
© Daniel Magalski
Kritik an Arbeiten an Stever in Olfen: „Fisch-Nachwuchs in Gefahr“
Füchtelner Mühle
Die Stever in Olfen wirkt, als herrsche eine Dürre. Ufer sind zu sehen, im Schlamm suchen Krähen nach Essbarem. Arbeiten an der Füchtelner Mühle sind der Grund - und Auslöser für Kritik.
Hubert Kiefer schaut am Dienstag (26.4.) von der Brücke am Storchennest auf die verändert aussehenden Steverauen. Kiefer ist Olfener und wenn er mit dem Fahrrad fährt, dann entscheidet er sich nicht selten für eine Runde um die Stever. „Was Rentner so machen“, schmunzelt der Senior.
Hubert Kiefer hörte schon, dass das Absenken des Wasserstandes der Stever in Olfen der Auslöser für Kritik ist, doch nicht so für ihn: „Das Wasser ist ja bald wieder da“, meint der Rentner.
Wasserstand der Stever sinkt für Arbeiten
Den Stau an der Füchtelner Mühle abzusenken sei notwendig, um eine umfangreiche Bestandsaufnahme zur Planung der grundlegenden Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an der Stau- und Wasserkraftanlage Füchtelner Mühle durchzuführen, informierten die Wirtschaftsbetriebe Coesfeld schon im Vorfeld der Arbeiten. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen die Basis sein für die weitere Planung der Sanierung, durchgeführt werden soll im Jahr 2023.
„Aktion tritt Naturschutz mit Füßen“
Zum Schutz der Fische und des Ufers führe man die Absenkung „sehr langsam“ durch, über einen Zeitraum von zwei bis drei Tagen. Montag (25.4.) begann die Aktion. Dienstag (26.4.) ist schon ein deutlicher Unterschied zu sehen: Die Ufer, die sonst unter Wasser sind, liegen frei - und mit ihnen auch Baumwurzeln, kleine Höhlen und Gräser.
„Fische aber auch andere Tiere, etwa Frösche, brauchen das für ihren Laich, aber was in der Nähe des Ufers war, trocknet in der Zeit ohne Wasser nun aus und der Nachwuchs ist in Gefahr“, sagt ein Passant. Seinen Namen möchte er nicht in diesem Artikel lesen, wohl aber seine Kritik. „Den Naturschutz tritt so eine Aktion zu dieser Zeit doch mit Füßen.“

Das Bett der Stever ist derzeit teilweise ohne Wasser. Grund sind Arbeiten an der Füchtelner Mühle. © Daniel Magalski
Die Notwendigkeit der Arbeiten wolle er damit nicht in Frage stellen, denn „die Mühle hat ja auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel.“ Dem Mann ist es aber „ein Rätsel“, warum die Arbeiten jetzt stattfinden müssen, „mitten in der Laichzeit der Fische und anderer Tiere. Im Frühherbst wäre ein deutlich besserer Zeitpunkt.“
Wirtschaftsbetriebe antworten auf Kritik
Die Frage des Olfeners stellt unsere Redaktion den Wirtschaftsbetrieben Kreis Coesfeld. Ursula Kleine Vorholt, Prokuristin der Wirtschaftsbetriebe, beantwortet zwar die Frage, warum gerade dieser Zeitpunkt gewählt worden sei, nicht, verweist in ihrer Antwort aber auf die „dringend erforderlich Sanierung der Wasserkraftanlage“.
Die Maßnahme sei langfristig vorbereitet worden und der Zeitpunkt der Durchführung mit der Unteren Wasser- und Naturschutzbehörde des Kreises Coesfeld, dem Wasser- und Bodenverband Stever-Lüdinghausen sowie dem Fischereiverein Olfen abgestimmt, schildert Kleine Vorholt. Im Vorfeld habe es laut ihr zudem eine FFH-Verträglichkeitsprüfung gegeben (Prüfung von Auswirkungen von Plänen und Projekten auf Schutzgebiete, Anm. d. Red.).
„Um den Eingriff dieser Absenkung auf das Gewässer und die Tierwelt möglichst gering zu halten, finden alle erforderlichen Arbeiten konzentriert in dieser Woche statt“, schreibt Ursula Kleine Vorholt. Samstag werde die Stever spätestens wieder aufgestaut, erklärt die Wirtschaftsbetriebe-Prokuristin. „Samstag ist es für viele Tiere längst zu spät“, sagt der Olfener Kritiker der Arbeiten.
Der Kreis Unna ist meine Heimat, im Beruf wie im Privaten. Die Geschichten der Menschen in Lünen und Selm zu erzählen, das ist seit über zwanzig Jahren meine Leidenschaft - und für die Ruhr Nachrichten schaue ich auch gerne über die Grenzen nach Nordkirchen und Olfen.