Experten resümieren

So schafft die Olfener Steverumflut Lebensräume

2002 begannen die Planungen für eine Umflut der Stever in Olfen. Zehn Jahre später waren alle Details geklärt. Im November 2014 rückten die Bagger an, und schon im März 2015 war die "Fischtreppe" an der Füchtelner Mühle fertig. Wie die Umflut funktioniert und wo sich schon deutliche Erfolge zeigen, erklären Olfener Natur-Experten.

von Maria Niermann

OLFEN

, 01.01.2016 / Lesedauer: 3 min

Der Eisvogel fühlt sich an der Stever wieder wohl.

So funktioniert die Steverumflut an der Füchtelner Mühle

Die Steverumflut ist ein künstliches Nebengerinne. Es geht auf Höhe des Steverstadions in Richtung der Füchtelner Mühle ab und mündet unterhalb wieder zurück in die Stever. Insgesamt fließen nun seit März dieses Jahres 650 Liter Wasser pro Sekunde von der Stever aus durch dieses künstlich geschaffene Gerinne.

Mithilfe einer Fischtreppe - richtig heißt das Bauwerk Fischaufstiegs- beziehungsweise -abstiegsanlage - wird eine Lockströmung geschaffen, die den Fischen hilft, diese Umflut zu finden. "Kurz vor der Füchtelner Mühle werden nochmals 250 Liter Wasser pro Sekunde aus der Stever über eine Fischtreppe abgeführt", erläutert Projektleiter Andreas Nünneke vom Olfener Bauamt. "So haben hier die Fische nochmals die Möglichkeit, die Turbinen des folgenden Kraftwerks zu umschwimmen."

Dieses künstliche Gerinne ist 1,4 Kilometer lang, die Sohle rund 2 Meter breit, die Böschung 8 Meter. Diese Maße sind allerdings an vielen Stellen schon nicht mehr wiederzuerkennen. "Kurz vor Ostern gab es schon das erste Hochwasser, das die neue Umflut erlebte", berichtet Norbert Niewind, der Betreuer der Steverauen. "Und sofort konnten wir beobachten, wie das Wasser seinen Weg suchte."

Hochwasser schafft natürliche Uferregionen und Brutplätze

An sandigen Stellen wurde die Umflut durch dieses Hochwasser sehr breit, an lehmigen Standorten blieb die vorgegebene Breite. An einigen Stellen brach das Ufer ab, es entstanden natürliche Steilhänge, an anderen Stellen gibt es Gleithänge. Auch die Tritte der Heckrinder sorgen für eine ständige Veränderung der Uferzonen.

Olfens Bürgermeister Wilhelm Sendermann berichtet von Totholz, das in die Umflut und auch in die Stever eingebracht wird. "Diese Bäume und Wurzeln beeinflussen die Strömung. Die unterschiedlichen Strömungsdiversitäten sorgen für Ablagerungen von Sand und Treibgut. Es entstehen die unterschiedlichsten Lebensräume für Fische." Das sogenannte Totholz wird mit Rundhölzern und Stahlstützen gegen Verdrehungen und Wegschwimmen gesichert.

So sah die Steverumflut unmittelbar nach der Fertigstellung aus:

 

Das sagen Experten zu ersten Erfolgen der Steverumflut

Georg Holtmann, in Olfen als Storchenvater bekannt, gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er über die Steverauen und die neue Umflut berichtet. "Zum Beispiel der Eisvogel", sagt er, "den hatten wir schon länger in den Auen, aber er hatte große Schwierigkeiten, Brutmöglichkeiten zu finden. Und diese findet er nun in den Abbruchkanten der Umflut."

Dort habe der Eisvogel die Möglichkeit, Brutröhren zu bauen. "Und dann der Flussuferläufer: An steinigen Ufern findet er keinen Lebensraum. Er braucht Strände - und die hat er jetzt bei uns." Der Vogel-Fachmann zählt noch weitere Vögel auf: "Der Austernfischer, die Grau-, Nil- und Kanadagans, der Storch, der Zwergtauche, und viel mehr. Die Steverauen sind damit ein ganz großes Plus für die Natur in Olfen."

Fischereiverein zeigt sich nach ersten Erfahrungen zufrieden

Auch der Fischereiverein scheint zufrieden. Vorsitzender Claus Bunte mag sich noch nicht so weit aus dem Fenster lehnen. "Da müssen wir ein offizielles Monitoring abwarten", sagt er. Allerdings berichten die Mitglieder des Vereins von einer Zunahme der Fischpopulation, insbesondere bei Jungfischen. "Es scheint, dass sich die Umflut so auszuwirken beginnt, wie wir es erhofft haben", sagte Claus Bunte.

Norbert Niewind, der Betreuer der Steverauen, hat sofort eine Veränderung bemerkt: "Im März war die neue Umflut fertig - schon Ende April war die Uferschwalbe hier. Die gab es vorher nicht bei uns."

Jetzt lesen
Spaziergang an neuer Steverumflut

"Das Wasser soll fließen, wie es möchte"

Jetzt lesen
Jetzt lesen