Das Thema Elterntaxis ist akut. An der Wieschhofschule zeichnet sich eine Lösung ab, die verhindern soll, dass viele Eltern vor Schulbeginn und zum Schulschluss mit dem Auto vorfahren.

Olfen

, 03.12.2019, 21:14 Uhr / Lesedauer: 3 min

Man nennt sie Elterntaxis. Mütter und Väter fahren direkt vor der Schule vor, lassen ihre Kinder mehr oder weniger schnell raus. Wenn viele dieser Elterntaxis ankommen, wird es nicht nur eng auf dem Vorplatz, sondern womöglich auch gefährlich, weil Kinder zwischen Autos herlaufen müssen. Das Problem haben Stadtverwaltung und Politik erkannt und ringen um eine Lösung, die zu mehr Sicherheit für Schulkinder führen soll.

Busse werden bald nicht mehr vom Vorplatz der Wieschhofschule abfahren beziehungsweise die Schule anfahren.

Busse werden bald nicht mehr vom Vorplatz der Wieschhofschule abfahren beziehungsweise die Schule anfahren. © Arndt Brede

Eine Lösung? Nein, es könnte ein ganzes Maßnahmenpaket geben, wie Bürgermeister Wilhelm Sendermann in der November-Sitzung für Schule und Kindergärten erklärte. Bevor er die möglichen Maßnahmen vorstellte, erklärte der Bürgermeister, warum eine didaktische Begleitung des Themas notwendig ist: Es gehe darum, die Familien, die Eltern zu motivieren, von Elterntaxis Abstand zu nehmen. Das Ganze solle auch in den Unterricht eingebettet werden und selbstverständlich werden.

Verbesserungswürdige Situation

Warum ist das Thema in Olfen relevant? Wilhelm Sendermann ordnete das für die Ausschussmitglieder ein: „Die Schule hat eine besondere Lage. Nah an der Innenstadt.“ Die Schule liege auch in einer Art Sackgasse. Viele Autos fahren zu den Schulanfangs- und -schlusszeiten am Vorplatz vor. Gleichzeitig seien aber auch Schulkinder per Fahrrad und zu Fuß unterwegs. „In der Gesamtbetrachtung ist das eine verbesserungswürdige Situation.“

Es gebe zwei Ansätze: „Entweder löst man es baulich oder sorgt für Entlastung.“ Baulich sei der Platz vor der Schule begrenzt. „Also müssen wir gemeinsam fragen, ob es uns gelingt, zu erreichen, dass man den Hol- und Bringverkehr nicht direkt vor der Schule hat.“ Zumal auch noch Busse auf diesem Vorplatz stehen. „Dann drubbelt es sich schon zu den Zeiten morgens und mittags. Die Busse, so kündigte es der Bürgermeister an, werden dort bald nicht mehr ankommen und abfahren, sondern ihren Standort an der Oststraße vor dem alten Krankenhaus haben.

In Olfen wird gerade über Hol- und Bringzonen diskutiert. In Selm sind Hol- und Bringzonen bereits an verschiedenen Standorten - hier vor der Grundschule Auf den Äckern in Bork - eingerichtet worden.

In Olfen wird gerade über Hol- und Bringzonen diskutiert. In Selm sind Hol- und Bringzonen bereits an verschiedenen Standorten - hier vor der Grundschule Auf den Äckern in Bork - eingerichtet worden. © Arndt Brede (A)

Aber welche Maßnahmen stehen denn konkret für die Verbesserung der Sicherheit für die Grundschüler im Raum? Hol- und Bringzonen soll es geben, wenn es nach der Stadtverwaltung geht. Zonen also, die in einem Abstand von bis zu 250 Metern von der Schule eigens dafür eingerichtet werden, damit Eltern ihre Kinder dort absetzen und die Mädchen und Jungen das letzte Stück zur Schule zu Fuß absolvieren.

