Tafel in Olfen sorgt sich um starken Kundenanstieg und knappe Lebensmittel

© Günther Goldstein

Tafel in Olfen sorgt sich um starken Kundenanstieg und knappe Lebensmittel

rnSteigende Preise

Seit wenigen Wochen kommen rund 30 Prozent mehr Kunden zur Tafel in Olfen, schätzt die Organisatorin der Ausgabestelle. Das Problem: die Tafel bekommt gleichzeitig weniger Lebensmittelspenden.

Olfen

, 16.04.2022, 17:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehr Kunden, aber weniger zu verteilen - so knapp lässt sich das Dilemma zusammenfassen, vor dem die Tafel in Lüdinghausen mit ihrer Ausgabestelle in Olfen derzeit steht. Seit der Krieg in der Ukraine begonnen hat und die Lebensmittelpreise stiegen, verzeichnet die Tafel einen starken Zulauf.

„Wir können nicht planen, wir gucken von Woche zu Woche“, sagt Gudrun Schlaphorst, die die Olfener Ausgabestelle der Tafel vor fünf Jahren mit aufgebaut hat. Nicht allein Geflüchtete aus der Ukraine zählen zu den neuen Kunden der Tafel, sagt Schlaphorst. „Auch Leute, die schon länger nicht mehr da waren, sehen wir jetzt wieder.“ Dazu kämen auch Neuanmeldungen aus der Olfener Bevölkerung.

Etwa 30 Prozent mehr Kunden

Vor einem Monat, am 17. März, kamen noch 73 Personen aus 32 Haushalten zur Olfener Ausgabestelle. Am 7. April waren es schon 113 Personen aus 47 Haushalten, schreibt die Tafel Lüdinghausen auf ihrer Internetseite. Etwa 30 Prozent mehr Kunden kommen inzwischen, schätzt Gudrun Schlaphorst.

Dazu kommt: Das Grundprinzip der Tafeln ist gestört. Ziel sei es „eine Brücke zu schlagen zwischen dem Überangebot und dem Mangel“, erklärt Schlaphorst. Soll bedeuten, das Überangebot an Lebensmitteln bei Bäckern und Supermärkten wird eingesammelt und an die verteilt, die zu wenig Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen. Die Tafel verteile eigentlich ausschließlich Spenden, so Schlaphorst.

Die Tafel

Die Ausgabestelle Olfen

  • Die Ausgabestelle Olfen befindet sich im evanglischen Gemeindezentrum an der Von-Vincke-Straße 21. Geöffnet ist sie donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Die Ausgabe ist von 15.30 bis 16.30 Uhr.
  • Kunde der Tafel kann werden, wer Anspruch auf eine staatliche Transferleistung hat wie etwa Arbeitslosengeld II, Wohngeld, Sozialhilfe oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz oder etwa eine geringe Rente hat.

Doch auch diese Lebensmittelspenden gehen gerade zurück. Lieferengpässe, logistische Probleme bei Produzenten, woran es genau liegt, kann Schlaphorst gar nicht sagen. Inzwischen setzt die Tafel hin und wieder Pfandspenden ein, die man in einigen Discountern zugunsten der Tafeln tätigen kann, um Lebensmittel zu kaufen.

Eigentlich fehle es an allem, sagt Gudrun Schlaphorst. Spenden sind daher gerne gesehen, am besten von haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl, Konserven. „Da können wir alles gebrauchen.“ Auch Hygieneartikel wie Zahnbürsten werden gebraucht. Die Tafel überlege, bald wieder Spendenaufrufe zu machen, wie etwa die 1-Plus-Aktion, bei der die Mitarbeiter vor Supermärkten darum bitten, beim Einkauf ein Teil mehr für die Tafel mitzukaufen.

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Besorgte Stimmung bei den Kunden

Die Olfener Tafel-Ausgabestelle ist nicht allein mit ihren Nöten. Im ganzen Land verzeichnen die Tafeln seit Jahresanfang leerere Regale, teilt der Dachverband der Tafeln in Deutschland mit. Dazu kämen steigende Spritpreise für die Abholung der Lebensmittelspenden. Und erschwerte Bedingungen durch die Pandemie für die Ehrenamtlichen. Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland appellierte an Spender: „Jede Packung Nudeln und jeder Euro helfen!“

Weil sie von Anfang an die Kunden bei der Ausgabestelle Olfen begleitet, kennt Gudrun Schlaphorst auch ihre Nöte. Alle seien besorgt, schildert die Olfenerin die Stimmung. Inflation und steigende Lebensmittelpreise träfen vor allem Menschen mit geringem Einkommen. „Die, die wenig Geld haben, merken es als erstes.“

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