
© Thomas Aschwer
Strom trifft Wärme: EnergieAgentur findet Beifall für den Olfener Weg
Projekt des Monats
Schulen, Sporthallen, die Stadthalle oder das Schwimmbad - alles große Gebäude mit großem Energieverbrauch. „Muss nicht sein“, meint die Stadt Olfen und denkt an die Bürger.
Landauf, landab laufen in der Coronakrise den Städten und Gemeinden die Kosten davon. Bei gleichzeitig deutlich niedrigeren (Steuer-)Einnahmen. Jeder Euro muss jetzt mehrfach umgedreht werden. Die Stadt Olfen will weiter schuldenfrei bleiben - ohne die Bürger in der Krise stärker zu belasten. Möglich machen sollen das „vorbildhafte Projekte“, wie die EnergieAgentur.NRW in diesen Tagen lobt.
Der Startschuss für eine neue Weichenstellung bei der Energieversorgung liegt viele Jahre zurück. Bereits 2012 besiegelten die Stadt Olfen und die Gelsenwasser AG eine Kooperation, um die Energieversorgung vor Ort effizient und nachhaltig umbauen zu können. Dazu gründeten sie die GENREO, die GEsellschaft zur Nutzung REgenerativer Energie in Olfen.
Neue Blockheizkraftwerke und Nahwärmenetze
In der Folgezeit hat die Stadt mehr als 500.000 Euro in drei Blockheizkraftwerke (BHKW) und Nahwärmenetze investiert, die sich über die Vertragslaufzeit von zehn Jahren amortisieren. Dazu wurden 578 Meter neue Nahwärmeleitung verlegt. „Der Einsatz der BHKW führt bei diesen Gebäuden zu einer Optimierung bei den baulichen und anlagentechnischen Maßnahmen und damit zu geringeren Kosten“, sagt Hendrik Baschek, Gesamtprojektleiter der Gelsenwasser AG.
Der Brennstoffnutzungsgrad von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen ist durch die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme teilweise doppelt so hoch wie bei getrennter Erzeugung - und durch die dezentrale Erzeugung werden zudem Netzverluste vermieden. Allein im Jahr 2019 wurden auf diese Weise 500.000 Kilowattstunden Wärme und 73.000 Kilowattstunden Strom produziert.
Gelsenwasser überwacht die Anlagen rund um die Uhr
Dabei werden die Olfener Anlagen über eine Glasfaserverbindung 24 Stunden am Tag von Gelsenwasser überwacht. „Die Situation, dass die Heizung sonntags kaputtgeht und dadurch am Montag die Schule ausfallen muss, weil es niemand gemerkt hat, wird es damit nicht mehr geben“, sagt Bürgermeister Wilhelm Sendermann. Durch die zentrale Steuerung werde ein Ausfall unmittelbar registriert, der zuständige Installateur verständigt und der mögliche Schaden behoben.
Langfristig sollen über die zentrale Steuerung auch Synergien auf Seiten der bedarfsgerechten Stromerzeugung in Olfen genutzt werden. BHKW sollen dann laufen, wenn Strom gebraucht wird, und die nicht benötigte Wärme wird vor Ort zwischengespeichert.
„Dass Heizungen oder Lüftungen nächtelang oder in den Ferien durchlaufen, wird es in Olfen nicht mehr geben“, sagt Sendermann. Die Überwachung der Anlage in der Grundschule ist auch in die allgemeine Gebäudesteuerung integriert. So können Heizung, Lüftung, Beleuchtung und Sonnenschutz zentral gesteuert und auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt werden.
Bis 2022 sollen alle öffentlichen Gebäude umgestellt sein
Die weitere Umrüstung der Anlagen erfolgt nach einem konkreten Zeitplan. Bis 2022 werden alle öffentlichen Gebäude mit der effizienten KWK-Technologie ausgestattet sein. Insgesamt sollen sieben BHKW installiert werden, die 15 Gebäude mit Wärme und Strom versorgen. Bereits jetzt werden durch die drei abgeschlossenen Projekte pro Jahr 86 Tonnen CO2 eingespart.
Die integrierte Wärme- und Stromversorgung durch KWK-Anlagen in öffentlichen Gebäuden hat Vorbildcharakter“, schwärmt Margit Thomeczek, Leiterin der Kampagne KWK.NRW – Strom trifft Wärme“ der EnergieAgentur.NRW. „Wir hoffen, dass dieses Konzept viele kommunale Nachahmer findet und gratulieren der Stadt Olfen und Gelsenwasser zum Projekt des Monats der EnergieAgentur.NRW.“
Für die Bürger der Stadt dürfte jedoch viel wichtiger sein, dass mit der Umstellung die Energie deutlich effektiver genutzt und auch damit gleichzeitig die Umwelt geschützt wird.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
