Kirchen in Olfen

Kirche in Olfen wird 70: „Als wir Gottesdienste im Restaurant feierten“

Die evangelische Kirchengemeinde in Olfen ist ein Unikum, weil ihre Anzahl stetig wächst. Nun feiert sie ein besonderes Jubiläum. Wir blicken zurück auf die Anfänge, die mehr als holprig waren.

Olfen

, 24.09.2022 / Lesedauer: 3 min

Es ist knapp 60 Jahre her, aber Ulrike (81) und Dietmar Wittekind (84) können sich noch genau daran erinnern. Dass sich viele Menschen im Restaurant Kock in Seppenrade treffen, ist ja nichts Ungewöhnliches. Aber dass dort ein Gottesdienst am Heiligen Abend stattfindet, ist dann doch erstaunlich - zumindest aus heutiger Sicht. „Wir mussten ausweichen, weil in der Kirche zu wenig Menschen Platz fanden“, erzählt Ulrike Wittekind. Und ihr Mann ergänzt. „Nebenan wurde gekegelt, und es schepperte ab und zu.“

Das Ehepaar gehört zu den ältesten Mitgliedern der evangelischen Kirchengemeinde in Olfen und Seppenrade. Und in diesen Tagen schwelgen die beiden wegen eines besonderen Anlasses gerne in Erinnerungen: Die Christuskirche feiert ihren 70. Geburtstag.

Erkundungstour mit dem Motorrad

Der Eröffnungsgottesdienst für das Jubiläumsjahr ist für den 23. Oktober geplant. In den kommenden Monaten werden dann aus sämtlichen Bereichen wie Jugendarbeit, Frauenhilfe und Bücherei verschiedene Aktionen zum Jubiläum vorbereitet.

Freuen sich auf die Veranstaltungen zum 70-jährigen Bestehen der Christuskirche: Dietmar und Ulrike Wittekind und Pfarrer Thorsten Melchert. © Maximilian Konrad

Alles begann am 12. Oktober 1952 mit der Grundsteinlegung. Allerdings sollte man noch weiter zurückschauen, um die Anfänge der Gemeinde nach dem zweiten Weltkrieg zu untersuchen. Direkt nach Ende des Krieges herrschte lange Unklarheit, wie viele evangelische Christen in Olfen und den umliegenden Orten noch existierten.

Um das herauszufinden, wählte der damalige Pfarrer Gerhard Barten einen besonderen Weg. „Barten war gerade aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt“, erzählt Dietmar Wittekind, „mit einem Motorrad fuhr er sämtliche Orte ab, um zu schauen, wer von den Gläubigen noch übriggeblieben ist.“

Grundsteinlegung der Christuskirche in Olfen am 12. Oktober 1952

Wenig später stieg die Anzahl der Gemeindeglieder durch die Vertriebenen aus dem Osten stark an. Die Chronik der Gemeinde berichtet von einem Wachstum von 800 auf 6500 Gläubige (1946). Für diese Vielzahl braucht es natürlich auch ein Gotteshaus. Zunächst wurden Gottesdienste im Leo-Haus und auf Schloss Sandfort gefeiert. Und genau dessen gräfliche Familie legte dann den Grundstein für die Christuskirche.

Am 12. Oktober 1952 feierte die Evangelische Kirchengemeinde in Olfen die Grundsteinlegung. © Kirchengemeinde Olfen

Der Grundstein der Christuskirche ist von außen gut sichtbar. © Maximilian Konrad

Die Adelsfamilie tauschte eines ihrer Grundstücke gegen eines der katholischen Kirchengemeinde ein und schenkte dies den Evangelischen. Somit konnte mit dem Bau der Kirche begonnen werden. Am 12. Oktober 1952 feierte die Gemeinde die Grundsteinlegung. Im August 1953 folgte die Einweihung.

Vom Lehrer zum Organisten - ohne Noten lesen zu können

Zu diesem Zeitpunkt gehörte Olfen zur Kirchgengemeinde Lüdinghausen und war zusammen mit Seppenrade Teil des Pfarrbezirks III. So wurde das Ehepaar Wittekind, das seit über 60 Jahren in Seppenrade zu Hause ist, Teil der Gemeinde. Spannend: Dietmar Wittekind arbeitete als Lehrer, und obwohl er wenig musikalisch war, wurde vorausgesetzt, dass er Noten lesen könne - obwohl er dies nicht beherrschte.

„Und so kam ich zur Position des Organisten“, erzählt der 84-Jährige. Das Wissen und die Notenlehre musste sich der Seppenrader selbst beibringen. Rund 40 Jahre lang spielte er regelmäßig die Orgel in den Gottesdiensten. Dazu gehörte er über 20 Jahre lang dem Presbyterium an und predigte als Prädikant.

Christusgemeinde Olfen ist seit 2006 eigenständig

Dadurch, dass die Mitgliederzahlen in den Gemeinden Olfen und Seppenrade immer weiter wuchsen und zudem eine Trennung von der Muttergemeinde angestrebt wurde, entwickelte sich im Jahr 1967 eine eigenständige Gemeinde Olfen-Seppenrade mit damals 1250 Mitgliedern.

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In der Folgezeit strebten die landeskirchlichen Reformprozesse eine Angliederung an die kommunalen Grenzen an. Da Seppenrade seit 1975 zu Lüdinghausen gehörte, ist die Evangelische Christusgemeinde Olfen seit dem Jahr 2006 eigenständig.

Mit den Festakten in diesem und im kommenden Jahr soll nun einerseits der Geschichte der Kirche gedacht, andererseits die Entwicklung der Gemeinde gefeiert werden.

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