Der Ruf der Füchtelner Mühle eilt ihr voraus: Vor allem in Bezug auf die imposante Weihnachtsdeko des Olfener Landhauses. Die gibt es auch nach Weihnachten noch einige Zeit zu sehen.
Einen Hauch Weihnachten gibt es nicht in der Füchtelner Mühle - alles rund ums Fest kommt hier wie ein Paukenschlag daher: leuchtend, blinkend, bunt und glitzernd. Und vor allem viel davon, sehr viel. Als wir das Olfener Restaurant am 10. Januar - also schon gar nicht mehr in der Weihnachtszeit - betreten, schaut uns ein großes Hirschgeweih mit blinkenden Augen an. Neben ihm stehen Dutzende kleine Glitzer-Hirsche in grün, pink, lila, die vom Regal auf die Besucher herunterschauen. Lichterketten und Tannengirlanden schlängeln sich ums Fachwerk, überall hängen bunte Christbaumkugeln. Kurzum: Hier ist noch Weihnachten. Und wie!

Der Eingangsbereich der Füchtelner Mühle © Marie Rademacher
Weder mein Begleiter Mark noch ich waren schon mal in dem Olfener Landgasthaus. Klar hatten wir gehört von der imposanten Deko. Trotzdem stehen uns jetzt die Münder offen. „Krass“, sagt Mark. Schon bald aber schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippen: Wie sollte man dieses kleine Glitzerreich nicht irgendwie amüsant, irgendwie zauberhaft und irgendwie besonders finden. Eine freundliche Bedienung weist uns den Weg in den Winnie-Pooh-Raum. Richtig gelesen: Es gibt in der Füchtelner Mühle neben dem bekannten Mickey-Mouse-Zimmer auch einen kleinen Winnie-Pooh-Raum, das Engel-Zimmer (das „für Anfänger“ etwas dezenter geschmückt ist) und einen Raum, der - bis unter die Decke - Weihnachtsmännern gewidmet ist.
Die Auswahl
Eigentlich sind wir ja aber nicht nur zum Gucken und Staunen, sondern zum Essen gekommen. Die Speisekarte des Restaurants ist nicht allzu groß. Wir finden unter den Vorspeisen beispielsweise Weinbergschnecken mit einer „raffinierten“ Kräuterbuttermischung, Räucherlachs oder klare Rinderkraftbrühe. Mark entscheidet sich für einen Salat mit Himbeerdressing mit verlorenem Ei und Speck. Ich nehme die Waldpilzsuppe, die - das bestätigt mir die nette Bedienung - vegetarisch ist. Hier wären wir auch schon bei dem Problem: Das Hauptspeisen-Angebot ist mit Florentiner Schweinelendchen mit Blattspinat, der halben Ende mit gebundenen Kirschen, gebratenem Lachs- oder Zanderfilet und sehr vielen saisonalen Wildgerichten ist zwar vielfältig. Für mich als Vegetarierin kommt allerdings kein einziges infrage: Alle Gerichte sind mit Fleisch oder Fisch.

Vegetarischer Hauptgang: Gemüsegratin © Marie Rademacher
Fragen lohnt sich aber. „Das ist überhaupt kein Problem“, sagt unsere Bedienung und schlägt mir ein Gemüsegratin mit Kartoffelbeilage oder Tagliatelle mit Spinat als fleischlosen Hauptgang vor. Ich wähle das Gratin mit Pommes - eine etwas eigenwillige Mischung, das gebe ich zu. Aber wenn Pommes als Option in der Verlosung sind, dann sind sie immer die Beilage meiner Wahl.
Die Wahl von Mark ist etwas schneller gefallen als meine: Er entscheidet sich für das argentinische Rumpsteak mit schwarzer Olivenkruste und leichter Pfeffersauce, dazu Pommes frites und gemischter Salat.

Argentinisches Rumpsteak mit leichter Pfeffersauce © Marie Rademacher
Beim Dessert machen wir es uns leicht und nutzen die Möglichkeit, vier kleine Desserts als ein großes zu bestellen und uns zu teilen. Was genau uns erwartet, wissen wir allerdings noch nicht.
Das Essen
Bevor der Salat und die Suppe kommen, stellt uns unsere Bedienung einen kleinen Korb mit Brot auf den Tisch. Dazu Gänseschmalz und Kräuterquark. „Der ist natürlich vegetarisch“, sagt sie lächelnd. Nach einer kurzen Wartezeit kommt die noch dampfende Suppe in einer Kaffeetasse. Mit gefällt nicht nur ihr Pilzduft und die frische Kresse obendrauf, sonder auch das Porzellan, in dem die Suppe serviert wird. Die Suppe schmeckt vor allem fein nach Pilzen und ist gut gewürzt. Beim Salat ist es ähnlich. Das Himbeerdressing ist zwar „etwas dezent“, so Marks Worte, der krosse Speck reißt es aber raus. Lecker.

