Fahrlehrer mit Pistole bedroht Erpressung und gefälschte TÜV-Gutachten

Olfener Fahrlehrer mit Pistole bedroht: Erpressung und gefälschte Gutachten
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Es geht um besonders schwere räuberische Erpressung über mehrere Monate, die in Olfen ihren Ausgangspunkt genommen haben soll. Dafür muss sich seit Freitag (12.1.) ein 35-jähriger Bochumer am Landgericht Münster verantworten. Im Mittelpunkt stehen neben dem Angeklagten dessen frühere Freundin und als mutmaßliches Opfer ein Olfener Fahrlehrer.

Eine wilde Räuberpistole rund um das Fahrschul-Milieu im Ruhrgebiet breitete sich im Prozess vor der 8. Großen Strafkammer in Münster aus. Die Rede war von Morddrohungen, vermeintlich falschen Führerscheinen und käuflichen MPU-Gutachten. Schauplätze waren in Olfen, Selm, Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel zu finden.

Die Story begann in einer Bochumer LWL-Klinik, wo der Angeklagte seine Freundin kennenlernte. Beide waren dort auf Alkohol-Entzug. Die Frau erzählte dem Angeklagten von dem Olfener Fahrlehrer, dem sie 3000 Euro für die Beschaffung einer illegalen MPU-Bescheinigung gegeben hatte. Das Gutachten bekam sie nie, das Geld war weg. Nun brauchte sie es aber für den Führerschein ihrer Tochter, die sich in München bei der Polizei bewerben wollte.

Vorhalt einer Pistole

Daraufhin soll der Angeklagte beschlossen haben, das Geld bei dem Olfener Fahrlehrer auf eigene Faust und ohne Wissen der Freundin einzutreiben. Bei mehreren Treffen Ende 2021 und Anfang 2022 in Olfen, Dortmund und Bochum soll der Angeklagte laut Staatsanwaltschaft insgesamt 6000 Euro von dem Fahrlehrer erpresst haben.

Dabei soll er Leib und Leben des Opfers bedroht haben. Einmal sogar unter Vorhalt einer schwarzen Pistole. Als er dann auch noch androhte, den Kindern des Fahrlehrers etwas anzutun, zeigte der Olfener den Bochumer bei der Polizei an.

All dies schilderte der Fahrlehrer gestern als Zeuge vor Gericht. Der Angeklagte wies die Vorwürfe weit von sich. Der Fahrlehrer habe ihm lediglich 1500 Euro wegen der gescheiterten MPU-Sache bezahlt, keinen Cent mehr. Und das freiwillig. Drohungen und Gewalt habe es nie gegeben.

Hotels und Wellness

Diese 1500 Euro habe seine Freundin allerdings nicht bekommen. Die hätten sie gemeinsam für Hotels und Wellness ausgegeben. Um dem Fahrlehrer zu Liquidität zu verhelfen, so der Angeklagte, habe er ihm gegen seinen früheren Arbeitgeber geholfen. Dem schuldete der Fahrlehrer 4000 Euro aus einem Vergleich vor dem Arbeitsgericht.

Wo dieses Geld gelandet ist, ob es Teil der Erpressungssumme war, blieb am ersten Verhandlungstag unklar. Darüber könnte der Ex-Chef des Fahrlehrers, der in der Gegend mehrere Fahrschulen besitzt, Auskunft geben. Er sollte gestern als Zeuge kommen, sagte aber kurzfristig wegen Krankheit ab. Er soll nun zum nächsten Prozesstermin am 18. Januar erneut geladen werden.

Ohne den gescheiterten Kaufversuch eines falschen MPU-Gutachtens hätte es den Olfener Erpressungsfall wohl nie gegeben. Der Fahrlehrer, das mutmaßliche Opfer, räumte am Freitag ein, dass er dafür 3000 Euro von einer Bekannten erhalten hätte.

Offenes Geheimnis

Die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) muss zum Beispiel nachweisen, wer seinen Führerschein wegen Trunkenheit verloren hat. Das Geld, so der Fahrlehrer, habe er aber nicht für sich behalten. Vielmehr habe er es zusammen mit einer Kopie des Personalausweises seiner Bekannten in einen Umschlag gesteckt und in einen Briefkasten am TÜV in Dortmund gesteckt.

Alles Weitere sei nicht seine Sache gewesen. Dass man auf diese Weise positive MPU-Gutachten kaufen konnte, sei ein offenes Geheimnis unter Fahrlehrern gewesen.

Der vorsitzende Richter wollte wissen, ob es für das Geld ein Gefälligkeits-Gutachten eines echten Psychologen oder eine gefälschte Bescheinigung gegeben hätte. Das konnte der Fahrlehrer aber nicht beantworten. So tief sei er in die Materie nicht eingedrungen. Fest steht nur, dass es im Olfener Fall nicht geklappt hat. Das Geld war in dunklen Kanälen versickert.