
© Thomas Aschwer (Archiv)
Taxi und Bürgerbus in Olfen sind teuren Spritpreisen ausgeliefert
Kraftstoffpreise
Immer weiter steigende Spritpreise machen einem Olfener Taxibetrieb das Leben schwer. Doch die Preise einfach zu erhöhen ist nicht erlaubt und auch ein Test mit E-Autos hat mehrere Tücken.
Schon vor dem Krieg in der Ukraine sind die Benzin- und Dieselpreise an den Tankstellen deutlich gestiegen. Inzwischen liegt der Liter Super bei über 1,90 Euro. Auch die Diesel-Preise liegen derzeit (Stand 3. März) nur knapp unter dieser Marke. Gerade Taxi-Unternehmen trifft diese Preissteigerung doppelt. Durch Corona und weniger Veranstaltungen haben sie ohnehin mit geringen Fahrgastzahlen zu kämpfen. Und ihre Preise dürfen sie nicht selbst festlegen. Olfens einziger Taxibetrieb hat aber nicht nur deshalb nun einen neuen Antrieb getestet.
Seit Juli 2020 können die Olfener wieder ein Taxi rufen. Rainer Nee, seit über 25 Jahren Taxiunternehmer in Lüdinghausen, hat in Olfen einen zweiten Betriebssitz eröffnet. Doch Corona vermiest ihm seitdem das Geschäft. Die hohen Spritpreise jetzt kommen noch dazu. „Das bedeutet, dass die Marge immer schlechter wird“, sagt Rainer Nee.
Verband fordert Fahrpreiserhöhung
Doch einfach die Fahrpreise erhöhen, das geht bei Taxi-Unternehmen nicht. Die Preise legt der Kreis zentral fest. Derzeit liegt der Grundpreis bei 3,40 Euro und der Preis pro Kilometer bei 2,10 Euro. In der Nacht sind die Preise höher, aber da gibt es ohnehin kaum Fahrten, so Nee.

Vor wenigen Wochen lagen die Preise um die 1,80 Euro an den Olfener Tankstellen. Inzwischen sind die Preise noch etwa 10 Cent höher. Taxi und Bürgerbus bekommen diese Preise zu spüren. © Jessica Hauck
Der Verband habe auch bereits eine Preiserhöhung beantragt. Das liege aber nicht an den Benzinpreisen, sondern am Mindestlohn, der erhöht werden soll, sagt Rainer Nee. Die Preisgestaltung sei allerdings ein ziemlich „starres System“, klagt Nee. Bis alle Ausschüsse, der Kreistag und das Eichamt über die Preiserhöhung befunden haben, dauere es. Vor Oktober rechnet der Unternehmer nicht mit höheren Preisen für die Taxifahrten.
Erste Erfahrungen mit Elektro-Taxi
Doch ohne Tankfüllung fahren seine Taxis nun mal nicht. Als Alternative zum Benzin hat Rainer Nee sich vor wenigen Monaten ein E-Auto als Taxi ausstatten lassen. „Ich möchte Erfahrungen sammeln mit dieser Technik“, sagt Rainer Nee. Irgendwann werde es aufgrund des politischen Willens wohl keine Verbrennungsmotoren mehr zu kaufen geben, vermutet der Unternehmer. „Ob das wirklich günstiger ist, kann ich aber noch nicht sagen“, sagt Rainer Nee.
Zwar habe er inzwischen auch eine Solaranlage auf dem Dach seines Betriebs, doch wenn die Sonne scheint, sind seine Taxis unterwegs. Und die Strompreise, die er zum Laden in der Nacht zahlt, stiegen schließlich auch, so Nee. Dennoch sei das E-Taxi für ihn eine „gute Sache“. Denn er könne seine Fahrten selbst koordinieren. Sein E-Fahrzeug fahre 350 Kilometer pro Ladung. Das reiche für eine Schicht.