Pilzsuooe als Vorspeise © Marie Rademacher
Dann der Hauptgang: Das überbackene Gemüse ist lecker. Eine solide Hauptspeise. Es hätte - für meinen Geschmack - allerdings etwas knackiger und hübscher angerichtet sein können. Aber na ja... Die Portion ist auf jeden Fall so großzügig, dass ich nicht alles schaffe.

Blattsalat mit Himbeerdressing, verlorenem Ei und Speck © Marie Rademacher
Fleisch hingegen scheint die Spezialität der Küche zu sein. Könnte er Punkte vergeben, so Mark, würde das argentinische Rumpsteak von ihm neun von zehn bekommen. „Das ist echt zart“, sagt er. Die leichte Pilzsauce acht von zehn Punkten. Nicht schlecht also, viel mehr geht nicht. Der Beilagen-Salat ist solide, Pommes immer gut. Mark isst alles auf.
Dann noch Dessert. Eigentlich können wir nicht mehr. Aber: An den Tisch kommen mit einem warmen Kabinett-Pudding mit Vanillesauce, einer Pannacotta mit Pfirsichen und Kiwi, einer Vanillecreme mit hausgemachter roter Grütze, einem Spekulatius-Eisparfait mit Kirschen und einer Mandarinencreme gleich fünf - statt der auf der Karte erwähnten vier - kleinen Nachspeisen, die auf einem Glasteller zu einem großen Gang kombiniert sind. Mit einem Blick auf dieses reiche Angebot können wir doch wieder und probieren uns durch. Alles schmeckt richtig gut. Mein Favorit ist die lockere, frische Mandarinencreme. Mark ist begeistert vom Spekulatius-Eisparfait. Alles auf jeden Fall richtig gut.

Fünf kleine Nachspeisen als eine große © Marie Rademacher
Die Preise
Für zwei Vorspeisen, zwei Hauptgerichte, eine große geteilte Nachspeise, zwei Landbier, zwei Cola und zwei Kaffee liegt gegen Ende des Abends eine Rechnung in Höhe von 89 Euro auf dem Tisch. Heißt: Günstig ist das Essen in der Füchtelner Mühle nicht. Die Preise sind gehoben. Das Rumpsteak alleine kostet 26,20 Euro, das Gemüsegratin 13,50 Euro. Wahrscheinlich zahlt man dadurch das besondere Deko-Erlebnis mit.
Die Atmosphäre
Einfach besonders ist die Atmosphäre ab dem 1. November. Ab dann nämlich, so verrät es Betreiberin Annemarie Berding-Möritz, steht die komplette Weihnachtsdeko. Besonders viel Zulauf bekommt dabei das Mickey-Mouse-Zimmer, das sogar schon ab Oktober zu bestaunen ist.

Annemarie Berding-Möritz betreibt die Füchtelner Mühle mit ihrem mann Wolfgang Möritz. Auf dem Bild ist sie mit Koch Markus Hopp zu sehen. © Marie Rademacher
Für das ist die Füchtelener Mühle weithin bekannt. Ab Mitte Januar beginnt Annemarie Berding-Möritz, die das Restaurant zusammen mit ihrem Mann Wolfgang Möritz seit 26 Jahren betreibt, nach und nach mit dem Abbau des Weihnachtswunderlandes.
Der Service
Unsere Bedienung ist sehr freundlich und aufmerksam, schaut immer wieder vorbei im Winnie-Pooh-Zimmer und fragt, ob alles schmeckt oder wir noch etwas trinken möchten.
Kinderfreundlichkeit
Dass wir Marks Tochter (mein Patenkind) nicht dabei haben, bereuen wir schon beim Betreten der Füchtelner Mühle. Für Kinder ist die Kulisse mit den vielen Disney-Figuren, mit dem Glitzer, der Verspieltheit sicher wundervoll. Auf der Speisekarte gibt es zwar kein gesondertes Kinder-Menü. Es ist aber möglich, beispielsweise eine Extraportion Pommes zu bestellen.
Fazit
Die Füchtelner Mühle zur Weihnachtszeit muss man einfach mal gesehen haben. Sie ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Das Essen ist auch super - allerdings etwas teuer.
Restaurant-Infos
Landhaus Füchtelner Mühle
Kökelsumer Straße 66
Tel. (02595) 430
Öffnungszeiten:
Montags und Dienstag: Ruhetag
Mittwoch bis Freitag: ab 14 Uhr zum Kaffeetrinken, ab 17 Uhr zum Abendessen geöffnet
Samstag und Sonntag: 11.30 bis 14 Uhr Mittagessen, 14 bis 17 Uhr Kaffeetrinken
Samstag: 17 bis 21 Uhr Abendessen
Sonntag: 12 bis 20 Uhr Abendessen
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
