Umsiedlung der kleinen Esel ist geglückt

Steveraue

OLFEN Keine Kartons, kein Transporter, dafür riesengroße Augen, familieninterne Zickereien und das Aushandeln eines Reviers. Die Umsiedlung der drei Eselfohlen auf die große Wiese der Steverauen war ein Umzug der besonderen Art. Zitternd stehen Vicky, Varus und Victor zusammengedrängt am geöffneten Tor ihrer kleinen Wiese.

von Von Alexandra Neuhaus

, 18.09.2009, 16:32 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zu groß, zu bedrohlich, scheint ihnen die große Welt da draußen, die Welt auf der gegenüberliegenden Seite des Weges, die Welt auf der großen Wiese, wo bislang die beiden einjährigen Esel Unicum und Pia alleine lebten, vorzukommen. „Nun kommt, da hinten lockt die große Freiheit“, redet Norbert Niewind auf die Drei ein, gibt Varus einen leichten Klaps auf‘s Hinterteil.   Es hilft nichts. Die Mütter, Galaxie, Kaline und Marianne, schon lange drüben auf der gegenüberliegenden Wiese, stehen am Gatter, warten auf ihren Nachwuchs. Erst als Niewind, und die beiden ehrenamtlichen Helferinnen Inge Barg und Ulla Zimolong sich je ein Fohlen schnappen, es an der Mähne halten, am Hinterteil schieben, setzt sich der Nachwuchs in Bewegung. „Es geht doch“, murmelt Niewind.

  Kaum ist die kleine Herde komplett, schallt die Steveraue vom Hufgetrappel der wild durcheinander laufenden Esel. „Jetzt wird es spannend“, sagt Niewind. Beschnuppern, kleine Bocksprünge, und immer wieder wilde Sprinteinlagen – die Esel geben Gas.   Und auch beim Familientreffen der Esel bleibt es nicht nur friedlich: Marianne legte ihre großen Eselsohren straff an den Kopf, giftete die einjährige Pia wild an. Dabei war Pia, Mariannes Fohlen aus dem letzten Jahr, nur auf der Suche nach Zärtlichkeit. Falsche Adresse, deutlicher geht es nicht. Die ganze Liebe der katalanische Rieseneselin steht nun nur noch dem rund zwei Monate alten Hengstfohlen Victor zu. So hart ist die Natur. Dass aber auch der Eingriff des Menschen nicht ohne Spuren an den eigentlichen wilden Eseln vorübergegangen ist, bekommt Fohlen Vicky mit ganzer Härte zu spüren. Während Kaline und Marianne nicht von der Seite ihres Nachwuchs weichen, scheint Galaxie ihre Mutterrolle am Gatter der Wiese abgegeben zu haben. „Jetzt läuft sie wieder nur hinter Kaline her, in schwierigen Situationen war das schon immer so“, mokiert sich Inge Barg. Verantwortung für Vicky, kein Thema für Galaxie.

„Das haben wir aber auch mit zu verantworten“, sagt Niewind. „Weil Vicky von den Menschen mit der Flasche aufgezogen werden musste, hat Galaxie nie die volle Verantwortung für ihr Fohlen übernehmen müssen.“ Statt Mutter Galaxie, heftet sich die einjährige Pia an die Hufe der kleinen Stute. „Die beiden werden noch beste Freunde“, prophezeit Pia Niewind, Tochter von Norbert Niewind.  Als große Verlierer des Zusammenführung scheint indes der einjährige Hengst Unicum hervorzugehen. „In freien Wildbahn leben Hengste und Herde getrennt“, sagt Niewind.

Das drohende Einsiedlerleben soll für Unicum jedoch nur von vorübergehender Natur sein. Nächste Woche wird aus ihm ein Wallach. „Danach braucht er so rund sechs Monate, bis die damit verbundene hormonelle Umstellung völlig vollzogen ist.“ Spätestens dann, so glaubt Niewind, wird die Herde ihn wieder aufgenommen haben.