-Ballons zur Geltung. © Antje Pflips (Archiv)
Die Entscheidung für den ökumenischen Gottesdienst begründet sich darin, dass man das Fest „bewusst offen gestalten“ wolle, sagt Sanning. „Es ist egal, welche Konfession jemand hat, oder ob er überhaupt eine hat: Alle sind eingeladen“, sagt sie.
Beim evangelischen Pfarrer Melchert spiele das Thema Alleinsein und Liebeskummer im Gespräch mit den Menschen rund um den Valentinstag keine größere Rolle, sagt er. „Das kommt häufiger in der Adventszeit vor“, sagt Melchert.
Das kirchliche Fest als gesellschaftliches Ereignis ist ein Anlass, mit dem sich ohne Zweifel Geld verdienen lässt. Wie viele Feste, die ihren Ursprung in der Kirche haben – sei es Weihnachten oder Ostern. Die Kirche sei jedoch natürlich kein Teil der Kommerzialisierung, sagen Maria Sanning und Thorsten Melchert unabhängig voneinander, doch fast wortgleich, darauf angesprochen.
Baujahr 1993, gebürtig aus Hamm. Nach dem Germanistik- und Geschichtsstudium in Düsseldorf und dem Volontariat bei Lensing Media in der Stadtredaktion Dortmund gelandet. Eine gesunde Portion Neugier und die Begeisterung zum Spiel mit Worten führten zum Journalismus.
