Fast 60 Kita-Absagen in Olfen Etliche Familien bangen um die Kinderbetreuung

Fast 60 Kita-Absagen: Etliche Familien bangen um die Kinderbetreuung
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Für viele Familien in Olfen steht und fällt die Kinderbetreuung mit einem Platz in einer Kindertageseinrichtung. Und genau das ist immer wieder ein Reizthema. Denn die Kita-Plätze reichen nicht für alle Kinder in der Stadt aus, deren Eltern sie gern in einer Kita betreuen lassen würden. Besonders akut ist die Lage dieser Tage, denn vor kurzem wurden die Absagen für beantragte Kita-Plätze vom Kreis Coesfeld verschickt. Nun bangen etliche Familien um die Betreuung ihres Nachwuchses.

In Olfen haben diesmal 57 Kinder eine Absage für einen Kita-Platz in ihrer Wunsch-Einrichtung erhalten. Das teilt Tobias König, Sprecher des Kreises, auf Anfrage der Redaktion mit. 52 der betroffenen Kinder haben die Absage trotz eines Rechtsanspruches zum August erhalten, so der Sprecher weiter. „Absagen wurden mit dem Hinweis auf nicht ausreichende Plätze beziehungsweise noch fehlendem Rechtsanspruch abgelehnt“, erklärt König.

Im laufenden Kindergartenjahr 2023/24 sind in Olfen insgesamt 496 Kitaplätze gegeben, berichtet der Kreissprecher. „Für das nächste Kita-Jahr sind insgesamt 550 Kinder angemeldet. Die Schaffung einer weiteren Gruppe ist am katholischen Kindergarten St. Vitus geplant. Ein entsprechender Anbau wird jedoch nicht kurzfristig zur Verfügung stehen.“

Bedarf beim Jugendamt melden

Eltern, die aktuell eine Absage zu der Wunscheinrichtung erhalten haben, haben nach Auskunft des Kreises Coesfeld bis zum 19. Februar 2024 die Möglichkeit, ihren Bedarf für andere als die Wunscheinrichtung dem Jugendamt zu melden. Für Kinder unter drei Jahren könnte zudem das Angebot von Kindertagespflege und gegebenenfalls auch Spielgruppen genutzt werden.

Ein Blick auf 2023 zeigt, dass in diesem Jahr deutlich mehr Absagen als noch im Jahr zuvor rausgeschickt wurden. Im März 2023 gab es laut König insgesamt 18 Absagen, davon 14 Absagen mit Rechtsanspruch. „Zum Teil konnte eine Versorgung durch Plätze in der Kindertagespflege und durch eine Zusatzgruppe in der Kita An der Mühle beziehungsweise aufgrund von nachträglich wieder frei gewordenen Plätzen sichergestellt werden. Eine Aufbereitung der Daten aus weiteren Vorjahren ist allein aus zeitlichen Gründen aktuell nicht möglich. Zudem wurden seinerzeit die Absagen nicht zentral vom Jugendamt versandt.“

In der Kita St. Vitus ist eine weitere Gruppe geplant.
In der Kita St. Vitus ist eine weitere Gruppe geplant. © Arndt Brede (Archiv)

Gemeinsame Strategie der Kommunen

Unterdessen arbeiten die Kommunen im Kreis Coesfeld an einer gemeinsamen Strategie in Sachen Kita-Plätze. „Wir haben in den letzten Jahren eine Zunahme der Nachfrage nach Kita-Plätzen festgestellt“, sagt Wilhelm Sendermann, Olfener Bürgermeister und Sprecher der Bürgermeister im Kreis Coesfeld. „Die Zahl der Kinder hat zugenommen.“ In den letzten Jahren sei viel an Infrastruktur aufgebaut worden. Eine Prognose, wohin die Entwicklung geht, sei nicht einfach. „Wo stehen wir in fünf Jahren? Die Kinder, die dann in die Kita gehen, sind noch gar nicht geboren.“ Und: Das Thema Migration sei ebenfalls noch zu bedenken.

Nun hätten aber die Eltern nur ein Interesse, sagt Sendermann: Ihr Kind solle einen Kita-Platz bekommen. Und wenn die Kindergartenplätze nicht ausreichend seien, würden die Eltern bei der Kommune vorstellig werden. „Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen“, fasst Sendermann zusammen. „Und die werden erhebliche finanzielle Konsequenzen haben.“ Wobei auch die Diskussion laufen müsse, ob Eltern die gebuchten Betreuungsstunden auch tatsächlich benötigen.

Wie mit der Aufgabenstellung umgegangen werden soll, darüber haben jüngst die Bürgermeister der Kommunen im Kreis Coesfeld gesprochen. Sendermann erklärt: „Wir haben uns verabredet, um genau zu gucken, wie die Organisationsstrukturen und Finanzierungsregelungen in den einzelnen Kommunen aussehen.“

Aus diesen Erkenntnissen wollen die Bürgermeister Rückschlüsse ziehen, wie eine gemeinsame Strategie aussehen könnte. Denn: Träger von Kitas argumentieren, die allgemeine Finanzierung sei nicht auskömmlich, berichtet der Olfener Bürgermeister. „Wir müssen sehen, wie wir mit damit künftig umgehen. Oder gehen uns womöglich irgendwann die Träger aus?“

Eine gemeinsame Strategie zu finden, ist keine einfache Aufgabe. Denn in den einzelnen Kommunen gibt es durchaus unterschiedliche Modelle. In Olfen baut in der Regel die Stadt die Einrichtung und vermietet an einen Träger. Das ist aber nicht überall so. Mancherorts tritt die Kommune zum Beispiel auch selbst als Träger einer Kita auf.