Florian Gernitz ist bei der Stadt Olfen Stadtplaner und der Mitarbeiter im Rathaus, der das Auge auf die Leerstände wirft.

Florian Gernitz ist bei der Stadt Olfen Stadtplaner und der Mitarbeiter im Rathaus, der das Auge auf die Leerstände wirft. © Arndt Brede

Leerstände in der Innenstadt Olfen: Florian Gernitz hat ein Auge drauf

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Leere Geschäfte. Einige schon sehr lange ohne Nachfolger. Andere kürzer mit Aussicht auf Lösungen. In der Verwaltung hat ein junger Mann das Geschehen im Auge.

Olfen

, 10.08.2022, 06:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die ehemalige Schlecker-Immobilie an der Bilholtstraße: seit Jahren leer. Die ehemalige Boutique „Nagelneu“ an der Kirchstraße: auch schon länger dicht. Das alte Kino am Marktplatz: ungenutzt, seit NKD ein paar Häuser weiter umgezogen ist. Drei von elf Beispielen leerer Gewerbeimmobilien, die derzeit in der Olfener Innenstadt zu verzeichnen sind. Ladenlokale, deren Leere Olfen nicht gut zu Gesicht steht.

Das weiß auch Bürgermeister Wilhelm Sendermann. Er und seine Verwaltung wollen etwas dafür tun, dass sich das ändert. Sie haben den Blick auf die Olfener Innenstadt geworfen, um einmal die Leerstände in Verhältnis zum Großen und Ganzen im Olfener Ortskern einzuordnen. Ein Ergebnis: „Wir haben gar nicht so viele Leerstände“, sagt der Bürgermeister auf Anfrage der Redaktion.

„Leerstand ist nicht gleich Leerstand“

Elf Leerstände? Da wird der eine oder andere Bürger aber wohl anderer Meinung sein als Sendermann, oder? Sendermanns Antwort: „Leerstand ist nicht gleich Leerstand.“ Da gebe es die längerfristigen Leerstände wie eben die Schlecker-Immobilie und womöglich auch die ehemalige Boutique an der Kirchstraße. „Solche Ladenlokale stehen leer, weil sie vom Zuschnitt vielleicht nicht passend für manche Interessenten sind. Oder weil die Immobilieneigentümer kein Interesse daran haben, Mieter zu suchen.“

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Andere leere Lokale würden demnächst auch schon wieder bezogen, wie er wisse, ohne verraten zu dürfen, wer da hineinkomme. Wieder andere seien bereits wieder bezogen. Wie das ehemalige Geschäft von 2Rad Seidel, Zur Geest, das nach dem Umzug des Unternehmens ins Gewerbegebiet Olfen-Ost von Bündnis90/Die Grünen bezogen wurde.

Das Gebäude, in dem einst das Kino war, wird abgerissen und soll einer Gastronomie Platz machen. Die Stadt hatte die Immobilie gekauft, um die Fäden bei der Entwicklung in die Hand zu nehmen.

Das Gebäude, in dem einst das Kino war, wird abgerissen und soll einer Gastronomie Platz machen. Die Stadt hatte die Immobilie gekauft, um die Fäden bei der Entwicklung in die Hand zu nehmen. © Arndt Brede

Die Gelassenheit Sendermanns speist sich wohl auch durch den Plan, den er und seine Verwaltung für die Innenstadt Olfens haben. „Wir kümmern uns um die Entwicklung der Innenstadt“, erklärt der Bürgermeister. So werde die Immobilie des alten Kinos am Marktplatz, das seit dem Auszug von NKD leer stehe, bald abgerissen.

Um möglichst einer Gastronomie Platz zu machen. „Wir bemühen uns, jemanden dafür zu finden“, führt der Bürgermeister aus. Im hinteren Bereich seien Parkplätze geplant. Die Zufahrt werde von der Funnenkampstraße aus ermöglicht. „Wir haben ein Zufahrtsrecht bekommen.“

Fäden in der Hand haben

Das Gebäude habe die Stadt gekauft, um die Fäden bei der Entwicklung selbst in der Hand zu haben. Eine Strategie, um aus der abwartenden Position zu kommen, die dadurch bestimmt ist, dass private Immobilieneigentümer das Heft des Handelns nicht in die Hand nehmen.

Einst eine Boutique, heute leer. Eines der Beispiele für Leerstände in der Olfener Innenstadt steht in der Kirchstraße.

Einst eine Boutique, heute leer. Eines der Beispiele für Leerstände in der Olfener Innenstadt steht in der Kirchstraße. © Arndt Brede

So wie beim alten Kino könnte es in den nächsten Jahren noch weitere Immobilienkäufe durch die Stadt geben. Am Nordwall stehe „der ehemalige Grieche“ leer, sagt Sendermann. „Uns gehört das Grundstück nebenan. Gut möglich, dass die Stadt dem Eigentümer des leerstehenden Lokals ein Kaufangebot mache, um dann zu sehen, was man auf beiden Grundstücken entwickeln könne.

Leerstandsanalyse

Eine wichtige Rolle in dieser Initiative beziehungsweise Innenstadt-Strategie spielt Florian Gernitz. Der 25-Jährige ist seit September 2021 Stadtplaner bei der Stadt Olfen. Eine seiner ersten Aufgaben in seinem Beruf in Olfen: eine Leerstandsanalyse. Seit Anfang des Jahres hat er zusammengetragen, wo in Olfens Innenstadt welche Gewerbeimmobilie leer steht. Auf elf solcher Leerstände ist er gekommen. „Wobei ich manches leere Geschäft tatsächlich schnell aus meiner Liste herausnehmen konnte, weil eine Nachfolgenutzung avisiert war.“

Gernitz bringt aber auch eigene Ideen mit. Zum Beispiel, Immobilieneigentümer einfach einmal anschreiben und mit ihnen in Kontakt kommen.

Gleichzeitig fungiert Florian Gernitz auch als Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung für Immobilieneigentümer. Er ist unter Tel. 02595/ 389173 zu erreichen.

Schritt für Schritt soll die Innenstadt also attraktiver werden. Dazu soll auch ein Verfügungsfonds von 50.000 Euro beitragen, den Gernitz verwalten soll und der sich auch aus Geld des Landes NRW speist. Aus ihm könnte die Stadt dann Eigentümer von Gewerbeimmobilien dabei unterstützen, etwa eine bessere Beleuchtung einzurichten oder die Fassade zu erneuern. Sprich: den Übergang zum öffentlichen Raum attraktiver zu machen, erklärt Olfens Bürgermeister. Die Politik muss diesen Fonds aber noch absegnen.

Die Strategie der Stadt Olfen zur Attraktivierung des Ortskerns umfasst übrigens auch die Frage, ob der Marktplatz für den Wochenmarkt künftigen Zuschnitts noch ausreicht. Insgesamt sei die Strategie jedoch eher eine Angelegenheit der nächsten drei bis fünf Jahre, sagt Sendermann. „Wir müssen aber jetzt schon anfangen, uns darüber Gedanken zu machen.“ Mit Florian Gernitz als zuständigem Mitarbeiter im Rathaus, der das Geschehen im Blick hat. Auch die Leerstände.