Ein Gemetzel muss das gewesen sein. Am Dienstag (29.11.) lagen fünf Schafe in ihrem Blut auf einer Weide in Seppenrade - alle getötet durch einen Kehlbiss, wie die Kreisverwaltung Coesfeld berichtet. Ein ähnlich grausames Bild zeigte sich zwei Tage später 14 Kilometer weiter nördlich: in Dülmen-Rödder. Dort hatte es ein trächtiges Mutterschaf erwischt. Auch dort hatte ein Kehlbiss dem Tier den Garaus gemacht. Noch will sich der Kreis, der die Fälle untersucht, nicht festlegen.
Wolfsberater ermittelt
Die Tatsache, dass Wolfsberater Klaus Dahms die Suche nach dem Verursacher leitet, zeigt, wer im Verdacht steht. Ein Wolf, der schon mehrfach in Dülmen, Seppenrade und Umgebung gesichtet wurde, teilweise auch per Wildkamera - unter anderem drei Kilometer von der Blut getränkten Schafsweide in Seppenrade entfernt. Am 7. Oktober hatte die Kamera den einzelnen Wolf erfasst, wie dem Wolfsportal des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) mit Sitz in Recklinghausen zu entnehmen ist. Geschlecht, Identität und Verbleib des Wolfes blieben damals offen.
Allein die Tatsache, dass ein Wolf in der Region herumstreift, lässt Dahms als Beweis aber noch nicht gelten. Der Kehlbiss bei den toten Schafen weise zwar auf einen Wolf hin, genauso könne aber auch ein Hund als Täter auf vier Pfoten in Frage kommen. Im Labor wird Näheres in Erfahrung gebracht werden.
Zaun für Wildpferde
Dahms hatte die Fälle aus Seppenrade und Dülmen genau dokumentiert und Proben vor Ort genommen, zumeist von Kot oder Fell. Die sind inzwischen eingeschickt. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in Recklinghausen untersucht sie jetzt. Die DNA-Analyse kann Aufschluss geben, ob es tatsächlich ein wilder Wolf war oder ein wild gewordener Hund.
An anderer Stelle im Kreis Coesfeld haben solche Untersuchungen den Wolf bereits zweimal eindeutig überführt: bei Damwild in Dülmen. Die Herzog-von Croÿ’sche-Verwaltung hat inzwischen einen Wolfschutzzaun um die Wildpferdebahn in Dülmen in Auftrag gegeben.
Hilfe für Tierhalter
Die Landwirtschaftskammer NRW bietet allen, die Weidetiere halten - auch aus Hobby - eine ausführliche Beratung zu ihren möglichen Herdenschutzmaßnahmen an. Wer seine Schafe und Ziegen in ausgewiesenen Wolfsgebieten und den angrenzenden Pufferzonen hält, kann einen Antrag auf Förderung von Präventionsmaßnahmen stellen. Kontakt können Interessierte direkt über diesen Link aufnehmen.
Ganz kurzfristig und kostenlos gibt es Herdenschutzsets zum Ausleihen: Elektrozaun, Weidezaungerät und Fotofalle. Unter anderem die Biologische Station Kreis Recklinghausen ist dafür Ansprechpartner.
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