Lieferprobleme bei E-Taxi
Taxi-Unternehmen, die etwa in Großstädten an Bahnhöfen auf Kunden warteten, seien da mit E-Autos unflexibler, so Nee. Im November hat Nee ein zweites Elektro-Auto bestellt, erzählt er. Doch geliefert wird es wohl erst im kommenden November. Immerhin früher, als er einen Verbrenner derzeit geliefert bekäme, sagt der Taxi-Unternehmer.
Schon vor den steigenden Spritpreisen hat das Olfener Taxigeschäft dem Unternehmer nicht so viel Freude bereitet. Im Februar habe es etwa 50 Anrufe aus Olfen gegeben, sagt Rainer Nee. Wie viele Fahrten daraus entstanden sind, kann er nicht sagen. Da Karneval erneut fast nicht stattgefunden habe, haben auch die sonst so bunten Tage ihm keine zusätzlichen Fahrten eingebracht.
„Schönes Zubrot“, aber kein Auskommen
„Ein Stöhnen auf auskömmlichem Niveau“, nennt Nee seine Sorgen. Das Standbein Olfen sei ein „schönes Zubrot“, aber nicht mehr als ein Nebenerwerb, so Nee. „Dass es in den nächsten 20 Jahren einmal ein eigenständiges Taxiunternehmen in Olfen geben wird, das sehe ich nicht“, sagt der Firmenchef. Das liege auch daran, dass Olfen eine recht kleine, kompakte Stadt sei, in der das meiste zu Fuß oder mit dem Fahrrad gut erreichbar sei. Zudem gebe es ein starkes Angebot mit dem Bürgerbus.

Der Bürgerbus fährt weiter mit Diesel - auch wenn die Preise kräftig steigen. Ein Gesetz verhindert den Umstieg auf E-Antrieb. © Thomas Aschwer
Auch am Olfener Bürgerbusverein gehen die hohen Spritpreise nicht spurlos vorüber. Während die Fahrer schon seit Beginn zu einer spritsparenden Fahrweise angehalten sind, so der Vereinsvorstand Christoph Kötter, spart der Bürgerbus einen großen Teil seiner Kosten schon seit neun Jahren. Damals stellte der Verein vom Linienverkehr auf den bedarfsgesteuerten Verkehr um - der Bürgerbus fährt nur noch, wenn ein Fahrgast ihn anruft. Das habe für eine Kostenreduktion von einem Drittel gesorgt, sagt Kötter. Zuvor gab es Zeiten, in denen nur „Olfener Luft“ befördert wurde.
Fahrerlaubnis gilt derzeit nicht für E-Fahrzeug
Defizite, die der Bürgerbusverein hat, zahlt die Stadt Olfen aus dem Haushalt. Alternativen zum teuren Dieselkraftstoff sieht der Bürgerbus-Vereinsvorstand aber nicht. Für ein Erdgas-betriebenes Fahrzeug fehle eine Tankstelle in der Nähe. Und Busse oder Sprinter mit Elektroantrieb sind derzeit nicht in der richtigen Größe auf dem Markt, so Kötter. Alle verfügbaren Modelle seien zu schwer.
Taxiruf und Bürgerbus
- Der Taxiruf von Rainer Nee in Olfen ist erreichbar unter Tel. (02595) 3252.
- Der Bürgerbus wird unter Tel. (02595) 38 56 729 bestellt.
Denn die Bürgerbusfahrer fahren mit einer Ausnahmeerlaubnis für die Personenbeförderung, die an das Gewicht des Fahrzeugs gekoppelt ist. „Das ist ein EU-Problem“, sagt Kötter. Der Bürgerbus-Dachverband habe das Thema bereits erkannt und auf der Tagesordnung. So bleibe dem Bürgerbusverein derzeit nur, die hohen Kraftstoffpreise an den Zapfsäulen zu zahlen und spritsparend zu fahren.
Seit rund zehn Jahren im Lokaljournalismus zu Hause – erst am Niederrhein, dann im Ruhrgebiet und Münsterland. Beschäftigt sich am liebsten mit menschlichen und lokalpolitischen Geschichten.
