Das Lippe-Hochwasser in diesen Tagen ist ein besonderes Naturphänomen. Umso mehr, wenn man in unmittelbarer Nähe zum Fluss lebt, wie Franz-Josef Tenkhoff. Der Olfener, langjähriger Inhaber des Restaurants und Hotels „Zur Rauschenburg“, kennt sich aus mit dem Lippe-Pegel, denn wenn der 61-Jährige auf der Südseite aus dem Fenster guckt, schaue er „direkt auf die Lippe“.
40 Meter vom Haus der Familie Tenkhoff entfernt, schlängelt sich die Lippe durch die Landschaft. Zwischen Weihnachten und Neujahr stieg der Wasserstand in dem Bereich so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr. „Das hatten wir zuletzt Anfang Januar 2003, also vor rund 21 Jahren“, ordnet Tenkhoff ein. Besondere Sorgen, dass das Wasser so hoch steigen könnte, dass das Haus in Mitleidenschaft gezogen wird, macht sich der Olfener allerdings nicht. Denn die Zufahrt läuft über die B235. Die Bundesstraße sei mit Blick auf frühere Hochwasser bereits so hoch gebaut worden, dass auch diese derzeitigen Pegelstände nicht zur Überflutung führen. „Wir liegen hoch genug“, ist der Gastwirt sich sicher.

1946 Lippe besonders hoch
Wenn man aber weit genug in der Zeit zurückgeht, findet man noch extremere Hochwasser, die dann durchaus zum Problem werden konnten. „Mein Vater erzählte jetzt, dass das Wasser 1946 mal so hoch stand, dass es in die Küche zu fließen drohte“, berichtet Franz-Josef Tenkhoff. Das Wohnhaus ist bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert in Familienbesitz.
Wenn die Tenkhoffs jetzt aus dem Fenster dorthin schauen, wo sich sonst die Lippewiesen befinden, ist der Blick fast vergleichbar mit dem von einem Hausboot: „Man sieht fast nur Wasser auf 80, 90 Meter Breite.“ Was vielen aber erst seit Weihnachten so richtig auffällt, hat sich für die Lippe-Anwohner schon seit Wochen abgezeichnet. „Eine Wettersituation mit leichtem Hochwasser haben wir schon seit Ende Oktober“, betont der 61-Jährige. Das habe nun natürlich deutlich zugenommen, erstmals seit langem ist die Lippe wieder über die Ufer getreten. Hochwasser könne es aber nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit noch über Wochen und Monate geben.
Pegel könnte erneut steigen
Woran sich vermutlich nicht mehr alle erinnern: 2017/18 gab es einen ähnlich nassen Winter mit viel Regen, der Pegelstand sank erst im Februar wieder auf ein Normalmaß. Auch im Hausteich an der Südseite staute sich das Wasser. Oder wie es Franz-Josef Tenkhoff ausdrückt: „Teich und Lippe geben sich an der Deichkrone die Hand.“
Der Wasserpegel der Lippe stieg an der Messstation nahe der Rauschenburg am 27. Dezember auf zwischenzeitlich auf 6,95 Meter. Rund eine Woche später liegt er bei 5,55 Meter. In den kommenden Tagen wird aber wieder mehr Regen erwartet, sodass die Lippe wieder steigen dürfte. Das bekommt dann wieder kaum jemand so nah mit wie Franz-Josef Tenkhoff.
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