
© Pia Niewind
Ungewöhnliches Jahr: Kein Nachwuchs bei Eseln und Pferden in Steveraue
Weniger Tiere
Weniger Esel, weniger Pferde, weniger Rinder: Die Herden in der Steveraue Olfen sind kleiner geworden. Norbert Niewind, der sich um die Tiere kümmert, führt den Klimawandel mit als Grund an.
Die Autokennzeichen sprechen Bände: Ob aus Dortmund, Recklinghausen oder anderen Städten des Ruhrgebiets reisen seit Beginn des Teil-Lockdowns die Menschen an, um sich die Tiere in der Steveraue anzusehen. „Vor allem junge Familien entdecken derzeit die Natur“, hat Norbert Niewind in den vergangenen Wochen festgestellt. Dabei habe sicherlich auch das insgesamt gute Wetter im November und Dezember eine große Rolle gespielt.
Allerdings macht es die Stadt Olfen den Menschen auch leicht, die Natur zu genießen. Vom Parkplatz zwischen Tennisanlage und Friedhof sind es nur wenige Meter bis zu den Wiesen mit den Eseln, die auch Familien mit kleinen Kindern leicht zurücklegen können. Wer schon häufiger die Ruhe und die Landschaft genossen hat, dürfte sich in den vergangenen Monaten vielleicht gewundert haben.
In diesem Jahr gab es bei den Poitou-Eseln und den Pferden keinen Nachwuchs. Und auch für 2021 sei nach aktuellem Stand keiner zu erwarten, berichtet Norbert Niewind. Dabei liegt die letzte Geburt eine Poitou-Esel schon lange zurück. Zur Osterzeit 2019 sollte die damals zwölfjährige Poitou-Eselstute Topaze ein Fohlen bekommen.
Stadt hat die Eselherde in der Steveraue bewusst verkleinert
Dieses wurde dann auch am Tag vor Gründonnerstag geboren, verendete jedoch schon zwei Tage später – am Karfreitag. „Topaze hat das Fohlen alleine geboren, wir haben es auch schnell gesehen, aber auch sofort erkannt, dass es äußerst schwach war“, sagte Norbert Niewind. „Es hat einfach nicht bei der Mutter gesäugt, allein dafür war es zu matt. Die Versuche, es mit der Flasche zu tränken, schlugen fehl.“
Seitdem ist zumindest mit Blick auf neuen Esel-Nachwuchs nichts in der Olfener Steveraue passiert. Das dürfte auch daran liegen, dass die Esel-Herde aktuell aus sechs Stuten und ein Hengst „im gesetzten Alter“ besteht. „Früher hatte wir zwei Hengste“, berichtet Niewind. Aber die Herde ist bewusst verkleinert worden. „Wir wollen unter zehn Tieren bleiben.“ Zwei Jungstuten sind deshalb Ende 2019 an einen tschechischen Tierpark verkauft worden.

Die Steveraue mit ihren vielen Tieren spielt auch beim angrenzenden Skatepark eine Rolle - die aufgesprühten Motive orientieren sich an der Umgebung. © Thomas Aschwer (A)
Ähnlich die Situation bei der Pferdeherde in der Steveraue. Sie besteht aktuell aus acht Tieren - ausnahmslos Stuten. „Aktuell halten wir aber Ausschau nach einem neuen Hengst“, sagt Niewind. Er soll dann dafür sorgen, dass es in 2022 wieder Nachwuchs bei den Pferden gibt. Die größte Gruppe in der Aue ist die Rinderherde mit derzeit 42 Tieren. Aber auch hier plant die Stadt Olfen eine Verkleinerung. Zunächst werden aber im Februar/März nächsten Jahres neue Kälber geboren.
Störche verlassen auch im Winter nicht die Region
Warum sollen aber weniger Tiere auf den Weiden stehen, sind doch gerade die Esel zu einem ganz besonderen Anziehungspunkt und ein Stück weit zu einem Markenzeichen für Olfen geworden. „Das Futterangebot ist zu knapp - vor allem in den langen trockenen Sommern“, sagt Norbert Niewind. Weil die drei Herden jedoch das ganze Jahr über draußen bleiben und nur wenig zugefüttert wird, bleibt der Stadt keine Alternative zur Verkleinerung der Herden.
Zu sehen gibt es aber für alle, die sich für die Natur interessieren, weiter mehr als genug. Erst kürzlich war in den sozialen Medien zu lesen, dass ein Storch über die Steverauen flog. Keine ungewöhnliche Beobachtung. Bereits seit vielen Jahren bleiben Störche auch im Winter in der Region, weil sie in Olfen und auch Städten und Gemeinden der Region ausreichend Nahrung finden. Für viele Menschen bleibt die Steveraue allerdings ein ganz besonderer Anziehungspunkt. Die Besucher blicken auf 120 Hektar Natur pur, die sich Jahr für Jahr mehr und mehr in eine ursprüngliche Auenlandschaft verwandelt.
Journalist aus Leidenschaft, Familienmensch aus Überzeugung, Fan der Region. Als Schüler 1976 den ersten Text für die Ruhr Nachrichten geschrieben. Später als Redakteur Pendler zwischen Münsterland und Ruhrgebiet. Ohne das Ziel der Arbeit zu verändern: Die Menschen durch den Tag begleiten - aktuell und hintergründig, informativ und überraschend. Online und in der Zeitung.
