
© Thomas Aschwer
Rettungsdienst im Corona-Stress: Vier Stunden Suche nach Krankenhaus
Personalengpass
Die Corona-Pandemie stellt den Rettungsdienst im Kreis vor eine besondere Herausforderung - die Suche nach freien Krankenhaus-Kapazitäten. In einem Extremfall hat sie vier Stunden gedauert.
Die Vorgabe ist gesetzt: Der Gesetzgeber fordert für ländlich strukturierte Gebiete eine Eintreffzeit (Hilfsfrist) von bis zu 12 Minuten. Eine Vorgabe, die der Kreis Coesfeld in mindestens 90 Prozent der Fälle erreicht sehen will - in 2020 allerdings zum Teil deutlich verfehlt hat. Zwar liegen für das vergangene Jahr noch keine Zahlen vor, doch ein Problem wird nach Einschätzung von DRK-Vorstand Christoph Schlütermann immer gravierender.
„Wir stellen fest, dass es oft mehr als eine Stunde dauert, um ein Zielkrankenhaus zu finden.“ Gerade bei besonders komplizierten Notfällen - in denen jede Sekunde zählt - sind oft viele Anrufe notwendig, um ein aufnahmebereites Krankenhaus zu finden. Schlütermann berichtet dabei von einem Extremfall in dem es vier Stunden gedauert hat, um diese Frage zu klären. „Hilfsmittel werden gebunden, Hilfsfristen werden länger“, so die Feststellung des Fachmanns. Er hat aber auch eine gute Nachricht: „Wir sind bislang jeden Dienst gefahren.“
Mitarbeiter auf den Wachen und im Einsatz sind geimpft
Wichtig ist dem DRK mit ihrem Präsidenten Konrad Püning, dass der Rettungsdienst in der Pandemie vorangeht. „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Wachen und im Einsatz sind geimpft“, sagt Schlütermann. Um auch in Zeiten mit extrem hohen Infektionszahlen möglichst wenig Ausfälle zu haben, hat das Rote Kreuz Weichen neu gestellt.
„Es gibt ein strenges Hygiene-Konzept“ sagt DRK-Vorstand Schlütermann. „Auf den Wachen herrscht Betretungsverbot für Gäste.“ Obwohl in allen Wachen Luftreinigungsgeräte installiert sind, tragen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch hier FFP2-Masken. Dinge, die sich offensichtlich auszahlen. Kurz vor Weihnachten gab es einen Quarantänefall, mehr nicht. „Jeder Ausfall tut weh“, sagt Schlütermann.
Was ist aber, wenn plötzlich doch mehr Beschäftigte ausfallen? Das Rote Kreuz verweist auf die Einsatzeinheiten des Katastrophenschutzes als „stille Reserve“. So gibt es alleine beim DRK „mindestens“ 300 Kräfte mit einer Ersthelferausbildung. „Wir haben das Thema Katastrophenschutz diskutiert - aber er ist (noch) nicht da.“
Mit Imagekampagne neue Notfallsanitäter finden
Deutlich mehr Sorgen bereitet der Hilfsorganisation der Personal-Engpass bei Notfall-Sanitätern. Der Markt sei leer gefegt. Das Rote Kreuz hat deshalb eine neue Image-Kampagne unter der Überschrift „Dein Rettungsdienst“ gestartet. „Die auf den Fotos abgebildeten Personen sind tatsächlich bei uns im Einsatz.“
Authentizität ist dem DRK auch an dieser Stelle wichtig. Wie schwierig es ist, neue Notfallsanitäter zu finden, zeigt eine kleine Info auf der Internetseite. Das Rote Kreuz lobt eine Wechselprämie aus. Für die bereits hier Beschäftigten gibt es schon Zusatzleistungen.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
