Im Olfener Erpressungsprozess am Landgericht Münster prallen die Vorwürfe aufeinander. Die Aussagen der Protagonisten widersprechen sich völlig, was auch am zweiten Verhandlungstag am Donnerstag (18. Januar) deutlich wurde. Da ist der 35-jährige Angeklagte aus Bochum. Er soll einem Olfener Fahrlehrer bei mehreren Treffen insgesamt 6000 Euro abgepresst haben. Einmal sogar unter Vorhalt einer Pistole und mit Gewaltdrohungen gegen den Olfener und dessen Kinder.
Der Fahrlehrer hatte von einer Bekannten Geld für ein falsches MPU-Gutachten (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) bekommen, der Plan klappte aber nicht. Die Bekannte war kurz mit dem Bochumer liiert und erzählte diesem von der MPU-Geschichte. Der forderte das Geld von dem Olfener zurück. Angeblich für seine Freundin, die davon aber nichts wusste.
Gegenseitige Vorwürfe
Als dritte Hauptperson erschien am Donnerstag der ehemalige Chef des Olfeners aus Selm als Zeuge. Er ist selbstständiger Fahrlehrer mit mehreren Fahrschulen. Die beiden Fahrlehrer aus Olfen und Selm ließen kein gutes Haar aneinander, überzogen sich mit Betrugsvorwürfen. Ein Verfahren wurde gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt. Beide Fahrlehrer hielten es für möglich, dass der jeweils andere mit dem Angeklagten gemeinsame Sache gemacht haben könnte.
Das gibt der Prozessverlauf allerdings nicht her. Vielmehr haben beide Fahrlehrer Angst vor dem Angeklagten. Der Olfener ist nach eigenen Angaben erst zur Polizei gegangen, als der Bochumer auch seine Kinder bedroht habe.
Noch mehr fürchtet sich der Selmer Fahrlehrer. Nur widerwillig hatte er vor der Polizei ausgesagt, dass er mit Gewalt und Drohungen zu einer Unterschrift auf einer Quittung über 4000 Euro genötigt worden sei. Das soll direkt vor seiner Fahrschule in Selm passiert sein. „Ich hatte noch nie im Leben so viel Angst wie an diesem Abend“, sagte er gestern. Bei den 4000 Euro handelte es sich um Schulden des Olfeners bei dem Selmer aus einem Vergleich vor dem Arbeitsgericht. Der Bochumer wollte die Quittung angeblich für den Olfener eintreiben, damit dieser liquide für weitere Zahlungen wird. Laut Anklage soll er die 4000 Euro dann von dem Olfener erpresst, ihm dafür aber die Quittung gegeben haben.
Angeklagter schildert Treffen
Der Selmer Fahrlehrer nannte aus Angst Ross und Reiter nicht. Weder bei der Polizei noch bei der Verhandlung vor der Strafkammer. Den Bochumer mochte er nicht als seinen Erpresser identifizieren.
Doch der Angeklagte selbst berichtete von dem Treffen vor der Selmer Fahrschule. Dabei gab er gestern zu, dass der Verlauf nicht ganz so friedlich und freiwillig gewesen sei, wie er anfangs geschildert hatte. Vielmehr habe er schon massiv Druck gegen den Selmer aufgebaut. Zwar nicht mit Gewalt und Waffe, aber doch mit einer Drohung. Er wüsste von einem Versicherungsbetrug des Fahrlehrers. Wenn er die Quittung nicht unterschreibe, dann könnten die Behörden davon erfahren. Der Prozess wird am 2. Februar fortgesetzt.
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