
Das Beweisfoto: drei Küken im Nest. Bernhard Wiefel hat das Foto am Floßanleger in Olfen gemacht. © Bernhard Wiefel
Störche in Olfen: Nachwuchs für den Klapperstorch ist da
Steveraue
En Spaziergang durch die Olfener Steveraue lohnt sich eigentlich immer - jetzt aber noch mehr. Denn Nachwuchs ist angekommen - nicht gebracht vom Klapperstorch, sondern ausgebrütet.
Stolze schwarzweiße Schönheiten wie ihre Eltern sind sie noch nicht. Die drei Köpfchen, die sich ab und zu über den Nestrand recken, lassen glänzendes Gefieder vermissen. Stattdessen ziert ein etwas struppiger Flaum die jeweils Hand große Portion Vogel. Für die Spaziergänger und vor allem die zahlreichen Hobbyfotografen am Fuß des Horsts gibt es aber keinen hübscheren Anblick: wieder Nachwuchs bei Meister Adebar. Jetzt gilt es, die Daumen zu drücken.
Wenn die kleinen Schnäbelchen nach 32 Tagen die Eierschale öffnen, ist zwar eine wichtige erste Etappe im Vogelleben geschafft. Gleichzeitig beginnt aber der Ernst des Lebens als auf Hilfe, Schutz und Nahrung angewiesener Nestling. Rund 60 Tage bleibt der Storchennachwuchs im Familienquartier. Und da droht mitunter lebensbedrohender Ungemach, für den es einen Namen gibt: Kronismus.
Wenn Störche Rabeneltern sind: Kronismus
Kronos ist laut der antiken, griechischen Götterlehre der Oberste der Titanen. Er gewann traurige Berühmtheit, weil er seine eigenen Kinder verschlang - etwas, das mitunter bei Storcheneltern auch zu beobachten ist, wie der Naturschutzbund Deutschland erklärt, dessen Wappentier der Weißstorch ist. Manchmal würden Küken auch aus dem Nest geworfen. Warum es zu diesem abnormen Verhalten kommt, gibt Forschern Rätsel auf. Es könne mit zu schwachen Reaktionen des kleinsten Kükens zusammenhängen, heißt es.

Hier reckt nur ein Küken sein Köpfchen hoch. Seine beiden Geschwister sind noch nicht zu sehen im Horst in der Steveraue. © Bernhard Wiefel
In Olfen scheinen sich erfahrene, fürsorgliche Storcheneltern angesiedelt zu haben. Das legt zumindest die Erfahrung der Vorjahre nahe. Zuletzt 2021 hatten ebenfalls im Mai zwei Storchenpaare in den Olfener Steverauen Nachwuchs bekommen. Auch dieses Mal haben sich beide Horste in Kinderzimmer verwandelt, wie der Storchenkundige und Steverauenführer Georg Holtmann sagt: vier muntere Küken im Nest in der Alten Aue am Floßanleger. Zunächst waren nur drei Küken zu sehen gewesen. Ein neueres Foto bestätigte dann: Es sind vier junge Störche geschlüpft. „Und in dem Horst am Friedhof scheint nur ein Jungtier geschlüpft zu sein.“

Norbert Lange konnte vier Storchenbaby im Nest in der Alten Aue fotografieren. © Norbert Lange
Fernglas einpacken auf dem Weg zu beiden Olfener Horsten
Für Spaziergängerinnen und Spaziergänger in der Olfener Steveraue lohnt es sich damit noch mehr als ohnehin, ein Fernglas einzupacken, um den klappernden Nachwuchs zu beobachten. Und die Eltern im Dauerstress, die die Kleinen vor allem mit Insekten, Kaulquappen und Heuschrecken aufpäppeln: Nahrung, die die Großen herauswürgen, sobald Junior sie drängelnd mit dem Schnabel anstupst.
Klappern können die Storchenbabys übrigens gleich von Anfang an. Zum Singen oder auch nur Krächzen wird es dagegen nie reichen. Solche Lautäußerungen hat die Natur für Störche einfach nicht vorgesehen. Die dafür nötige Muskulatur fehlt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hatten wir von drei Storchenküken im Horst in der Alten Steveraue berichtet. Inzwischen hat Georg Holtmann bestätigt, dass noch ein viertes Küken gesichtet wurde. Wir haben die Stelle entsprechend geändert.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
