„Das Sterben gehört zum Leben dazu.“ Diesen Satz hat man schon oft gehört, meist betrifft es einen aber nicht direkt, zum Glück. Doch in NRW wird deutlich mehr gestorben als Kinder geboren werden. Mit mehr als 234.000 Gestorbenen ist 2022 im dritten Jahr in Folge ein neuer Höchststand erreicht worden, berichtet das Statistische Landesamt IT.NRW am Freitag, 5. Mai. Demgegenüber steht eine deutlich niedrigere Zahl, nämlich die der Geburten in NRW in 2022: 165.000.
Dass es eine Übersterblichkeit gibt, ist berufsbedingt den Bestattern sehr klar. Ein Bestattungsunternehmen aus Selm hat sich daher jetzt innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal erweitert und eine Filiale in Olfen eröffnet. „Endlich“, so sagen die Inhaber Frank Modler und Lebensgefährtin Claudia Meier. Aber die Übersterblichkeit ist nur ein Faktor gewesen für die Erweiterung des Unternehmens. Denn die beiden haben nun eine Fläche gefunden, auf der sie alles anbieten können, was sie sich lange für ihre Kunden gewünscht haben.
„Ergänzungsangebot“
Neben der Hauptfiliale in Selm und der noch relativ neuen Filiale in Ascheberg (seit Februar) ist das Unternehmen „Himmel und Erde“ also nun auch in Olfen (Haus Horizont) vertreten. Alleine im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen knapp 140 Bestattungen und davon etwa 100 Trauerreden. Denn auch die bieten Frank Modler und Claudia Meier an. Die Filiale in Olfen soll aber kein Ersatz für die anderen Filialen sein, „sondern ein Ergänzungsangebot“, so Claudia Meier.
An der Rudolf-Diesel-Straße 17 ist nun das Logistik-Zentrum, dort finden aber auch Trauerfeiern statt, inklusive Kaffeetrinken im Gastro-Bereich. Hier finden bis zu 50 Personen Platz. Dafür musste das Unternehmen extra eine Prüfung bestehen, um Speisen und Getränke in einer Gewerbeimmobilie anbieten zu können.

Am offenen Sarg können Trauernde von Verstorbenen in Ruhe Abschied nehmen, Wartebereiche gibt es ebenfalls. Auch die Überführung der Toten erfolgt nach Olfen. Dort gibt es einen eigenen Kühlraum. Außerdem dient dort ein Herrichtungsraum der hygienischen Versorgung der Verstorbenen. Ausreichend Parkplätze gibt es direkt vor dem Gebäude. Alles ist barrierefrei erreichbar.
Zur Eröffnung am 1. Mai kamen rund 200 Leute. Zwei große Trauerfeiern fanden schon in den neuen Räumlichkeiten statt, „eine davon hatte 117 Gäste“, erzählt Frank Modler im Gespräch mit der Redaktion. „Uns ist wichtig zu betonen, dass hier auch traditionelle Trauerfeiern abgehalten werden können. Außerdem bieten wir auch weiterhin Trauerfeiern in Friedhofskapellen an“, so Claudia Meier. „Aber das Ambiente in den neuen Räumen ist einfach freundlicher und wir sind auch günstiger“, sagt Frank Modler. Auf besondere Wünsche wird ebenfalls eingegangen, „teilweise kommen Musikwünsche wie ‚Highway to hell‘“, erzählt Modler.

Aber nicht nur die Zahl der Sterbenden nimmt zu, auch die Vielfalt an Beerdigungen. Bei Himmel und Erde ist es beispielsweise möglich eine Trauerfeier abzuhalten und erst am Tag danach die Beisetzung im kleineren Rahmen vorzunehmen. „Also in Ruhe und nicht so abgehetzt, wie man es oft kennt“, so Modler.
Wie in allen Lebenslagen gibt es auch was den eigenen Tod betrifft Trends. „Früher hatte man zu 80 Prozent Erdbestattungen, heute sind es eher 80 Prozent Feuerbestattungen“, sagt Frank Modler. Doch es gibt deutlich mehr Möglichkeiten als zwischen den beiden Varianten zu entscheiden.

Man kann sich im Ruheforst beerdigen lassen, oder man hat die Wahl zwischen Luft-, Feuer-, See-, oder Diamantbestattungen. Bei Letzterem wird die Asche unter Hochdruck zu einem Diamanten gepresst. Das Unternehmen Himmel und Erde bietet außerdem Gedenkschmuck an, dafür wird der Fingerabdruck des verstorbenen genutzt.
Außerdem wird der Nachhaltigkeitsgedanke immer stärker nachgefragt, ja auch beim Thema Beerdigung. Da gibt es beispielsweise das Loop-Verfahren, dabei handelt es sich um einen sich schnell abbauenden natürlichen Sarg aus Pilzgeflecht, der die Zersetzung des toten Körpers anregt und der Verstorbene geht so eher in den natürlichen Kreislauf der Natur über.

Aber man kann sich auch als Baum pflanzen lassen. Die Asche des Verstorbenen wird mit einem Substratgemisch aus Vitalerde zu einer vorher ausgewählten Baumart gepflanzt, der dann zu wachsen beginnende Baum nimmt diese auf. So wird man Teil eines Baumes, den man selbst pflanzen kann.
Bei Himmel und Erde in Olfen bekommen die Familien der Entschlafenen eine Hälfte eines Ying&Yang- Zeichens und die andere Hälfte bekommt der Verstorbene mit in den Sarg gelegt. „Denn Tod und Leben gehören zusammen, wie Ying und Yang“, sagt Claudia Meier.
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