Sein ehrenamtliches Engagement (nicht nur) in Olfen sprengt eigentlich zeitliche Grenzen. Kunibert Gerij ist Vorsitzender von Westfalia Vinnum und Mitglied des Stiftungsrats der Bürgerstiftung „Unser Leohaus“. Das sind die Engagements, mit denen die Menschen in Olfen und Vinnum ihn am ehesten in Verbindung bringen. Daneben ist er Mitglied in der Schützenbruderschaft St. Antonius Vinnum und im Vinnumer Karneval Komitee (VKK). Und aus seiner früheren beruflichen Position und Tätigkeit - er war Geschäftsführer und später geschäftsführender Gesellschafter der einstigen Ziegelei Hüning in Vinnum - hat er nach Eintritt in den Ruhestand weitere ehrenamtliche Engagements mitgenommen. Unter anderem als Vorsitzender des Unternehmerverbandes Ziegelindustrie Nordwest für NRW und Niedersachsen.
Wäre er jünger als 75, könnte man Kunibert Gerij umgangssprachlich als Tausendsassa bezeichnen. Doch umschreiben kann man sein vielseitiges Engagement so: Sein Tag müsste 48 Stunden haben. Geboren in Selm, kam der junge Kunibert schnell mit dem Fußball in Berührung. Er spielte bei den Vereinen BV und Grün-Weiß Selm. 1972 wurde er Spielertrainer bei Westfalia Vinnum. „Damals bedeutete Fußball noch Kameradschaft und Gemeinschaft“, erinnert er sich. „Man war jeden Tag auf dem Sportplatz. Es gab damals ja nur Fußball.“ Er habe da erfahren, wie wichtig Fußball sein kann. „Meine gesamte ehrenamtliche Tätigkeit bezieht sich auf die Jugendarbeit, also Kindern Sport zu bieten.“ Im Verein habe man eine gesellschaftspolitische Aufgabe, erziehe die Kinder mit.
Gesellschaft braucht Ehrenamt im Sport
Kunibert Gerij hat das mal so formuliert: „Ein zentrales Thema unserer Gesellschaft sind Gewalthandlungen, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Der Sport hat die Mittel, durch Integration dem gewaltorientierten Randgruppenproblem zu begegnen. Der Nährboden für Gewalt von Jugendlichen sind Frustration im Alltag, Erlebnisarmut, Arbeitslosigkeit und fehlende soziale Bindungen. Untersuchungen haben die unschätzbare sozial- und gesellschaftspolitische Bedeutung der Sportvereine belegt. Unsere Gesellschaft braucht diese hauptsächlich auf dem ehrenamtlichen Engagement beruhende Arbeit der Sportvereine.“

„Ehrenamtlich zu arbeiten, bedeutet, etwas gesellschaftlich zu tun, ohne Dank zu erwarten“, sagt der 75-Jährige. Genau das tun Kunibert Gerij und sein Team im Vorstand, in den Fachbereichen, am Spielfeldrand. 450 Mitglieder hat Westfalia Vinnum mit seinen Angeboten im Fußball und Breitensport. Und das in einem kleinen Dorf. Da dürfte ihm und seinen Leuten der Respekt sicher sein. Doch es sei nicht mehr so einfach, Trainer und Spieler zu finden. „Viele junge Menschen möchten sich nicht mehr verpflichten.“ Dabei ist ein solcher Verein immens wichtig. Nicht nur, dass junge Menschen Sport treiben können. Auch ältere Menschen können sich bis ins hohe Alter bei Westfalia Vinnum sportlich betätigen.
„Ich bin topfit“
Menschen wie Kunibert Gerij oder den Gründer des Vereins, Hugo Pinnekämper, gibt es nicht mehr viele. Dass Westfalia Vinnum in seiner 70-jährigen Vereinsgeschichte bisher erst zwei Vorsitzende hatte, spreche für Verlässlichkeit und Kontinuität, erklärt Gerij. Die Mitglieder leisten viel Arbeit und der Verein trägt immer einen Eigenanteil mit, wenn es darum geht, etwa die Umkleiden zu bauen. „Ich weiß, wie man das macht, ich habe ja lange Erfahrung im Bausektor“, erklärt der Vorsitzende. Ein echter Netzwerker zum Wohle der Gemeinschaft.
Er habe einmal ausgerechnet, welche ehrenamtlichen Dienstleistungen Westfalia Vinnum erbringt: 1700 jährliche Übungs- und Jugendfußballleiterstunden. „Wenn man einen Stundensatz von 25 Euro ansetzt, entspricht das einer geldlichen Leistung von 42.500 Euro.“

Wie schafft es Kunibert Gerij, sich so vielfältig zu engagieren? „Meine Frau hat immer mitgespielt“, sagt er. Seine Frau Mechthild hat er in Vinnum kennengelernt. 1974 haben die beiden geheiratet. Sie haben 1975 im Dorf gebaut und sind dort heimisch geworden. Was sich nicht zuletzt auch am vielfältigen Engagement Kunibert Gerijs zeigt. Unterstützt von seiner Ehefrau. Was Gerij und der Verein Westfalia Vinnum leisten, kommt offenbar auch bei der Stadt Olfen an. „Das Verhältnis zur Stadt ist sehr gut“, urteilt Gerij. „Die Kommunikation ist außergewöhnlich gut.“
Das soll auch noch die nächsten Jahre so bleiben. Auf die Frage, wie lange er sich noch engagieren wolle, antwortet Kunibert Gerij so: „Ich mache jeden Tag Sport. Ich laufe entweder 5000 Meter oder bin im Fitnessstudio.“ Der nächste Satz von Kunibert Gerij dürfte viele Menschen freuen, spricht er doch dafür, dass das ehrenamtliche Engagement dieses Mannes noch nicht so bald endet: „Ich bin topfit.“
Anm. d. Red.: Die Abstimmung ist seit dem 2. Dezember beendet.