Olfen wächst und damit auch der Bedarf an Mobilität. Die Stadt Olfen hat deshalb ein Gutachten zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Auftrag gegeben. Im Haupt- und Finanzausschuss stellte ein Planer am Dienstag (7. November) vor, wo es Verbesserungspotenzial gibt und warum vorhandene Busverbindungen nicht zum Umstieg auf den ÖPNV ermutigen.
77 Prozent der Olfener wohnen im Zentrum, die Stadt wächst, doch hat Olfen keinen eigenen Bahnhof: Das war die Ausgangslage, die Rolf Alexander vom Dortmunder Büro Planersocietät vorstellte. Olfen liege zwar im Münsterland, „verkehrlich sind Sie aber eher Ruhrgebiet“, machte er den Lokalpolitikern deutlich. Abgesehen von Lüdinghausen pendeln die meisten Olfener nach Datteln und Richtung Dortmund.
Wer die Bahnstecke nach Dortmund erreichen will, hat dafür aber bislang lediglich die Möglichkeit, den Taxibus zu bestellen, um zum Bahnhof Selm zu kommen. Die Anmeldung schrecke ab, zudem fährt der Taxibus sonntags nicht und samstags höchstens alle zwei Stunden. „Damit gewinnen Sie keine Umsteiger“, machte Rolf Alexander deutlich.
Bus soll alle halbe Stunde fahren
Sinnvoll wäre, eine neue Buslinie zu schaffen, die von Olfen über Vinnum nach Bork zum Bahnhof führe, so das Ergebnis des Gutachtens. Die Planersocietät plant die neue Buslinie als „Vollvariante“. Das bedeute, jeder Zug von und nach Dortmund habe Anschluss an einen Bus, erklärt Alexander. Demnach müsste die neue Linie im Halbstunden-Takt verkehren.
Zudem sei es sinnvoll, dass der Bus nach dem Bahnhof Bork noch bis ins Borker Zentrum und zum Amtshaus weiterfahre, denn dort gebe es einen Möglichkeit, umzudrehen, so der Experte weiter. Außerdem müsste der Bahnhof in Bork mit einer Bushaltestelle ausgestattet werden.

Keine konkreten Zahlen konnte Rolf Alexander nennen, was die Kosten für die neue Buslinie angeht. Im schlimmsten Fall, wenn man annimmt, dass der Bus bei jeder Fahrt komplett leer bliebe, koste die Linie 1,3 Millionen Euro im Jahr. Je besser die Fahrten ausgelastet seien, desto günstiger wären die Kosten anzusehen, so Alexander.
Sparen könnte Olfen, wenn der Schülerspezialverkehr optimiert würde. Bis zu 100.000 Euro im Jahr - je nachdem, wie weit man den Schülern zumutet, bis zur nächsten Bushaltestelle zu laufen. Mit einem Fußweg von einem Kilometer von der Haustür zum Bus und vom Bus zur Schule könnte etwa die Schnellbuslinie S91 von Datteln nach Olfen (und weiter über Lüdinghausen nach Münster) viele Schüler befördern, rechnete der Planer vor. 87 Prozent aller Dattelner Schüler könnten etwa auf die S91 umsteigen. Würde man den Bus der Linie X90 von Seppenrade nach Datteln in Olfen auf dem selben Weg wie die S91 fahren lassen, könnte sogar ein halbstündiger Takt entstehen, so das Ergebnis der Untersuchung.
Stadt muss Gespräche führen
Nicht alle Fakten aus der Verkehrsuntersuchung waren für die Ausschussmitglieder völlig neu. Dass es keine Linien-Verbindung nach Selm gibt, ist hinlänglich bekannt. Beeindruckt zeigten sich die Lokalpolitiker aber von der Aussage, dass ein Taxibus niemanden zum Umstieg auf den ÖPNV bewege. „Das schockt mich auch“, sagte Bürgermeister Wilhelm Sendermann, dass Olfen auf eigene Rechnung für Busse für den Schülerspezialverkehr bestelle, wenn doch ein Umstieg auf das Linienangebot möglich sei.
Selbst bestimmen über die Schaffung einer neuen Buslinie kann die Stadt nicht. Man gehe mit den Ergebnissen der Verkehrsuntersuchung in „tiefgreifende“ Gespräche mit dem Kreis Coesfeld, dem Verkehrsverbund RVM und auch mit den Nachbarkommunen. Die Überlegungen, dass ein Bus von Olfen nach Bork bis zum Amtshaus fahren könnte, habe man der Stadt Selm bereits angekündigt, so Sendermann. Das sei auch für Selm relevant, um eine Anbindung an das wachsende Olfener Gewerbegebiet zu erhalten.
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