Scheidender Landrat Cay Süberkrüb zeigt sich „irritiert über Vorwürfe aus Olfen“

Ahsener Brücke

Wer hat die Deutungshoheit beim Neubau der Ahsener Brücke? Die Politiker vor Ort und die betroffenen Bürger diesseits und jenseits der Brücke oder der Landrat des Kreises Recklinghausen?

Olfen

, 13.12.2019, 16:24 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Lippebrücke in Ahsen ist seit mehr als eineinhalb Jahren komplett gesperrt.

Die Lippebrücke in Ahsen ist seit mehr als eineinhalb Jahren komplett gesperrt. © Foto Thomas Aschwer

Die Emotionen schlagen seit Monaten hoch: Mehr als eineinhalb Jahre ist die Brücke bei Ahsen bereits gesperrt. Für die betroffenen Bürger ist das ein Ärgernis und auch eine Kostenfrage. Und für sie ist zumindest sichtbar wenig passiert. Entsprechend deutlich war die „Ansage“ und Kritik im Olfener Fachausschuss.

Offensichtlich zu viel für Cay Süberkrüb, Landrat des Kreises Recklinghausen. Aus seiner Sicht ist die Kritik nicht gerechtfertigt. In einer Presseerklärung zitiert der Kreis jetzt den Leiter des kreiseigenen Fachdienstes Tiefbau.

„Gerade einem Umweltausschuss dürfte klar sein, dass man eine Brücke in einem Naturschutz- und Überschwemmungsgebiet nicht ‚mal eben‘ durch eine neue Brücke ersetzen kann. Der Zeitplan ist eng getaktet und berücksichtigt selbstverständlich auch die rechtlichen Regelungen zu Brut- und Vegetationszeiten“, sagt Carsten Uhlenbrock.

„Frühere Bodenuntersuchungen wären Geldverschwendung gewesen“

Damit reagiert er auch auf die Aussage von Klaus Pohl (SPD). Der hatte im Olfener Ausschuss gesagt, dass es schlicht „ein Skandal sei, dass erst jetzt Bodenproben an der gesperrten Ahsener Brücke genommen wurden. „Das ist immer das Erste, das gemacht wird“. Für ihn ist der Zeitpunkt ein Beleg dafür, dass nicht mit dem notwendigen Nachdruck an der Ersatzlösung gearbeitet wird.

Naturgemäß sieht das der Kreis Recklinghausen anders: Aus Sicht des Kreises wären frühere Untersuchungen Geldverschwendung gewesen. „Dann hätten wir sie ein zweites Mal hätten durchführen müssen. Wir brauchten zunächst die Entscheidung, welche Art von Bauwerk geplant wird, und vor allem, wo der Radweg auf Olfener Seite verlaufen soll. Erst danach sind Baugrunduntersuchungen sinnvoll.“

Motorisierte Verkehrsteilnehmer müssen täglich 72.000 Kilometer fahren

In der Olfener Sitzung hatte hingegen Heinrich Vinnemann (CDU) gesagt: „Bodenproben nach zweijähriger Sperrung sind etwas wenig.“ Damit hatten die beiden Kommunalpolitiker offensichtlich den Nerv vieler Bürgerinnen und Bürger getroffen. In Sozialen Netzwerken machten sie ihrem Frust Luft, dass bislang sichtbar wenig passiert ist.

In der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses hatte zudem Bürgermeister Sendermann vorgerechnet: Rund 6000 Fahrzeuge legen danach täglich einen Umweg von zwölf Kilometern zurück. Damit würden die motorisierten Verkehrsteilnehmer täglich rund 72.000 Kilometer zusätzlich zurücklegen.

Landrat: Einsturzgefährdete Brücke muss gesperrt bleiben

Der Landrat des Kreises Recklinghausen hat hingegen eine andere Einschätzung: „Wir wissen, dass die Sperrung eine Herausforderung für die betroffenen Anwohner auf beiden Seiten der Lippe ist. Aber klar ist auch: Wir lassen nicht zu, dass eine einsturzgefährdete Brücke für den Verkehr freigegeben ist.

Gemeinsam haben wir mit beiden beteiligten Kreisen und Städten im März dieses Jahres diskutiert und abgewogen, welcher Weg derjenige ist, der am schnellsten dazu führt, dass die Verkehrsverbindung zwischen Ahsen und Olfen wiederhergestellt wird. Wir haben uns einstimmig dafür ausgesprochen, das integrale Bauwerk an gleicher Stelle zu bauen, um keine langjährigen Genehmigungsverfahren durchführen zu müssen.“

Kreis Recklinghausen lobt die Zusammenarbeit

Und weiter: „Seit der Sperrung der Brücke haben die Fachleute in beiden Kreisverwaltungen mit Hochdruck und in ganz enger und guter Zusammenarbeit dafür gesorgt, dass die Planungen ausgeschrieben werden konnten und der im März gemeinsam gefasste Beschluss schnellstmöglich umgesetzt werden kann.“

Wann auch immer die neue Brücke eröffnet wird, Landrat Cay Süberkrüb (65) wird sie nicht mehr einweihen können. Er hat schon geraumer Zeit verkündet, am Ende der laufenden Wahlperiode in den Ruhestand gehen zu wollen.

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