Hans Oswald Mattern aus Olfen mobilisiert Widerstand gegen das Projekt Neue Stever. Der Lippebogen am Haus Vogelsang mit seiner Stromschnelle: Zwischen diesem Bogen und dem Ahsener Dorfkern (links, außerhalb des Fotos) soll am rechten Flussufer (oberer Bildrand) die „Neue Stever“ einmünden.

© Montage Sauerland

Hans-Oswald Mattern mobilisiert Widerstand gegen die „Neue Stever“

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An der „neuen Stever“ scheiden sich die Geister: Für Olfens Bürgermeister ist sie ein ökologisches Zukunftsprojekt, für Hans-Oswald Mattern ein Millionengrab. Er mobilisiert Widerstand.

Olfen

, 08.01.2022, 09:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die beiden Stauseen, der Hullerner und der Halterner Stausee, sorgen dafür, dass die ganze Region dauerhaft mit Trinkwasser versorgt werden kann: ein Segen für die Menschen, aber ein Graus für Fische.

Denn die künstlich angelegten Stauseen unterbrechen die ökologische Durchgängigkeit für das gesamte Stever-Einzugsgebiet. Das soll sich jetzt ändern dank einer Olfener Initiative: dem Bau der sogenannten Neuen Stever, eines etwa 4,4 Kilometer langen, naturnahen Gewässer. Es soll die Stever und die Lippe miteinander verbinden. Fische würden sich über die durchgehende Verbindung freuen. Hans-Oswald Mattern ärgert sich aber. Und dabei sei er nicht alleine, sagt der Olfener, der inzwischen laut darüber nachdenkt, das Verwaltungsgericht einzuschalten oder einen Ratsbürgerentscheid zu starten.

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Mattern hatte sich bereits im Sommer 2021 zu Wort gemeldet - aus Sorge, dass das bereits seit mehr als 15 Jahren verfolgte, der breiten Öffentlichkeit aber eher unbekannte Projekt plötzlich ganz schnell eingestielt würde, wie er meint. Schließlich gibt es bereits Baurecht: eine Genehmigung, die allerdings im Frühjahr auslaufen wird. Daher die Eile. Inzwischen hat die Stadt Olfen etwas auf die Bremse getreten. Sie versucht eine Verlängerung zu erwirken: Zeit, um Zweifler umzustimmen. Bei Mattern dürfte das schwierig werden.

Mattern verschickte ersten Bürgerbrief Anfang Januar

Der Rentner hat in der ersten Januarwoche damit begonnen, sogenannte Bürgerbriefe zu verschicken. Dabei wirft er einmal mehr die Frage nach der Finanzierung auf.

Bürgermeister Sendermann hatte im Vorfeld versichert, Olfener Bürgerinnen und Bürger bräuchten „keinen Cent für den Bau der Neuen Stever“ zu zahlen, denn das Land übernehme 80 Prozent der Kosten- Die restlichen 20 Prozent würden durch den Verkauf von Ökopunkten finanziert. Nur die Folgekosten müsse die Stadt tragen. Die seien aber durchaus verantwortbar. Für Mattern sind diese Aussagen zu schwammig. Das Land werde keine Blanko-Zusagen geben, wenn die Gesamtsumme nicht bekannt sei. Das habe ihm auch die Bezirksregierung kurz vor Weihnachten bestätigt.

„Nach meiner Auffassung ist die Klärung einer verbindlichen Finanzierung/Förderung der Maßnahme in diesem knappen Zeitraum nicht möglich“, schreibt Mattern mit Blick auf die bald ablaufende Genehmigungsfrist. „Die Zeit seit Gültigkeit des Planfeststellungsbeschlusses vom 24.4.2017 ist nicht genutzt worden. Bürgerinformationen, Ausschussvorbereitungen, Ratsbeschlüsse, Finanz -und Personalbeschaffung, Ausschreibungen und ein massiver Baubeginn sind so kurzzeitig nicht realisierbar.“ Mattern stellt in seinem Rundschreiben die Grundsatzfrage, warum Olfen überhaupt als Antragssteller und Bauherr auftritt und nicht etwa der Betreiber der Stauanlagen, also Gelsenwasser.

Bürgermeister irritiert über hartnäckige Kritik

Bürgermeister Wilhelm Sendermann hatte bereits mehrfach dazu Stellung genommen. Er wundert sich über die hartnäckige Kritik an einem Projekt mit großem ökologischem Wert, „auch mit Blick auf unseren Hochwasserschutz“. Dass er die Stadt nicht in ein unkalkulierbares finanzielles Abenteuer stürzen werde, wie es Mattern befürchtet, „ist doch klar“, sagt er bereits im September 2021 mit Verweis auf die gute Haushaltssituation Olfens. Am 25. Januar um 18 Uhr ist in der Stadthalle ein Infoabend geplant.

Mattern wird da sein. Er kennt sich aus, wenn es darum geht, Widerstand gegen kommunalpolitische Entscheidungen zu formieren. Als Initiator der „Bürgergemeinschaft ProFriedhofsruhe“ hatte er 2017 erfolgreich ein Bürgerbegehren gestartet gegen den Bau der Skateanlage am Friedhof. Bei der Abstimmung hatte er allerdings das Nachsehen. Zwar votierten 51,9 Prozent der Abstimmenden gegen den Skatepark, aber unterm Strich war die Beteiligung zu niedrig.

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