Stärken- und Schwächenanalyse

Die Stadt Olfen hat das „Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation“ mit ins Boot genommen, um einmal einen unabhängigen Blick auf die Schulwegsituation in Olfen zu bekommen. Eine Stärken- und Schwächenanalyse also, die dazu führen soll, Verbesserungsvorschläge zu bekommen, wie Sendermann sagt.

Das Büro habe eine Befragung nach Klassen durchgeführt. Mit einer Rücklaufquote von 100 Prozent. Die Ergebnisse der Befragung seien also aussagekräftig.

Eine Frage war, wie die Kinder zur Wieschhofschule kommen. Ergebnis für den Sommer: 16 Prozent mit dem Fahrrad, 54,3 Prozent zu Fuß, 13,4 Prozent mit Bus/Bahn, 15,4 Prozent mit dem Auto. Im Winter sieht die Wahl des Verkehrsmittel durchaus anders aus: 8,6 Prozent kommen per Rad, 51,9 Prozent zu Fuß, 13,6 Prozent per Bus/Bahn, 25,1 Prozent mit dem Auto. „Gerade im Winter kann man sich vorstellen, welche Pkw-Bewegungen vor der Schule festzustellen sind“, kommentiert Sendermann diese Zahlen.

Standorte für Hol- und Bringzonen

Das beauftragte Büro hat Standorte für Hol- und Bringzonen vorgeschlagen: an der Oststraße, an der Funnenkampstraße, an der Straße Zur Sängerlinde und an der Neustraße. Nach Meinung von Sendermann solle man sich auf zwei Standorte festlegen: Oststraße und Zur Sängerlinde. Hol- und Bringzonen sind aber nicht die einzige Lösung zur Verbesserung der Schulwegsicherheit. Die müssen auf dem Weg von den Hol- und Bringzonen zur Wieschhofschule greifen, sagt der Bürgermeister.

Ein denkbarer Standort für eine Hol- und Bring-Zone ist die Oststraße vor dem Marienheim.

Ein denkbarer Standort für eine Hol- und Bring-Zone ist die Oststraße vor dem Marienheim. © Arndt Brede

Dazu gibt es eine Prioritätenliste des Büros. Eine der Empfehlungen, die relativ schnell umzusetzen seien: Die Verkehrsregelungen erkennbar machen. Also: Hecken an Kreuzungen zurückschneiden, Haltelinien erneuern, prüfen, ob Rechts-vor-links-Regelungen noch sinnvoll sind.

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Ebenfalls recht zügig umzusetzen sei, die Erkennbarkeit der Fußgänger an Fußgängerüberwegen zu verbessern. Dazu müsse die Beleuchtung an den Zebrastreifen verbessert werden, sagt der Bürgermeister. „Das werden wir als nächstes tun.“

Die Straße Zur Sängerlinde könnte eine Hol- und Bringzone bekommen.

Die Straße Zur Sängerlinde könnte eine Hol- und Bringzone bekommen. © Arndt Brede

Mit geringerer Priorität versehen sind Maßnahmen wie Bordsteinabsenkungen, Fahrbahnteiler oder Mittelinseln zur Verbesserung der Querung von Straßen.

Der Rat muss entscheiden

Am Ende müsse die Schule die angestrebten Maßnahmen mittragen, so Sendermann. Damit die Kinder letztendlich auf ihre Eltern einwirken können, um an den Hol- und Bringzonen herausgelassen zu werden und nicht auf dem Schulvorplatz. Der Rat wird abschließend entscheiden. „Meines Erachtens ist das Votum der Schulkonferenz aber sehr wichtig, weil die Akzeptanz für die Umsetzung vor Ort sehr stark von den Akteuren abhängt“, erklärt der Bürgermeister gegenüber der Redaktion. Er werde sich weiterhin auch in den Prozess und in die Entscheidungsfindung einbringen und das auch klar äußern. Er habe das auch schon getan.

Das Thema, so berichtet der Bürgermeister, werde in der Schulkonferenz besprochen. Im Frühjahr könne es eine politische Entscheidung geben.