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Karneval in Olfen: Nachdenkliche Stimmung wegen Krieg in Ukraine
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Karneval: In Olfen ist da normalerweise richtig was los auf den Straßen. In diesem Jahr ist das anders - zum einen wegen der Corona-Pandemie. Es gibt aber auch noch einen anderen Grund.
Noch wie leergefegt ist der Olfener Marktplatz am Donnerstagvormittag (24. Februar). Von Karnevalstimmung ist nicht viel zu spüren - obwohl Weiberfastnacht ist. Svenja Fischer ist eine der wenigen, die hier unterwegs ist. Sie sei gerade auf dem Weg, um einen Coronatest zu machen, sagt sie im Gespräch mit der Redaktion. Sie feiere Karneval seitdem sie klein ist. Später am Donnerstag will sie sich mit ein paar Freundinnen treffen, um privat Weiberfastnacht zu feiern, erzählt sie am Morgen. Deshalb auch der Coronatest.
In „Evas Lockenbude“ herrscht schon auf den ersten Blick Karnevalsstimmung: Die Mitarbeiter haben sich geschminkt, tragen kleine Hütchen und mit Spielkarten beklebte Anziehsachen. Ein wenig wie Figuren aus Alice im Wunderland sehen sie aus. Doch so richtig in Feierlaune sind sie dann doch nicht. Auf die Frage, ob sie an diesem Wochenende selbst feiern, sagt Besitzerin Eva Stevanello: „Zur Corona-Zeit machen wir gar nichts. Wir machen das hier, um den Kunden ein wenig Spaß und Freude zu geben, bei dem ganzen Mist, der sonst so läuft. Richtig feiern können wir dann vielleicht nächstes Jahr.“
In der alteingesessenen Kneipe De Paot haben seit 9 Uhr morgens bereits Feierlichkeiten stattgefunden. Die Hütte sei voll gewesen, erzählt Wirtin Silke Rotte. Nachdem die Nachricht der russischen Invasion in der Ukraine eingetroffen war, sei die Stimmung allerdings gedämpfter. Der Kneipenwirt Franz Frye hatte dann laminierte Aushänge aufgehängt, dass die Feierlichkeiten abends aus Rücksichtnahme ohne Musik stattfinden sollten.
Krieg in der Ukraine stimmt nachdenklich
Um einen der Tische sitzt noch eine Gruppe von Frauen, die sich für die Weiberfastnachtsfeierlichkeiten hier getroffen hat. Auch bei ihnen hat das Karnevalfeiern Tradition. Das Gefühl dieses Jahr zusammenkommen, beschreiben die Frauen als schön, aber anders. Sie hätten sich auch schon über den Krieg in der Ukraine unterhalten. „Uns erinnert das ein wenig an 1991, da war der erste Irak-Krieg und es wurde auch kein Karneval gefeiert. Corona ist schon da, da macht so etwas zusätzlich nachdenklich“, sagt Ulrike Hülk. Für die Entscheidung des Wirts, keine Musik mehr zu spielen, haben sie Verständnis.
Trotzdem freuen sie sich auf die kommenden Karnevalsfestivitäten in Olfen. Fast alle von ihnen sind im Karnevalsverein „Kitt“ aktiv und werden den Live-Stream am Samstag verfolgen. Auch bei ihnen soll es am Donnerstagabend auf eine Privat-Party gehen.
Mahad Theurer, geboren 1989 in Witten, ist studierter Musikjournalist, davon abgesehen ist er stark sportbegeistert und wohnt als Schalke-Fan manchmal einfach in der falschen Stadt. Aber Ruhrgebietscharme, den es zu beschreiben gilt, haben Dortmund und Umgebung auch reichlich.
