Bis zum Jahr 2035 will Olfen klimaneutral sein. Ab diesem Zeitpunkt soll also nicht mehr CO2 in der Stadt freigegeben werden, als es über andere Maßnahmen kompensiert werden kann. Eine Herausforderung stellt hierbei der Verkehrssektor dar. Das Klimaforum sieht dringenden Handlungsbedarf.
„Das Klimaforum hat sich in der letzten Zeit ausgiebig mit dem Thema Mobilität auseinandergesetzt und sieht noch Potentiale, die von der Politik vor Ort umgesetzt werden können“, heißt es in einer Mitteilung der Initiative. „Der Verkehr in Olfen ist hier für den größten Teil der Treibhausemissionen verantwortlich, deshalb ist es wichtig, dass zur Verbesserung der CO2-Bilanz eine Optimierung der Verkehrsführung ermittelt und durchgeführt wird.“
Hauptsächlich der Ausbau des Fuß- und Radverkehrs sowie Verkehrsberuhigungen tragen zur Steigerung der Attraktivität bei und erhöhen zudem auch die Lebensqualität in Olfen, sind die Verantwortlichen des Klimaforums überzeugt. Sie schlagen vor, dass die Stadtverwaltung deutliche Akzente setzen solle, um den PKW-Verkehr zu reduzieren.
Schon jetzt ein Verkehrschaos
Dazu könne die Stadt der Initiative „Lebenswerte Städte durch angepasste Geschwindigkeiten“ beitreten. Die fordert die Schaffung von rechtlichen Voraussetzungen dafür, dass Kommunen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig halten – als „integrierten Bestandteil eines nachhaltigen gesamtstädtischen Mobilitätskonzepts und einer Strategie zur Aufwertung der öffentlichen Räume“.
Die Stadt Olfen ist bei der Anordnung von Tempo 30 bisher auf eine Genehmigung der Straßenverkehrsbehörde des Kreises Coesfeld angewiesen. Noch im vergangenen Jahr sagte Bürgermeister Wilhelm Sendermann dazu: „Es wäre unserer Meinung nach sehr sinnvoll, wenn der Gesetzgeber eine Rechtslage schaffen würde, auch Städten wie Olfen die Möglichkeit einzuräumen, eigene verkehrsrechtliche Entscheidungen zu treffen und auch die Hauptachsen auf Tempo 30 zu begrenzen. So ist es aber leider nicht.“
Sofern die gesetzlichen Voraussetzungen vorliegen würden, plane die Stadt mit der Einführung von Tempo 30 auf allen innerörtlichen Hauptverkehrsachsen, teilte die Verwaltung noch im März auf Anfrage der Redaktion mit. Ein Beitritt zur Städteinitiative war zu diesem Zeitpunkt zwar nicht geplant, wurde jedoch für die Zukunft nicht ausgeschlossen

„Auch wenn der Kreis Coesfeld die Umsetzung zurzeit noch ablehnt, sollte die Stadt Olfen mehr Energie aufbringen, dies in Olfen anzugehen. Ein Leben ohne eigenes Auto scheint für viele Menschen unvorstellbar. Gerade auf dem Land“, merkt das Klimaforum an.
Ob man aber mit dem Auto kurze Strecken durch Olfen zurücklegen müsse, bleibe diskussionswürdig, da das Verkehrschaos schon jetzt existiere. „Das Konzept zum Wachstum der Stadt passt schon heute nicht zur Verkehrssituation“, so die Initiative.
Kfz-Verkehr reduzieren
Die Reduzierung des Kfz-Verkehrs erfordere Mut, „denn ohne dem Autoverkehr etwas wegzunehmen und den Rad- und Fußverkehr zu stärken geht es nicht“, sind die Verfasser überzeugt. „Autofahrer steigen nur um, wenn die Alternative überzeugt. Das bedeutet, dass es dem Autoverkehr unattraktiver gemacht werden muss, damit Radwege an Priorisierung gewinnen.“

Die Vorschläge des Klimaforums: Fahrradstraßen in Ost-West- und Nord-Süd-Achse, abgegrenzte Fahrradwege, die mindestens 2,50 Meter breit sind, damit Autos nicht drängeln oder mit wenigen Zentimetern Abstand vorbeifahren. Zudem müssten Radwege die schnellste und bequemste Möglichkeit sein, um in der Stadt ans Ziel zu kommen. Kostenlos nutzbare und durch Solar betriebene Bike-Ladestationen könnten die Attraktivität des Radverkehrs verbessern. Das Rad müsse als Verkehrsmittel der ersten Wahl auf kürzeren Strecken etabliert werden.
Bessere Aufenthaltsqualität
Eine weitere Idee: „Durch eine Fußgängerzone in der Innenstadt würde der Marktplatz aufgewertet und könnte für andere Aktivitäten genutzt werden.“ Mit diesen Maßnahmen käme die Stadt Olfen nicht nur den CO2-Einsparzielen näher, auch neuer planerischer Gestaltungsraum für eine bessere Aufenthaltsqualität werde dadurch gewonnen. „Das wäre ein zusätzlicher Gewinn für die Olfener Bevölkerung“, so das abschließende Fazit des Klimaforums.
Passend zur Frage der Mobilität der Zukunft lädt das Projekt „kommit! – Bürgerlabor Mobiles Münsterland (BüLaMo)“ in einer neuen Veranstaltungsreihe auch Olfenerinnen und Olfener zum Mitmachen ein. Die erste Veranstaltung findet am Donnerstag, 10. August, von 18 bis 19 Uhr zum Thema „Vernetzte Mobilität“ statt.
Online-Veranstaltung
„Vernetzte Mobilität bezeichnet die Integration verschiedener Verkehrsmittel und technologischer Lösungen. Verkehrsträger wie öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder, Carsharing-Angebote und Fußwege sollen zugunsten nahtloser und bequemer Reisemöglichkeiten miteinander verknüpft werden“, so der Kreis Coesfeld in seiner Einladung.
Im Rahmen der Diskussion möchte das BüLaMo die unterschiedlichen Meinungen und Ansichten zu vernetzter Mobilität in Senden, Lüdinghausen und Olfen kennenlernen. „Unser Ziel ist es zu erfahren, wie die Menschen vernetzte Mobilität definieren, was ihnen dabei wichtig ist und wie wir Mobilität so gestalten können, dass sie effektiv und verlässlich nutzbar ist“, so Kreisdirektor Dr. Linus Tepe.
Die Veranstaltung wird über das Videokonferenz-Tool Zoom durchgeführt. Um eine Anmeldung bis zum 7. August auf www.muensterland.com/kommit-anmeldung wird gebeten. Im Anschluss erhalten alle, die sich für die Veranstaltung registriert haben, einen Zugangslink.
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Entscheidung: Kein Tempo 30 auf den Verkehrsachsen der Stadt Olfen