
© Marie Rademacher
Esel in den Steverauen: Wie sieht es dieses Jahr mit Nachwuchs aus?
Steverauen
Im vergangenen Jahr hat es keinen Nachwuchs gegeben bei den besonderen Poitou-Eseln in der Steveraue. Auch in diesem Jahr sieht es eher schlecht damit aus. Kein reines Olfener Phänomen...
Sie sind ein absoluter Publikumsmagnet in den Steverauen - und in den letzten Jahren sogar zu einer Art Wahrzeichen der Stadt geworden: die Poitou-Esel in den Steverauen in Olfen. „Sie sind zottelig, zutraulich, sehr neugierig und die Lieblinge aller Besucher der Steveraue. Neben Heckrindern und Koniks haben sie 2006 mit zwei Tieren in Olfen Einzug gehalten. Und wie wohl sie sich fühlen, zeigt sich auch daran, dass fast jährlich süßer Eselnachwuchs in der Aue zu bewundern ist“, steht auf dem Schild am Eselgehege nahe der Tennishalle in den Auen.
Eselnachwuchs: Wie sieht es damit eigentlich in diesem Jahr aus? Norbert Niewind, der sich für die Stadt Olfen um die sieben Esel in den Steverauen kümmert, hält es für unwahrscheinlich, dass dieses Jahr noch ein Junges auf die Welt kommt, wie er im Gespräch mit der Redaktion erklärt.
Seit die besondere Eselrasse 2006 nach Olfen kam, ist die Stadt zwar auch in die Zucht eingestiegen - und das auch durchaus erfolgreich. Schon im vergangenen Jahr aber war kein Fohlen geboren worden. Im Jahr davor - 2019 - war ein Junges kurz nach der Geburt gestorben. Nicht das erste Mal in der Esel-Geschichte Olfens.
Schon 2007 war nur 24 Stunden nach seiner Geburt ein kleines Hengst-Fohlen gestorben - es war zu schwach auf die Welt gekommen und hatte Probleme mit dem Saugen der wichtigen ersten Milch bei der Mutter. Immer wieder kam es in den Folgejahren zu ähnlichen Verläufen. Wobei manche auch ein Happy End hatten: Zum Beispiel die Geschichte von Vicky, der mittlerweile zwölf Jahre alten Eselstute. Sie war 2009 viel zu klein auf die Welt gekommen. Tag und Nacht hatten mehrere Ehrenamtliche nach ihrer Geburt für ihr Überleben gekämpft, es mit der Flasche aufgepäppelt.
Schwierigkeiten bei der Zucht von Poitou-Eseln
Die Schwierigkeiten bei der Zucht der Poitou sind keine Olfener Seltenheit. Die Rasse züchterisch zu erhalten, gilt allgemein als sehr schwierig. Die Todesraten sind sehr hoch. „Schlechtes Erbgut“ wird dazu als Begründung genannt. Es kommt häufig zu gesundheitlichen Problemen wie mangelnder Muskulatur, diversen Gelenkproblemen, kurzen Sehnen... Die Liste geht noch weiter. Der Grund, warum Poitou-Esel als eine gefährdete Rasse gelten.
„1977 hat eine französische Studentin in einer Studie eindringlich vor dem Aussterben dieser Rasse gewarnt, woraufhin in Frankreich eine Organisation zur Rettung des Poitou-Esels gegründet wurde. Dieser gehören unter anderem auch der französische Zuchtverband und das Landwirtschaftsministerium an. Strenge Schutzmaßnahmen brachten bis heute erste Erfolge. Die züchterische Rettung muss jedoch noch weiter geführt werden“, steht auf der Infotafel in den Steverauen.
Rund 1000 eingetragene Poitou-Esel gibt es mittlerweile wieder - weltweit. Viele von ihnen leben in Zoos oder Wildparks - und sieben in den Steverauen in Olfen. Mit ihrer kräftigen Statur und dem rassetypischen zotteligen Fell sehen sie nicht gerade schwach aus. Poitou sind mit einem Gewicht von bis zu 450 Kilo nicht nur die schwersten Esel der Welt, sondern mit einem Stockmaß von 135 bis 150 cm auch die größten. Gerade deshalb wurden sie früher gerne und oft in der Landwirtschaft eingesetzt - bis diese dann mehr und mehr technisiert wurde und Maschinen die Tiere ersetzten.
Dass es dieses Jahr voraussichtlich keinen Nachwuchs mehr gibt, hat wahrscheinlich einen einfachen Grund, wie Norbert Niewind nüchtern erklärt. „Es kann sein, dass der Hengst einfach nicht mehr deckt.“ Im Moment steht der Hengst zusammen mit einer Stute isoliert auf einer Weide. Anzeichen für Nachwuchs gibt es aber keine. Die Tragezeit bei Eseln beträgt 360 bis 370 Tage.
Ich mag Geschichten. Lieber als die historischen und fiktionalen sind mir dabei noch die aktuellen und echten. Deshalb bin ich seit 2009 im Lokaljournalismus zu Hause.
