Hogon der Hoffnungsträger Neuer Zuchthengst in Esel-Herde der Steverauen in Olfen

Hogon der Hoffnungsträger: Neuer Zuchthengst in Esel-Herde der Steverauen
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Hogon hat am frühen Freitagmorgen noch recht müde Augen. Der Blick des Esels, der auf einer Wiese in den Steverauen in Olfen steht, hat aber eine klare Richtung - er lässt die Stuten der Herde, die auf einer anderen, durch einen Zaun von ihm abgegrenzten Wiese stehen, nicht aus den Augen. Der Zuchthengst ist das neuste Mitglied der in Olfen so beliebten Eselherde - und ein großer Hoffnungsträger.

Hoffnung auf Nachwuchs

Rund 8000 Euro hat die Stadt Olfen für das Tier samt Transport aus Frankreich ausgegeben, wie Bürgermeister Wilhelm Sendermann auf Anfrage der Redaktion erklärt. Eine Investition in die Zucht der nur noch sehr seltenen Rasse der Poitou, deren Bestand weltweit gefährdet ist. Seit 2006 gehört die Olfener Herde fest in die Steverauen. Die Zucht hat sich allerdings gerade in den letzten drei Jahren schwierig gestaltet.

Schon im vergangenen Jahr hatte Norbert Niewind, der sich für die Stadt um die Esel kümmert, vermutet, dass der Hengst nicht mehr deckte. Im Alter von 17 Jahren, so erklärt es Norbert Niewind, ist das Tier deshalb in diesem Jahr in den „Ruhestand“ gegangen. Der Esel lebt mittlerweile auf einem Hof in den Niederlanden, auf dem alte und kranke Esel ihre letzten Jahre verbringen.

Seinen Platz hat jetzt Hogon eingenommen. Fünf Jahre ist er alt - also deutlich jünger als sein Vorgänger. Noch steht er allein auf einer Wiese, wie Norbert Niewind erklärt. Er im Frühjahr soll dann die Decksaison starten - und es könnte endlich wieder niedliche Eselfohlen in Olfen geben in den Steverauen.

Allerdings nicht vor 2024: Denn die Schwangerschaft dauert bei Eseln ziemlich lang. Zwölf Monate und zehn Tage, um genau zu sein, erklärt Malou Ayla Rochell. Auf dem Hof ihres Vaters Puck Plötz ist sie mit den Tieren sozusagen aufgewachsen - und zur Expertin geworden. Hogon als neustes Mitglied der Olfener Herde stammt aus der Zucht von Puck Plötz in Frankreich.

Bestand gefährdet

Esel mit zotteligem Fell stehen auf einer matschigen Wiese in den Steverauen in Olfen.
Vier Stuten der besonderen Poitou-Eselrasse sind in den Steverauen zu Hause. © Marie Rademacher

In den 1970er-Jahren, so erklärt es Malou Ayla Rochell, waren die Poitou-Esel vom Aussterben bedroht. Teilweise habe es nur noch 40 bis 70 Tiere ihrer Art weltweit gegeben. Nach und nach ist die Population danach wieder weiter angewachsen. 1000 bis 1400 Poitou-Esel gibt es im Moment auf der Welt. Trotzdem sei die Rasse mit dieser Anzahl auf jeden Fall immer noch bedroht“, so die Expertin.

Poitou sind mit einem Gewicht von bis zu 450 Kilo nicht nur die schwersten Esel der Welt, sondern mit einem Stockmaß von 135 bis 150 Zentimetern auch eine der größten Rassen. Früher wurden die kräftigen Tiere deshalb häufig in der Landwirtschaft eingesetzt. Benannt sind sie nach dem Gebiet Poitou in der Region Nouvelle-Aquitaine im Westen Frankreichs, wo noch regelmäßig Zuchtwettbewerbe stattfinden.

In der freien Wildbahn kommen die besonderen Esel gar nicht mehr vor, erklärt Malou Ayla Rochell. Die meisten leben auf Zuchthöfen, in Wildparks - oder eben an Orten wie der Steveraue in Olfen.

Zwischen zwei eingezäunten Wiesen, auf denen Esel stehen, verläuft ein Fußweg.
Der Hengst steht noch getrennt von den vier Stuten. Im Frühjahr 2023 soll die Decksaison erst starten. © Marie Rademacher

Hier leben mit dem Neuzugang Hogon noch vier Stuten. Der Esel-Bestand in den Steverauen hat sich in den letzten Jahren ziemlich verringert - 2017 beispielsweise gehörten noch 13 Esel zur Herde, die in den Auen zu einem absoluten Publikumsmagnet wurden.

Viele Fohlen sind in Olfen auf die Welt gekommen. Das letzte wurde 2019 geboren. Es hatte aber kein langes Leben und ist kurze Zeit nach der Geburt gestorben. Allgemein gilt die Zucht von Poitou-Eseln als schwierig. Es kommt häufig zu gesundheitlichen Problemen wie mangelnder Muskulatur, diversen Gelenkproblemen, kurzen Sehnen - letztendlich der Grund, warum Poitou-Esel eine gefährdete Rasse gelten. Norbert Niewind erzählt, dass im Jahr 2021 zwei Stuten an Altersschwäche gestorben sind. Hogon ist jetzt der neue Hoffnungsträger, dass die Herde sich in den nächsten Jahren wieder vergrößert.

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