Mit schwerem Gerät ist das Münsterland und ganz besonders intensiv der Kreis Coesfeld untersucht worden. Aktuell laufen die Auswertungen. Danach steht fest, ob die Wärmeversorgung komplett neu definiert wird.

© Mark Lubrichs

Gut für Geldbörsen, gut für die Umwelt - kommt Wärme aus großer Tiefe?

rnTiefenbohrungen

Die Städte und Gemeinden im Kreis Coesfeld suchen händeringend nach Alternativen zur Gasheizung. Ende des Jahres könnte sich nach Einschätzung der Bürgermeister eine große Tür aufmachen.

Olfen, Nordkirchen

, 10.02.2022, 08:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Entwicklung verläuft in Olfen, Nordkirchen und anderen Orten des Kreises ähnlich. Das Interesse an Gasheizung ist bei Häuslebauern so rapide gesunken, dass bei der Erschließung von Neubaugebieten wie der Olfener Heide erst gar keine Gastleitungen verlegt werden. Das hat aber zur Folge, dass es kein zentrales Angebot mehr gibt, jeder Häuslebauer ist für sich verantwortlich. Mit der Folge, dass viele Löcher gebohrt werden, um Erdwärme nutzten zu können.

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„Die Münsterland-Netzgesellschaft hat noch keine Antworten gefunden“, räumt Wilhelm Sendermann ein, der auch Sprecher der Bürgermeister im Kreis Coesfeld ist. Nach dem jüngsten Treffen der Stadt- und Gemeindespitzen in Havixbeck formulierte Gastgeber Jörn Möltgen (Bündnis 90/Die Grünen) die Hoffnung, dass es „Ende des Jahres ganz neue Ansätze geben könnte“. Die Lösung für das große Problem könnte natürliche Wärme aus großer Tiefe sein.

Bereits in den 1960er Jahren gab es erste Tiefenbohrungen

Schon in den 1960er Jahren hatten Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler Erkenntnisse zum geologischen Aufbau des tiefen Untergrundes in der Region gewonnen. Bei der Bohrung „Münsterland 1“ in Billerbeck-Aulendorf mit fast 6000 Metern Tiefe waren in den Kalksteinschichten Temperaturen von bis zu 180 Grad Celsius gemessen worden, die für eine geothermische Nutzung sehr interessant sind. Vor etlichen Wochen hat das Land ein neues Pilotprojekt gestartet, Pilotregion ist das Münsterland.

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Ausschlaggebend waren einerseits frühere geologische Untersuchungen. „Andererseits steht in der Region dem potenziellen Wärmeangebot auch ein entsprechender Wärmebedarf gegenüber, der bislang hauptsächlich fossil gedeckt wird“, betont das Land NRW. Ende des vergangenen Jahres wurden die Messungen auf der Strecke, Billerbeck, Dülmen, Havixbeck, Nottuln, Rosendahl, Senden und Sendenhorst abgeschlossen. Ein Jahr später - also Ende dieses Jahres - sollen die Ergebnisse vorliegen.

Städte und Gemeinden wollen neue Energiekonzepte entwickeln

Falls wasserführende Kalksteinschichten gefunden worden sind, die sich für eine Nutzung der tiefen Geothermie eignen, können nach Einschätzung des Landes Städte und Gemeinden oder auch Energieversorgungsunternehmen auf den Ergebnissen aufbauen. „So können die Gemeinden im Projektgebiet das geothermische Potenzial unter ihren Füßen erschließen und die Wärmeversorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger klimafreundlicher gestalten“, betont das Land NRW.

Die Bürgermeister im Kreis Coesfeld setzen aber nicht ihre ganzen Hoffnungen und Pläne auf diese Lösung. „Wir wollen Energiekonzepte für Neubaugebiete entwickeln“, sagt der Havixbecker Bürgermeister Jörn Möltgen. Noch gibt es nach Einschätzung von Wilhelm Sendermann nicht „die Lösung. Aber wir sind im interkommunalen Gespräch und lernen voneinander.“